Liebe auf den zweiten Klick
der Security arbeitet. Ich fühle mich ja schon sicherer, wenn ich mich im selben Raum befinde wie er.) Ich frage mich allerdings, warum er keine Uniform trägt, wie die Aufpasser am Eingang. Meinst du, er ist vielleicht ein Wachmann in Zivil? Ein Detektiv? Ein Spion? So wie Serpico?
Von Jennifer an Beth: War Serpico nicht ein Drogendealer?
Von Beth an Jennifer: Ich glaube, den verwechselst du mit Scarface.
Egal. Ich bin ihm also bis zum Pausenraum gefolgt und dann ein Dutzend Mal den Flur rauf- und runtergelaufen, um zu entscheiden, ob ich da jetzt reingehen soll oder nicht und was ich machen soll, wenn ich erst mal drin bin. Und dann hab ich einfach beschlossen, alle Bedenken in den Wind zu schlagen.
Von Jennifer an Beth: Alle Bedenken und deine Treue, du Flittchen.
Von Beth an Jennifer: Ich schlendere so locker rein, nach dem Motto »Beachtet mich gar nicht, ich bin nur wegen der Automaten hier«, und da sitzt er mit Doris. Sie haben beide Schokoladenkuchen gegessen. Und ich so: »Hi, Doris.« Ich hab sie beide angelächelt, mit beiden Blickkontakt gehabt, beide mit einem Komm-her-Blick bedacht, ein Päckchen Räucherfleisch gekauft und bin gegangen.
Von Jennifer an Beth: Räucherfleisch.
Von Beth an Jennifer: Zu dem Zeitpunkt hab ich einfach nur auf den erstbesten Knopf gedrückt. Und, wie schon gesagt, den Bauch eingezogen.
Von Jennifer an Beth: War es wie ein Feuerwerk, als ihr euch in die Augen gesehen habt?
Von Beth an Jennifer: Auf meiner Seite? Ganz klar. Römisches Licht. Bei ihm? Na ja, er hat mich freundlich angeschaut, als wollte er sagen, Freunde von Doris sind auch meine Freunde.
Von Jennifer an Beth: Sie haben beide Schokoladenkuchen gegessen? Haben sie sich eine Gabel geteilt?
Von Beth an Jennifer: Jetzt sei doch nicht albern.
Von Jennifer an Beth: Oh, jetzt bin ich albern. Ich dachte, du wolltest die SüÃe-Typen-Jagd aufgeben, weil dir klar geworden ist, dass es ziemlich peinlich werden könnte, wenn er es tatsächlich mal bemerkt und versucht, mit dir zu reden.
Von Beth an Jennifer: Ich kann ihn nicht aufgeben. Worauf soll ich mich denn dann noch freuen?
Von Jennifer an Beth: Ich weigere mich, noch länger darüber zu reden. Damit ermuntere ich dich ja nur noch.
Mitch hat mich angerufen, um mir seinen Triumph ein wenig unter die Nase zu reiben. Ich hab gestern Abend versucht, ihn zu überreden, dass er mit mir zum GroÃmarkt kommt. Ich wollte mich bei Samâs Club mit Sachen für unser Millennium-Lager eindecken, aber er hat sich geweigert. Er meinte, lieber Armageddon als Samâs Club.
Hast du dir irgendwelche Vorräte angelegt?
Von Beth an Jennifer: Gott, nein. Wenn um Mitternacht die Zivilisation zusammenbricht, dann will ich nun wirklich nicht in meiner Wohnung festsitzen und mich von ein paar Flaschen Wasser und Bohnen aus der Dose ernähren.
Kapitel 60
Als Lincoln oben in der Redaktion ankam â denn dorthin machte er sich augenblicklich auf den Weg, er musste einfach, nachdem er die Worte »riesig« und »römisches Licht« und »Ich kann ihn einfach nicht aufgeben« gelesen hatte â, war in dem vollen Raum die Hölle los. Vermutlich schoben die meisten Reporter Millennium-Sonderschichten. Ãberall standen Grüppchen von Leuten zusammen, lachten und redeten. Lincoln atmete tief ein, die Luft fühlte sich in seiner Lunge wie Champagner an.
Da war sie. Das Mädchen aus dem Pausenraum. Beth. Sie war da, sie saà an ihrem Schreibisch. Sie trug die Haare heute offen, hatte sich die Brille auf den Kopf geschoben und telefonierte. Ihre Finger spielten mit dem Telefonkabel herum. Da war sie. Und Lincoln würde Hallo sagen.
Nein, er würde warten, bis sie zu Ende telefoniert hatte. Und dann Hallo sagen.
Nein, dann würde er sie küssen.
Nein, er würde sie einfach nur küssen. Er würde nicht einmal mehr warten. Sie würde zurückküssen. Er war sich absolut sicher, dass sie ihn zurückküssen würde.
Und dann würde er ihr sagen, dass er sie liebte.
Und dann würde er ihr seinen Namen sagen.
Und dann und dann und dann ⦠was ?
»Wenn um Mitternacht alles zum Teufel geht, dann hätte ich dich gerne in meiner wilden Plünderer-Gang.«
»Was?« Lincoln drehte sich um. Chuck stand hinter ihm. Er hatte einen blauen Textmarker im Mund und blickte auf ein Tortendiagramm.
»Ergeben diese Prozentzahlen einen Sinn?«, fragte er und hielt
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