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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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fahrigen Handbewegung ab. »Er ist auch mit seiner Narbe hinreißend. Gute Güte – ohne Narbe war er bestimmt vollkommen unwiderstehlich!«
    Lady Mowbray nickte bekräftigend. »Er war schön wie ein griechischer Gott. Wie ein Engel. Für mich ist er das noch. Aber …« Sie seufzte. »Die Damen aus der besseren Gesellschaft wollen eben, dass alles perfekt ist. Die mögen keine gefallenen Engel.«
    Clarissa sah, dass sich ihre Augen zu ärgerlichen Schlitzen verengten.
    »Zugegeben, anfangs sah die Verletzung natürlich noch viel schlimmer aus. Er besuchte ziemlich bald nach seiner Rückkehr vom Militär einen Ball bei Hofe, da war die Narbe noch geschwollen und hässlich gerötet. Das entstellte sein Gesicht zweifellos sehr, und die zartbesaiteten Damen fielen reihenweise in Ohnmacht.« Ihre Miene verdunkelte sich vor Empörung. »Die junge Louise Frampton war die erste. Sie hatte seit Jahren ein Faible für Adrian und erlitt einen Schock, als sie ihn wiedersah. Prompt fiel sie in Ohnmacht. Tja, niemand hatte sie vorgewarnt, und nebenbei bemerkt war sie auch viel zu eng geschnürt«, flocht Lady Mowbray trocken ein. »Die kleine Louise hatte nämlich ein bisschen zugenommen, und da sie Adrian gefallen wollte, bat sie ihre Zofe, ihr das Mieder möglichst eng zu schnüren. Die Ärmste kam sich nach ihrer Ohnmacht wie eine bescheuerte Zimtzicke vor und erst recht, als sie erfuhr, dass andere Mädchen ebenfalls ohnmächtig geworden waren, und das bloß, um ihr nachzueifern.«
    »Das ist der Gipfel!«, entrüstete sich Clarissa.
    Lady Mowbray nickte bekümmert. »Soweit ich weiß, muss auf dem Ball irgendetwas mit Lady Johnson gewesen sein, denn das war der Auslöser, weshalb Adrian London verließ. Er packte seine Siebensachen und kehrte umgehend nach Mowbray zurück. Und er blieb hier auf dem Land.« Sie starrte ins Leere und dachte wohl an die traurige Vergangenheit. »Mary und ich konnten uns den Mund fusselig reden, dass seine Narbe kaum noch auffalle und dass er wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen solle – auf dem Ohr war Adrian taub. Schließlich nahm ich mir vor, strenger mit ihm zu sein, weil er sonst hier draußen versauern würde. Ich begann, ihn hartnäckig zu bearbeiten, wie es so schön heißt.«
    Clarissa biss sich auf die Lippe und versagte sich ein belustigtes Lächeln.
    Lady Mowbray hingegen überkam im Nachhinein das kalte Grausen, wenn sie daran dachte, wie sie ihren Jungen drangsaliert hatte. »Ich blieb unnachgiebig, bis er sich schließlich dazu bereit erklärte, diese Ballsaison wieder in London zu verbringen.«
    »Dafür bin ich dir sehr dankbar«, sagte Clarissa mit Nachdruck. Sie drückte die Hand ihrer Schwiegermutter. »Sonst hätte ich ihn nie kennengelernt.«
    »Stimmt, Liebes. Hätte ich ihn nicht schier nach London geprügelt, wärt ihr euch wahrscheinlich nie über den Weg gelaufen.«
    Clarissa nickte versonnen. Dann hätte sie ihn nie kennengelernt, nie mit ihm getanzt, ihn nie geküsst, nie … Au weia, dann wäre sie jetzt womöglich mit Dumpfbacke Prudhomme verheiratet und fest entschlossen, sich von der nächstbesten Klippe zu stürzen! Schon bei der Vorstellung, der alte Sack könnte sie streicheln so wie Adrian, überlief es sie eiskalt vor Ekel. Himmel!
    »Bitte tu mir doch den Gefallen, mein Kind, und kläre das. Du musst ihm schleunigst gestehen, dass du eine Brille hast. Er muss wissen, dass du seine Wange mit der Narbe sehen kannst und ihn trotzdem liebst. Du wirst sehen, er liebt dich mit und ohne Brille.« Adrians Mutter erhob sich mit graziler Anmut vom Bettrand. »Ich gehe jetzt auf mein Zimmer. Und – bitte, dieses kleine Gespräch bleibt unter uns, ja? Ich glaube nicht, dass Adrian begeistert wäre, wenn er wüsste, dass ich vor ihm bei dir war. Der arme Junge hat die ganze Nacht im Salon wachgesessen, voller Sorge um deinen Zustand.«
    Clarissas Augenbrauen flatterten bei dieser Neuigkeit nach oben, sie spähte forschend zu Kibble.
    Das Bulldoggengesicht des Butlers verzog sich zu einem Grinsen, und er nickte. »Ich musste seine Lordschaft nötigen, das Zimmer zu verlassen, während wir uns um Sie zu kümmern hatten, Lady Clarissa. Er wollte – selbstverständlich – nicht gehen, aber er stellte jede meiner Anweisungen infrage und stand dauernd im Weg herum. Folglich musste ich hart bleiben.«
    Clarissas Augen weiteten sich, verblüfft, dass es jemanden gab, der Adrian Paroli bieten konnte.
    »Ich musste ihm allerdings versprechen«, fuhr Kibble fort,

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