Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
dass wir einen Verdacht hegen, könnte einen mutmaßlichen Übeltäter hellhörig machen.«
Hadley nickte. »Und was machen wir mit Clarissa? Sollte unsere Vermutung stimmen und jemand legt es tatsächlich darauf an, sie noch vor der Hochzeit umzubringen, dann machen Sie sich auf etwas gefasst. Dann schwebt Ihre Braut in allergrößter Gefahr.«
»Darum hab ich mich bereits gekümmert. Ich bezahle drei Diener im Hause Crambray, damit sie heimlich ein Auge auf Clarissa haben. Das hab ich in der Brandnacht arrangiert«, sagte Adrian grimmig.
»Und was ist mit der Zofe?«, hakte Hadley nach.
Adrian zuckte wegwerfend mit den Achseln. »Joan? Hmmm, sie soll Clarissa doch sowieso immer begleiten. Außerdem befürchte ich, dass sie etwas ausplaudern könnte, und ich möchte Clarissa nicht unnötig beunruhigen. Sie ist ohnehin sehr angespannt wegen der Vorbereitungen für unsere Hochzeit.«
Hadley nickte. »Drei Diener müssten eigentlich reichen. Da ist …«
»Adrian Maximilian Montfort!«
Adrian fuhr zusammen und schwenkte herum. Schreck lass nach! Seine Mutter war mit Clarissa im Anmarsch. Und wenn Lady Mowbray ihren Sohn mit seinem vollen Namen anredete, steckte er zweifellos in Schwierigkeiten. Hatte er irgendwas ausgefressen?, überlegte er fieberhaft. Kaum dass er Clarissa gewahrte, setzte sein Verstand indes aus.
Sie trug ein bezauberndes cremeweißes Nachmittagskleid, und ihre Haare, die an den Schläfen mit Kämmen zurückgesteckt waren, wellten sich weich über ihre Schultern – wie in jener Nacht in ihrem Zimmer. Er fand das viel schöner als die steifen Hochfrisuren, die die Damen auf Bällen verpasst bekamen. Seine Zukünftige sah hinreißend aus.
»Hör auf, Clarissa anzustarren, das ist unhöflich«, schimpfte seine Mutter ungehalten. »Wenn ihr verheiratet seid, kannst du sie meinetwegen mit Blicken aufessen. Aber erst mal, mein Junge, hab ich ein ernstes Wörtchen mit dir zu reden.«
Adrian seufzte resigniert. »Was hab ich jetzt wieder angestellt?«
»Du erinnerst dich noch, dass wir den Tee gemeinsam einnehmen wollten, nicht wahr?«, versetzte seine Mutter ärgerlich.
»Aber sicher. Hadley und ich haben euch schon erwartet. Deshalb sind wir hier.«
»Na, das ist ja ganz reizend«, konterte Lady Mowbray mit einem spitzen Lächeln. »Bloß dass wir den Tee bei dir zu Hause einnehmen wollten.«
»In meinem Haus?«, stammelte Adrian begriffsstutzig.
Lady Mowbrays Busen hob und senkte sich unter einem ungehaltenen Seufzen. »Ja, Adrian, in deinem Haus. Wir hatten abgesprochen, dass das Haus heute Nachmittag piccobello aussieht und dass deine Dienerschaft ihren Sonntagsstaat anzieht, damit Clarissa vor der Hochzeit ihr neues Zuhause und das Personal kennenlernen kann.«
»Oh, Sch…« Adrian presste sich gerade noch rechtzeitig eine Hand auf den Mund. Er hatte die Absprache mit seiner Mutter glatt vergessen. Ja, sie hatte vorgeschlagen, den Nachmittagstee in seinem Stadthaus einzunehmen, damit Clarissa sich schon mal ein bisschen eingewöhnen könnte.
Die Idee klang überzeugend. Zumal sich Clarissas Leben mit dieser Hochzeit grundlegend verändern würde. Sie würde eine prächtige Stadtresidenz bewohnen, sich an mehr und anderes Personal gewöhnen müssen, folglich war es sinnvoll, wenn er seine junge Braut früh genug mit den neuen Gegebenheiten vertraut machte. Mist, er hätte sich in den Allerwertesten treten mögen, dass er seiner Mutter nicht besser zugehört hatte.
Nach einem weiteren schweren Seufzen wandte Lady Mowbray sich an Hadley. »Ah, Mister Hadley. Mein Sohn erwähnte Sie bereits.«
Adrian rollte unbehaglich mit den Schultern, besorgt, dass sie ausplaudern könnte, in welcher Funktion Hadley für ihn tätig war. Seine Sorge war unbegründet. Stattdessen sagte sie schlicht: »Clarissa, das ist Mister Hadley. Er unterstützt Adrian von Zeit zu Zeit bei diversen Projekten. Mister Hadley, ich darf Ihnen meine zukünftige Schwiegertochter vorstellen, Lady Clarissa Crambray.«
»Lady Crambray, angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Hadley trat einen Schritt vor und fasste lächelnd ihre Hand, dabei tastete er mit Blicken ihren Kopf ab. Adrian war klar, dass er nach der Verletzung suchte, die sie sich in der Ballnacht zugezogen hatte. Die Mühe konnte er sich getrost sparen. Seit dem Unfall waren anderthalb Wochen vergangen, und die blutige Schramme und die dicke Beule waren längst abgeheilt. Hätte Adrian ihn eher engagieren können, so hätte Hadley die Art der Verletzung
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