Liebe auf den letzten Blick
fürchten.«
»Wie bitte?« Ich verstehe kein einziges Wort.
»Mit dir als Freundin muss man keine Katastrophen fürchten«, präzisiert er und greift nach meiner Hand. »Ich weiß nicht, wann ich mal wieder allein mit dir sprechen kann, Mathilde. Deshalb sage ich dir jetzt, was mich seit Wochen beschäftigt. Bevor wir uns begegnet sind, war das Alleinsein in Ordnung. Doch seit wir uns das erste Mal in die Augen gesehen haben, weiß ich, was ich vermisse. In deiner Gegenwart fühle ich mich so lebendig und ausgelassen wie ein Zwanzigjähriger.«
Ich starre ihn an, als habe er mir einen unsittlichen Antrag gemacht. Und genauso fühlt sich sein seltsames Geständnis für mich an. Vor allem habe ich keine Ahnung, was er damit bezweckt. Er kann es unmöglich ernst meinen.
»Lass die Scherze, Fred.« Ich entziehe ihm meine Hand. »Du musst mir nicht schmeicheln, nur weil ich Sophie in einer Notlage geholfen habe. Ich habe es gern getan, nicht zuletzt wegen der Kinder. Und um es mit Amelies Worten auszudrücken: Das Geld kommt zu einer anderen Tür wieder herein.«
»Geld scheint dir über alles zu gehen.«
»Nein«, antworte ich verschnupft. »Geld ist
nicht
alles. Aber ohne Geld ist
alles
nichts.«
»Schön philosophiert.« Er nickt, greift hinter den Tresen nach der Flasche Champagner im Eiskübel und füllt abermalsdie Gläser auf. »Aber ich rede nicht von Geld, Mathilde. Ich spreche von Gefühlen. Von dir und mir. Von uns!«
Langsam wird mir die Situation unheimlich. Mein Herz beginnt zu flattern. Und in meinem Kopf wirbelt das Gedankenkarussell. Hat Fred tatsächlich romantische Gefühle für mich? Unmöglich. Er ist doch so viel jünger als ich, und ich bin viel zu alt für ihn, außerdem ist er mit Sophie liiert und überhaupt.
Unmöglich!
»Du glaubst mir nicht?«
Schulterzuckend greife ich nach dem Sektglas, trinke einen großen Schluck und sehe ihn zweifelnd an.
Fred erwidert meinen Blick, und es fühlt sich an, als könne jeden Moment etwas geschehen. Etwas, dass mein Leben verändert. Für immer.
»Du hast ja keine Ahnung, was ich mir alles habe einfallen lassen, um in deiner Nähe zu sein«, gesteht er. »Ich habe meinen Sohn bei euch einquartiert, damit …«
»Moment!«, unterbreche ich ihn. »Wieso hast
du
Moritz bei uns einquartiert?«
»Um jederzeit bei dir auftauchen zu können.« Er nimmt einen Schluck, bevor er weiterredet. »Ich habe ihn sogar finanziell unterstützt, damit er sich das Zimmer leisten kann.«
»
Du
bezahlst die Miete?!« Meine Stimme kippt.
»Zum Teil«, antwortet er. »Moritz kann den Betrag nicht allein aufbringen. Aber ich wollte dich unbedingt näher kennenlernen, und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, gebe ich so schnell nicht auf. Man kann das auch ganz pragmatisch sehen: Normalerweise lädt man seine Angebetete zum Essen ein, macht ihr Geschenke, unternimmt Wochenendausflüge mit ihr und … Na ja, da läppert sich auch einiges zusammen.«
Ich mustere ihn. »Wäre eine schlichte Einladung zum Essen nicht günstiger gewesen?«
Schmunzelnd schüttelt er den Kopf. »Nicht in ein Drei-Sterne-Restaurant. Davon abgesehen, bist du verschlossen wie die Bank von England. Aber vermutlich hast du einfach kein Interesse an einem unreifen Kerl wie mir.«
»Na ja … also …«, stammle ich.
»Ich habe sogar Amelie zum Shoppen begleitet«, redet er weiter.
»Willst du etwa andeuten, dass du mich eifersüchtig machen wolltest?«, entgegne ich schnippisch.
Er fährt sich durchs Haar, als hätte ich ihn bei etwas Unmoralischem ertappt. »Ich war verzweifelt. So verzweifelt, dass Sophie …«
»Gut, dass du Sophie erwähnst«, unterbreche ich ihn. »Ich würde mich niemals in eine Beziehung drängen. Und wie immer deine
Gefühle
für mich aussehen, für eine Affäre bin ich nicht zu haben.«
Zwischen Freds Brauen entsteht eine steile Falte. Dann entspannen sich seine Gesichtszüge, als habe er die Lösung für ein Problem gefunden. »Wie steht’s mit einem klitzekleinen Affärchen?«, fragt er und lacht dabei aus vollem Herzen.
»Kein Bedarf!«
»Ein One-Night-Stand?«
»Also!« Empört schnappe ich nach Luft. »Dass du mit jeder Frau flirtest und nichts anbrennen lässt, habe ich längst bemerkt. Vielleicht funktioniert so was in Filmen …«
»Ich hab mal gelesen, das Kino sei der Platz zum Träumen«, unterbricht er mich. »Erzähl mir von deinen Träumen, Mathilde.« Er blickt mir tief in die Augen.
Reiß dich zusammen, mahnt eine Stimme in meinem
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