Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
meine Zuneigung.«
»Verstehe«, sagte Adrian leise. Das erklärte viel von Lydias Verhalten.
»Ich bin ja so froh, dass ihr beiden euch gefunden habt. Ihr werdet bestimmt so glücklich miteinander, wie Margaret und ich es damals waren. Und jetzt ab mit dir, zeig ihr die Ahnengalerie«, drängte seine Lordschaft. »Ich würde euch ja gern einen Spaziergang im Park vorschlagen, aber draußen regnet es Bindfäden. In der Galerie werdet ihr wenigstens nicht nass.«
»Danke.« Nach einem kurzen Nicken durchquerte Adrian zielstrebig den Saal, um seine zukünftige Braut einzusammeln. Sie saß mit seiner Mutter, seiner Cousine und Lydia zusammen und sah rundum glücklich aus. Er gewann den Eindruck, dass sie diesen Ball wirklich genoss. Das war nicht immer so gewesen. Sie strahlte und plauderte angeregt mit seiner Mutter und Mary. Lydia machte dagegen ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter und wirkte kreuzunglücklich. Würde sie Clarissa nicht so scheußlich behandeln, dann hätte sie Adrian fast ein bisschen leidgetan.
Es war ihr erster gemeinsamer Ball seit dem Brand. Lydia hatte sich zuerst geweigert, Clarissa allein hingehen zu lassen, mitkommen wollte sie jedoch auch nicht, weil sie angeblich einen Skandal befürchtete . Nach Johns Ankunft musste sie notgedrungen ihre Meinung ändern. Er hatte darauf bestanden, dass sie gemeinsam hingingen und dass Adrian sie in der Familienkutsche begleitete. Lord Crambray legte großen Wert darauf, allen zu zeigen, dass der junge Mann zur Familie gehörte.
»Adrian?«
Er lächelte, als Clarissa zu ihm hochschaute und ihn spontan erkannte. Und das ungeachtet der Tatsache, dass sie ohne Brille ganz schlecht sah.
»Ja«, antwortete er. »Dein Vater schlägt vor, ich soll dir die Ahnengalerie zeigen.«
Lydia öffnete den Mund und klappte ihn seufzend wieder zu. Protest war zwecklos, denn es hätte sich nicht geschickt, dass sie ihrem Mann widersprach.
Clarissa schenkte Adrian ein bezauberndes Lächeln und fasste seine Hand. Sie erhob sich grazil und ließ sich von ihm durch den Ballsaal geleiten. »Ich wusste ja gar nicht, dass Vater mit dir befreundet ist«, murmelte sie, als sie durch die Eingangshalle zur Galerie gingen.
»Na ja, sagen wir mal locker befreundet. Wir schreiben uns ein paarmal im Jahr. Dein Vater ist ein netter Mensch.«
»Finde ich auch.« Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd und nickte bekräftigend.
»Bis vor Kurzem ahnte ich nicht mal, dass du seine Tochter bist«, gestand Adrian lachend. »Ich meine, ich hab dich nicht mit dem John Crambray in Verbindung gebracht, mit dem ich korrespondiere. Er hat mich nämlich öfter zu sich nach Hause eingeladen. Hätte ich eher gewusst, dass du seine Tochter bist, wäre ich der Einladung natürlich gern nachgekommen.«
Fröhlich schwatzend betraten sie die Galerie, und Adrian hatte nur Augen für seine Zukünftige. Er war so hingerissen von ihr, dass er die Frau erst bemerkte, als sie ihm in den Weg trat und er fast gegen sie prallte.
»Lord Mowbray.«
Adrian blieb abrupt stehen. Seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, gewahrte er, mit wem er zusammengestoßen war: Lady Blanche Johnson.
Sein Blick glitt von ihren arktisch blonden Haaren über ihren üppigen Körper. Er hatte sie seit über zehn Jahren nicht gesehen und verspürte auch keinerlei Bedürfnis, sie wiederzusehen. Diese Frau hatte ihn mehr verletzt als all das hämische Getuschel, die Zurückweisungen und Beleidigungen, denen er vor zehn Jahren, bei seinem letzten Besuch am Königshof, ausgesetzt gewesen war.
Blanche Johnson war eine hinterhältige Schlange. Sie hatte sich nicht abschrecken lassen von seinem böse vernarbten Gesicht. Sie war die Einzige gewesen, die auf jenem unsäglichen Ball lächelnd mit ihm geflirtet und ihm Avancen gemacht hatte … Sie hatte ihn zu sich nach Hause gelockt und ihn nach allen Regeln der Kunst verführt. Als sie nachher verschwitzt und schwer atmend dalagen, hatte die Dame ihm mit einem glockenhellen Lachen offenbart, dass sie Monster wie ihn erregend fände und dass sie mit solchen Männern den besten Kitzel hätte.
Adrian hatte tief erschüttert auf dem Teppich in ihrem Boudoir gelegen, wo die Leidenschaft ihn übermannt hatte. Ihm wurde speiübel, als sie ihm von einigen anderen Liebhabern erzählte, die sie vernascht hatte. Ein Zwerg und ein Buckliger waren bis dahin ihre ungekrönten Favoriten gewesen, aber er, Adrian, hätte es ihr so richtig besorgt. »Hässliche Vögel wie du sind
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