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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Kleid auf, das er in seiner Erregung halb zerrissen hatte? Nein, Clarissa war das so piepegal, dass sie seelenruhig eingeschlummert war.
    Er selbst sah kein bisschen besser aus, wurde Adrian bewusst. Seine Hose hing ihm um die Knöchel, sie hatte ihm entfesselt das Hemd aufgerissen, dabei war die Hälfte der Knöpfe abgesprungen. Und es kümmerte ihn genauso wenig. Zumindest so lange nicht, bis der Kutscher plötzlich losbrüllte. Als Adrian den zugezogenen Vorhang beiseiteschob, stellte er entgeistert fest, dass sie bereits durch Mowbray rollten.
    Heilige Mutter Gottes! Wenn sie in diesem Aufzug erwischt wurden, halb nackt und verschwitzt vom Liebesspiel, Gott, wäre das peinlich! Adrian war dermaßen schockiert, dass sie schon angekommen waren – und kein bisschen repräsentabel aussahen –, dass er unwillkürlich aufsprang und dabei Clarissa auf den Boden katapultierte, wo sie in einer Woge flatternder Röcke liegen blieb.
    »Um Gottes willen, Clarissa! Verzeih mir, das wollte ich nicht«, murmelte er. Er ließ den Vorhang los und bückte sich, um ihr aufzuhelfen. Seine süße kleine Frau gähnte verschlafen und versuchte, sich irgendwie aus den verhedderten Stoffmassen zu befreien.
    Adrian hob sie mit einer geschmeidigen Bewegung auf, dabei rutschte ihr prompt das Kleid vom Körper und auf den Boden. Kaum hatte er Clarissa neben sich auf die Bank verfrachtet, angelte er danach. Er reichte ihr das Kleid und drängte: »Wir sind da. Wir müssen uns anziehen. Mach schnell.«
    »Was?«, fragte sie verstört. »Was soll das heißen, ›wir sind da‹?«
    »Liebes, wir sind in Mowbray.« Er riss den Vorhang beiseite, um es ihr zu zeigen, erinnerte sich dann, dass sie ohne Brille nicht viel sehen konnte, und erklärte: »Wir sind schon halb in der Auffahrt. Schätzchen, wir müssen uns schleunigst was anziehen.«
    Clarissa stellte keine weiteren Fragen. Sie begann sogleich, sich ihr Kleid vorzuknöpfen und sich durch die Stoffmassen zu kämpfen.
    Erleichtert, dass sie den Ernst der Lage erkannte, konzentrierte Adrian sich auf seine eigenen Kleider. Er zerrte hastig die Hose über seine Schenkel, hob kurz seinen Hintern vom Sitz, um sie bis zur Taille hochzuziehen, und prallte unsanft gegen die Bank, da die Kutsche ruckartig zum Halten kam. Er schaffte es gerade noch, mit einer Hand Clarissa festzuhalten, sonst wäre sie abermals zu Boden geplumpst. Sie rutschten nach vorn, um dann heftig gegen die gepolsterte Rückenlehne zu knallen.
    Sie strampelte mit Händen und Füßen, um sich durch die vielen Röcke zu wühlen, in denen sie sich hoffnungslos verheddert hatte, dabei murmelte sie irgendetwas, das verdächtig undamenhaft nach »Verdammt, heilige verdammte Scheiße!« klang. Adrian gab den Kampf mit seiner Hose auf und versuchte, ihr zu helfen. Er wühlte sich durch meterweise Stoff, um sie zu befreien. Sie hatte wohl versucht, das Kleid überzuziehen, aber dabei den Halsausschnitt verfehlt. Gerade als er ihren Kopf ertastete, der irgendwo in dem Gewirr von Spitzen und Rüschen steckte, machte sich jemand am Kutschenverschlag zu schaffen. Adrian ließ Clarissa los und hielt geistesgegenwärtig die Klinke fest.
    Sein Blick schoss zu ihr. Sie zwängte eben ihren Kopf durch den Ausschnitt, ihre Arme steckten indes hilflos gefangen in dem schmalen Mieder, weil sie wohl die Ärmellöcher nicht finden konnte.
    Er überließ die Ärmste erst einmal ihrem Schicksal und band schnell seinen Gürtel zu, dann stopfte er sich mit einer Hand das Hemd in den Hosenbund, schloss die wenigen noch vorhandenen Knöpfe. Als er fertig war, spähte er wieder zu Clarissa. Mit einiger Verblüffung gewahrte er, dass sie sich das Kleid selber angezogen hatte und verzweifelt daran herumzupfte, um die Knitterfalten zu glätten. Sie strich sich über ihre Haare und fragte: »Sehe ich wieder halbwegs vernünftig aus? Die Leute werden doch nichts merken, oder?«
    Adrian biss sich auf die Zunge, um nicht zugeben zu müssen, dass ihre Haare in sämtliche Richtungen abstanden und dass ihr ramponiertes Kleid das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i war.
    Er räusperte sich und entschied sich für die höfliche Tour. Ritterlich schwindelte er: »Aber nicht die Spur, Mylady.«
    »Ach, gut, da bin ich aber erleichtert.«
    Bevor er noch einen Ton sagen konnte, atmete Clarissa tief durch, griff nach der Tür und drückte sie schwungvoll auf. Es fehlte nicht viel, und sie hätte seinen Butler geköpft, der offensichtlich hinzugekommen war, um die jungen

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