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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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nachdrücklich.
    »Aber klar doch«, schmunzelte Mowbray. »Wir bleiben hier in der Nähe. Damit du es einfacher hast, uns zu finden, wenn du sie nachher zurückfahren musst.«
    »Einverstanden«, bekräftigte Greville. Sie hörte das Schnalzen der Zügel, und der Landauer fuhr an.
    Als er in dem grünen Dickicht des Parks verschwunden war, lächelte Clarissa in die ungefähre Richtung von Lord Mowbray. Sie hoffte, dass er zurücklächelte. Wenigstens glaubte sie, ein Lächeln in seiner Stimme wahrzunehmen, als er sagte: »Ich vermute, Sie möchten lieber ein Stück spazieren gehen, statt mit mir in der stickigen Kutsche weiterzufahren, oder?«
    Als Clarissa verblüfft die Augen aufriss, erklärte er: »Ich sehe es Ihrer Nasenspitze an, dass Sie nicht sonderlich versessen darauf sind, Leute zu betrachten oder selber angestaunt zu werden, stimmt’s? Wie dem auch sei, ich hab meinen offenen Phaeton ohnehin vor einiger Zeit abgegeben und mir diese geschlossene Kutsche zugelegt.«
    »Ach so.« Clarissa zögerte unschlüssig. »Sie haben recht. Ich kann dieser Angeberei nichts abgewinnen, zumal ich sowieso nicht viel erkennen kann. Außerdem wäre es eine Katastrophe, wenn man mich in Ihrer Kutsche sehen würde. Sollte es meiner Stiefmutter nämlich zu Ohren kommen, dass …«
    »Keine Sorge, wir tragen doch Masken«, unterbrach Adrian schnell. »Damit kann uns niemand erkennen.«
    Clarissa betastete automatisch ihre Gesichtsmaske. Ihre Stiefmutter hatte darauf bestanden, dass sie eine trug. Weil die komischen Dinger in dieser Saison Mode waren. »Meinen Sie nicht, ich verrate mich wie üblich durch irgendeine Ungeschicklichkeit?«
    Adrian schlang fürsorglich ihre Hand durch seinen Arm. »Ich sorge schon dafür, dass das nicht passiert. Verlassen Sie sich ganz auf mich.«
    Sie atmete innerlich auf und ließ sich von ihm über den Weg geleiten, den sie als bräunlich lang gestreckten Schatten wahrnahm. Beide schwiegen einvernehmlich, doch nach einer Weile spitzte Clarissa plötzlich die Ohren. »Ist das Wasserrauschen, Mylord? Ich höre etwas wie ein leises Plätschern.«
    Adrian spähte um sich. »Keine Ahnung«, gestand er, »ist lange her, seit ich das letzte Mal hier war. Soweit ich weiß, stehen in diesem Park aber einige Springbrunnen. Vielleicht hören Sie das Plätschern einer Fontäne.« Und nicht lange darauf: »Alle Achtung, Sie haben Ohren wie ein Luchs. Ich höre zwar immer noch nichts, aber hier in der Nähe müsste einer dieser Springbrunnen stehen.«
    Augenblicke später gewahrte er den Brunnen und führte sie dorthin. Unbehaglich schweigend blieben sie an dem gemauerten Bassin stehen.
    Clarissa tat so, als würde sie in das undeutlich grün schimmernde Wasser spähen, dabei kreisten ihre Gedanken um Adrian. Sie überlegte krampfhaft, was sie sagen sollte. Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen, grübelte sie. Auf dem Ball hatte sie sich blendend unterhalten, aber jetzt machte sie seine Gegenwart verlegen.
    Unvermittelt durchbrach er das Schweigen, indem er leise auflachte.
    »Ist irgendwas?« Sie reckte neugierig den Kopf.
    »Ach, nichts«, wiegelte er ab. »Außer vielleicht, dass ich ein Idiot bin. Ich stehe hier und suche verzweifelt nach einem Gesprächsthema, aber bei so viel Schönheit setzt mein Verstand anscheinend aus.« Bevor sie protestieren konnte, setzte er hinzu: »In Ihrer Gegenwart bin ich nervös wie ein Schuljunge.«
    »Ich bin auch nervös«, gestand sie leise. »Eigenartig, auf den beiden Bällen hatten wir jede Menge Gesprächsstoff.«
    »Was Sie sagen, stimmt«, räumte er ein und zog sie sanft von dem Brunnen weg. »Zum Glück bin ich kein gänzlicher Vollidiot, denn ich hab etwas mitgebracht, das Sie bestimmt interessiert.« Er griff in seine Jackentasche und zog ein dunkles Rechteck heraus, das er Clarissa in die Hand drückte.
    »Ein Buch«, entfuhr es Clarissa verblüfft.
    »Ja.«
    Als er sie von dem Brunnen wegführte, fragte sie: »Wo gehen wir hin?«
    »In der Nähe ist eine kleine, schattenspendende Laube. Dort können wir uns hinsetzen, und ich lese Ihnen vor.«
    »Sie wollen mir vorlesen?«, fragte sie gespannt.
    »Sie sagten doch, Sie können ohne Brille nichts lesen, und dass Sie das besonders bedauern. Folglich kam mir die Idee, Ihnen etwas vorzulesen. Es ist nicht ganz das Gleiche, wie wenn man selber liest, aber immerhin ein bisschen Zerstreuung«, grinste er.
    »Oh, das Angebot nehme ich sehr gern an«, sagte Clarissa schnell. Sie war ein bisschen gerührt

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