Liebe auf den zweiten Klick
der neunten Klasse, widersprochen.
»Und dafür solltest du dankbar sein, Lincoln. Geld ist grausam. Es steht zwischen dir und den Dingen, die du haben willst, und den Menschen, die du liebst.«
»Wieso steht Geld denn zwischen mir und den Menschen, die ich liebe?«
»Es treibt jetzt gerade einen Keil zwischen uns beide.«
Was seine Mutter an dem College in Kalifornien Sorgen bereitete, waren nicht die Studiengebühren. Sie wollte nicht, dass er nach Kalifornien ging, weil sie nicht wollte, dass er wegging. Sie wollte nicht, dass er so weit wegging. Und sie wollte schon gar nicht, dass er mit Sam so weit wegging.
Seine Mutter mochte Sam nicht.
Sie hielt Sam für eine Egoistin, die die Menschen manipulierte. (»Ein Esel schimpft den anderen Langohr«, hatte Eves Kommentar dazu gelautet.) Seine Mutter fand Sam laut. Und aufdringlich. Und zu sehr von ihren Ideen überzeugt. Sie beschwerte sich, wenn Lincoln zu viel Zeit bei Sam verbrachte. Aber wenn er Sam mit nach Hause brachte, dann war es noch viel schlimmer. Sam tat irgendwas â ordnete die Gewürze im Regal, schaltete zu oft das Licht ein oder sagte, dass sie grüne Paprika oder Walnüsse oder Susan Sarandon nicht ausstehen konnte â, und das brachte seine Mutter auf die Palme. »Ist die immer so, Lincoln?«
»Immer wie?«
»Immer so auf Hochtouren ?«
»Ja«, antwortete er und versuchte, nicht allzu sehr durchklingen zu lassen, wie glücklich er war. »Immer.«
Seine Mutter ertrug die Sache mit Sam beinahe stillschweigend, etwa ein Jahr lang. Dann begann sie, sich mit Lincoln darüber zu unterhalten, wie jung er doch noch war, viel zu jung, um sich schon so auf eine einzige Person festzulegen. Sie bat ihn, die Sache ruhiger anzugehen, darüber nachzudenken, sich auch mit anderen Mädchen zu treffen. Sie erklärte: »Das ist, als würdest du dir ein Hemd kaufen. Wenn du shoppen gehst, dann kaufst du doch auch nicht das erste Hemd, das du anprobiert hast, auch wenn es dir gefällt. Du guckst erst mal weiter, probierst noch andere an. Um sicherzugehen, dass du schlieÃlich das Hemd findest, das am besten zu dir passt.«
»Aber, Mom, was wäre denn, wenn das erste Hemd gleich das beste ist? Und wenn sie es nicht mehr haben, wenn ich nach meinem Shoppingbummel wieder zurückkomme? Und wenn ich dann nie wieder ein Hemd wie das finde?«
Sie war nicht an Widerworte von ihm gewöhnt. »Es geht hier nicht um Hemden, Lincoln.«
Sie benutzte immer seinen Namen, wenn sie mit ihm sprach. Ansonsten sagte niemand seinen Namen, auÃer wenn jemand ihn rief. Es war, als würde sie sich selbst auf die Schulter klopfen, weil ihr so ein toller Name eingefallen war â oder vielleicht wollte sie ihn auch daran erinnern, dass sie ihn schlieÃlich so genannt hatte. Dass er ihr Werk war. Ein einziges Mal hatte Lincoln ihr während seiner leidlich rebellischen Teenagerzeit entgegengeschleudert: »Du verstehst mich einfach nicht!«
»Und ob ich dich verstehe, Lincoln«, hatte sie entgegnet. »Ich bin deine Mutter. Niemand wird dich je wieder so gut kennen wie ich. Niemand wird dich je wieder so sehr lieben.«
Sam hatte bewiesen, dass seine Mutter falschlag.
Und dann hatte sie gezeigt, dass sie doch recht gehabt hatte.
Aber bevor das alles passiert war, hatten sie mit dem grünen Ringbuch zusammen auf seinem Bett gesessen, und Sam hatte gedrängt: »Jetzt komm schon, Lincoln, du musst dir doch irgendein Hauptfach aussuchen.«
»Such du es für mich aus«, hatte er gesagt. Er hatte seinen Kopf in ihren Schoà gebettet und weiter in seinem Taschenbuch gelesen, irgendwas mit Schwertern und Zwergenköniginnen.
»Lincoln. Im Ernst. Du musst ein Hauptfach angeben. Das ist so vorgeschrieben. Lass uns doch mal vernünftig nachdenken. Was möchtest du mit deinem Leben anfangen?«
Er lieà das Buch sinken und lächelte sie an, bis sie zurücklächelte. »Du«, verkündete er und berührte Sam mit dem Daumen am Kinn.
»Du kannst ja schlecht mich als Hauptfach wählen.«
Er wandte sich wieder seinem Buch zu. »Dann entscheide ich das eben später.«
Sie nahm ihm das Buch weg. »Können wir jetzt bitte darüber reden? Und zwar ernsthaft?«
Er seufzte und setzte sich auf. »Okay. Wir reden ja schon darüber.«
»Okay.« Sie lächelte, sie bekam ihren Willen. »Also, überleg doch
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