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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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bisschen zerzaust, Mutter wollte sich darum kümmern«, erklärte er, ehe er mit Bestürzung feststellte, dass Clarissas Frisur schlimmer aussah als vorher.
    »Deine Mutter wollte sich darum kümmern?«, erkundigte sich Mary erschrocken. Sie blieb abrupt stehen.
    Adrian zog die Stirn hoch. »Ja. Sie ist eine Frau, sie weiß besser Bescheid in solchen Dingen als … Wieso schüttelst du dauernd den Kopf?«
    »Mach das nie wieder. Lass deine Mutter bloß nicht mehr in die Nähe von Clarissas Haaren, hörst du? Deine Mutter hat bei so was buchstäblich zwei linke Hände.« Mary machte kehrt in Richtung Ballsaal. »Ich frag Lady Guernsey, ob ich mir mal kurz ihre Zofe ausleihen darf.«
    Adrian sah ihr nach, dann spähte er milde betreten zu den anderen. Clarissas Frisur mutete an wie der Turm von Pisa, hoch aufgetürmt und leicht schief. Statt die paar gelösten Strähnen mit Haarnadeln wieder zu befestigen, hatten John und seine Mutter alles bloß verschlimmbessert. Mary hatte recht. Ohne die Hilfe einer Zofe war seine Mutter offensichtlich aufgeschmissen.
    Kopfschüttelnd drehte er sich weg und strebte in den Salon, wo die Männer und ein paar Frauen Karten spielten. Er fand Reginald auf Anhieb. Sein Cousin raffte eben Münzen zusammen, zweifellos hatte er eine Runde gewonnen.
    »Reg, ich muss mit dir sprechen.« Adrian trat hinter dessen Stuhl.
    »Dann leg los.« Reginald strich weiter seine Gewinne ein.
    »Nein, unter vier Augen«, murmelte Adrian verschwörerisch.
    »Hat das nicht Zeit, bis ich zu Ende gespielt hab?«
    Adrian überlegte unschlüssig. »Nein.«
    Reginald erhob sich seufzend von seinem Stuhl. »Leute, ich bin mal kurz weg. Dauert nicht lang.«
    »Danke«, sagte Adrian, als sie loszogen.
    »Keine Ursache, Cousin. Also, was ist so wichtig, dass du mich vom Kartentisch wegholen musst?«
    »Lydia lässt Clarissas Ersatzbrille nach London kommen«, knurrte Adrian.
    Reginald fixierte ihn verständnislos. »Na und?«
    »Dann kann sie mich sehen.«
    »Na und?«, wiederholte Reg, der sichtlich auf der Leitung stand.
    »Das geht nicht, unter gar keinen Umständen«, platzte sein Cousin heraus. »Wenn sie mich sieht, dann …«
    »Adrian, reg dich ab«, unterbrach Reg. »Sie wird dein Gesicht sowieso irgendwann sehen. Du hast doch bestimmt nicht vor, so wie Lydia weiterzumachen und deine Braut weiterhin blind wie eine Fledermaus herumtappen zu lassen?«
    »Nein, das nicht, aber …«
    »Aber was?«
    »Ich brauch einfach mehr Zeit.«
    »Wozu?«
    Adrian zögerte mit seiner Antwort. »Weil … vielleicht, wenn sie mich liebt, bevor sie mein entstelltes Gesicht sieht …«
    Als er Regs mitfühlenden Blick aufschnappte, wandte er sich abrupt ab. Er schluckte schwer, wie um den schmerzhaften Kloß in seiner Kehle hinunterzuwürgen. Verdammt, er war erwachsen und fühlte sich wie ein Halbwüchsiger, der Angst hat, seinen besten Freund zu verlieren.
    »Adrian.« Reg legte ihm eine Hand auf die Schulter, drehte ihn zu sich um und sah ihn fest an. »Erstens sieht dein Gesicht nicht halb so schlimm aus, wie du immer denkst. Zweitens glaube ich nicht, dass Clarissa besonderen Wert auf Äußerlichkeiten legt. Und drittens, wenn doch, dann liebt sie dich nicht genug. Da wäre es doch besser, wenn du das jetzt erfährst und nicht erst, wenn es zu spät ist.«
    Adrian ließ bestürzt die Schultern sinken. »Mag sein.«
    »Es wird alles gut.« Reg klopfte ihm auf die Schulter und wandte sich zum Gehen. »Genieß ihre Gesellschaft. Endlich kannst du sie ohne ausgetüftelte Pläne und Vorwände sehen, und prompt kommst du auf blöde Gedanken. Los, küss sie, bis sie nicht mehr weiß, wie sie heißt!« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    Reg steuerte wieder den Spieltisch an, und Adrian hielt in Richtung Foyer. Dort stellte er verblüfft fest, dass Clarissa, ihr Vater und seine Mutter nicht mehr da waren. Zunächst nahm er an, dass sie ihre Frisur wieder hinbekommen hatten und auf den Ball zurückgekehrt waren. Als er sich auf die Suche machen wollte, schnappte er die Stimme seiner Mutter auf, dann Clarissas. Er spitzte die Ohren und tastete den Flur mit suchenden Blicken ab. Aha, die Tür neben der Garderobe war nur angelehnt, vorhin war sie verschlossen gewesen. Er spähte in den kleinen Raum. Seine Augen weiteten sich ungläubig.
    »Um Himmels willen, was macht ihr da mit ihr?«, stöhnte er, kaum dass er die Bescherung sah. Er packte Clarissas Hand und zerrte sie aus den Klauen der beiden älteren Semester, die eben dabei

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