Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
hast. Das hat dir vermutlich das Leben gerettet.«
»Ein Glück, dass ich gerade keine Lust auf Süßes hatte«, sagte sie trocken.
»Das kann man wohl sagen«, bekräftigte Hadley.
»Du hättest daran sterben können«, sagte ihr Vater schroff, erkennbar aufgebracht, weil seine Tochter den Vorfall viel zu leicht nahm.
»So war es ganz ohne Zweifel geplant«, murmelte Hadley.
»Laut Kibble war in dem Stück Torte nicht ausreichend Gift, um sie umzubringen«, warf Adrian begütigend ein. »Selbst wenn Clarissa das ganze Stück aufgegessen hätte, wäre sie daran vermutlich nicht gestorben. Er geht aber davon aus, dass ihr Zustand dann wirklich kritisch geworden wäre.«
»Gift?«, rief Clarissa entgeistert. »Die Torte war vergiftet ?« Sie sah, dass die drei Männer Blicke wechselten, aber keiner antwortete ihr. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass mich jemand vergiften wollte, oder?« Als die drei weiter stumm blieben, fragte sie: »Was ist denn eigentlich passiert? Wieso sollte irgendjemand auf die Idee kommen, mich zu vergiften?«
Adrian blies die Backen auf und ließ die Luft langsam entweichen. »Clarissa, ich hab dich das schon mal gefragt. Bist du ganz sicher, dass dir niemand übelwill?«
Clarissa schaute ihn bestürzt an. Sie erinnerte sich, dass er sie gefragt hatte, ob sie Feinde habe, jemand, der ihr Böses wolle. Er hatte sie das nach einem stürmischen Liebesakt gefragt, und sie hatte sich nichts dabei gedacht. Dann hatte er ihr noch von einem Freund erzählt, der herausgefunden hatte, dass man ihm ans Leben wollte, aber bei ihr sei das doch sicher nicht der Fall, oder? Clarissa hatte damals angenommen, sie würden bloß harmlos miteinander plaudern. Jetzt begriff sie, dass er sich schon länger ernsthafte Sorgen machte, dass jemand ihr etwas antun könnte. Aber warum?
»Ja, ganz sicher«, betonte sie. »Wieso sollte es jemand ausgerechnet auf mich abgesehen haben? Ich hab niemandem was getan. Vielleicht wollte man dich vergiften, und ich war zufällig diejenige, die an der Torte genascht hat.«
»Mich?«, sagte Adrian erstaunt. »Weswegen sollte man mich umbringen wollen?«
»Adrian, wieso glaubst du, dass man mich um die Ecke bringen will?«, versetzte sie milde gereizt. »Schließlich bist du derjenige, der nicht auf seine Mutter hört, wenn sie dir gute Ratschläge gibt. Vielleicht sind da noch ein paar andere, denen du nie zuhörst und die jetzt auf Teufel komm raus versuchen, deine Aufmerksamkeit endlich mal auf sich zu lenken.«
Um Adrians Mundwinkel zuckte es belustigt, dann sagte er ernst: »Niemand versucht, mich umzubringen, Clarissa. Die Torte war für dich bestimmt.«
»Woher willst du das so genau wissen?«, erkundigte sie sich.
»Zum einen war ich gar nicht im Haus. Zum anderen bist du diejenige, die sich nachmittags auf ihr Zimmer zurückzieht. Außerdem«, betonte Adrian, »stand der Kuchen schließlich in deinem Schlafzimmer.«
Clarissa zog eine missmutige Schnute angesichts seiner zwingenden Schlussfolgerungen; ihre Augen wurden schmal. »Du hast mich vor ein paar Tagen schon mal gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass ich Feinde habe oder so. Hast du da bereits angenommen, dass mir jemand übel mitspielen will? Und wenn ja, warum?«
Adrian seufzte unschlüssig. »Clarissa, seit deiner Ankunft in London hattest du einen Unfall nach dem anderen. Es ist doch nicht normal, dass dir laufend irgendwelche Missgeschicke passieren, oder?«
»Das kam, weil ich meine Brille nicht hatte«, erklärte sie mit Nachdruck.
Clarissa spürte deutlich, dass er das als Begründung nicht zufriedenstellend fand. Trotzdem ließ er das Thema auf sich beruhen, stattdessen drehte er sich halb zu Hadley, dem er wohl einen vielsagenden Blick zuwarf.
Bevor Clarissa noch etwas sagen konnte, küsste Adrian sie auf die Stirn und stand auf. »Ich muss kurz mit Hadley sprechen. Ich bin gleich wieder bei dir.«
Adrian verließ mit Hadley das Zimmer, und Clarissas Vater setzte sich zu seiner Tochter aufs Bett. Doch seine Aufmerksamkeit war auf die Verbindungstür gelenkt, hinter der die beiden Männer eben verschwunden waren und sich leise unterhielten.
Clarissa war klar, dass ihr Vater gern an dem Gespräch teilgenommen hätte, dass er sie aber nur ungern allein ließ. Sie seufzte. »Na, geh schon. Geh zu ihnen. Ich möchte mich sowieso ein bisschen frisch machen. Bist du so nett und sagst meiner Zofe Bescheid, dass sie hochkommen und mir ein Bad einlassen soll?«
»Ja, ja, mach ich.« Lord
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