Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
womöglich weitere Aufschlüsse geliefert, aber der Detektiv war in der fraglichen Zeit in Nordengland gewesen, wo er in anderer Mission ermittelt hatte. Er war erst am Vortag zurückgekehrt und hatte sich am Morgen sogleich mit Adrian getroffen.
»Guten Tag, Mister Hadley«, murmelte Clarissa. »Was sind das denn für Projekte, bei denen Sie Adrian unterstützen?«
Bei der Frage drehte sich Adrian der Magen um. Er brauchte sich jedoch keine Sorgen zu machen: Hadley wich aus, ohne rot zu werden. »Och, dies und das. Eigentlich nichts Bestimmtes.«
»Ach so«, meinte Clarissa gedehnt. Sie musterte ihn weiter forschend.
Hadley fuhr fort: »Seine Lordschaft hat mich heute Morgen für sein nächstes Projekt engagiert. Er möchte sich draußen in Mowbray einen Springbrunnen bauen lassen, vergleichbar mit dem, den Ihr Vater hier im Garten hat. Deshalb hat er mich heute Nachmittag zum Tee mit Ihnen und Lady Mowbray eingeladen. Er wollte, dass ich mir den Springbrunnen anschaue, damit ich im Bilde bin, wenn ich den Arbeitern entsprechende Anweisungen gebe«, erklärte er. Adrian bewunderte seine blühende Fantasie.
»Oh ja, natürlich.« Clarissa lächelte freundlich. »Eine fabelhafte Idee. Dann kommt Mister Hadley ja sicher mit zu dir zum Tee, oder?«
»Ähm …« Adrian stockte. »Ich hatte Ffoulkes gebeten, der Haushälterin auszurichten, dass wir den Tee hier einnehmen werden.«
»Dieses Missverständnis konnten wir vorhin schon mit Ffoulkes klären«, versetzte Clarissa. »Er meinte, das sei gar kein Problem.«
»Jessop weiß ebenfalls Bescheid«, ergänzte Adrians Mutter. »Bei unserer Rückkehr ist der Tee fertig.«
»Ihr wart schon bei mir?«, erkundigte sich Adrian.
Seine Mutter nickte. »Woher sollten wir sonst wissen, dass du hier bist? Jessop hat uns informiert. Wir erklärten ihm das Missverständnis und dass wir den Tee bei dir trinken wollen. Dann sind wir hergefahren, um dich abzuholen.«
»Na dann … fahren wir.« Adrian seufzte. In allerletzter Sekunde das Haus auf Vordermann bringen, Staub wischen, Ordnung machen, Tee servieren … ihm schwante, dass seine Hausangestellten vermutlich fuchsteufelswild waren. Verärgerte Diener konnten einem das Leben sehr unangenehm machen, das wusste er aus Erfahrung.
Sie liefen über den Weg zurück zum Haus und wollten gerade in die Kutsche steigen, als Hadley sagte: »Mylord, was halten Sie davon, wenn ich mich schon mal um Ihr neuestes Projekt kümmere? So gern ich Ihrer Einladung folgen würde, aber ich bleibe besser hier.«
»Oh, ja, selbstverständlich. Wie Sie meinen.« Adrian reichte ihm zum Abschied die Hand. »Danke, Hadley. Ich bin gespannt, was Sie mir berichten.«
»Kommt Mister Hadley nicht mit?«, fragte Clarissa, als Adrian einstieg. Er sank auf die freie Bank gegenüber den Damen.
»Nein. Er hat noch was zu erledigen«, meinte er ausweichend. Er verschlang Clarissa mit Blicken. Sie sah bezaubernd aus in ihrem hellen Kleid, wie ein Sonnenstrahl, und Adrian hätte schwören mögen, dass seine kleine Lady mit jedem Tag schöner wurde.
Als seine Mutter begann, von den Anproben zu erzählen, hörte Adrian bloß mit halbem Ohr hin. Seine Gedanken kreisten um die letzte Kutschfahrt, die er mit Clarissa gemacht hatte. Prompt regte sich etwas in seiner Hose. Er war heilfroh, dass die Fahrt nicht lange dauerte.
Bei ihm zu Hause riss Jessop das Portal auf, kaum dass die Kutsche vorfuhr. »Willkommen daheim, Mylord.«
Jessops Gesicht sprach Bände. Adrian war sofort gewarnt. Sein aufmüpfig dreinblickender Butler und das übrige Personal würden ihm in den kommenden Tagen das Leben zur Hölle machen, garantiert. Alle begrüßten ihn mit säuerlichen Mienen, weil sie kaum Zeit zum Saubermachen und Aufräumen gehabt hatten. Haus und Personal sahen zwar immer sauber und adrett aus, aber für die zukünftige Dame des Hauses sollte natürlich alles noch einen Tick besser sein. Ja, hätten sie früher von Clarissas Besuch erfahren, hätten sie alles in ihrer Macht Stehende getan, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Hatten sie aber nicht, weil Sohnemann seiner Mutter nicht zugehört hatte. Folglich hatte der Hausherr sie nicht über die geplante Einladung zum Tee informiert, und Jessop funkelte ihn vernichtend an, als wäre er der letzte Abschaum.
»Keine Sorge, Jessop«, meinte Lady Mowbray auf dem Weg ins Haus. »Ich hab ihm schon den Kopf gewaschen, weil er mir nie zuhört und Sie nicht informiert hat.«
»Sehr gut, Mylady«, murmelte
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