Liebe auf den zweiten Kuss
nichts ausmachen?«
»Nicht im Geringsten«, erwiderte Nell leichthin. »Obwohl du verheiratet bist.«
»Also, wenn ich jemals eine Affäre anfangen wollte, dann mit Gabe«, beharrte Suze entschieden. »Er ist einfach toll.«
»Du versuchst mich wütend zu machen, nicht wahr?« Nell streckte die Hand nach ihrem Weinglas aus.
»Und, funktioniert es?«
»Ja. Verdammt auch.«
»Ich sehe eigentlich kein Problem.« Suze legte die Karotte beiseite. »Ihr seid beide allein stehend. Warum versuchst du es nicht?«
»Ich schlafe nicht mit meinem Chef«, beharrte Nell. »Und er schläft nicht mit mir. Es verstößt gegen die Regeln.«
»Welche Regeln?«
»Kein Sex mit der Sekretärin. Die McKennas blicken auf eine lange Tradition zurück, was das angeht.«
»Hat er mit Lynnie geschlafen?«
»Nein, aber Riley.«
»Riley.« Suze schüttelte über ihr Weinglas hinweg den Kopf. »Was für eine Verschwendung an Männlichkeit dieser Junge doch ist.«
»Nein, das ist er nicht.« Nell richtete sich ein wenig auf. »Riley ist ein guter Mann.«
»Ich erinnere mich an deine Worte, er schliefe mit allem, was sich bewegt.«
»Mit ein paar Abstrichen«, räumte Nell ein. »Aber er ist ein toller Typ, ehrlich. Ich würde meine Hand für ihn ins Feuer legen. Du musst ihn nur ein wenig besser kennen lernen.« Sie musterte Suze eingehend. »Vielleicht besser nicht.«
»Ganz bestimmt nicht.«
»Jack langweilt dich also allmählich?«
»Eiskrem?«, fragte Suze fröhlich und ging zum Kühlschrank.
»Habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen?«
»Ich langweile mich nicht mit meinem Mann.« Suze stellte den Karton Eiskrem mit Keksstückchen neben die Lasagne.
»Natürlich nicht«, sagte Nell. »Hast du einen Löffel?«
Suze holte zwei Löffel aus der Schublade und reichte Nell einen. »Wirst du in nächster Zeit Gabe gegenüber einen Annäherungsversuch machen?«
»Nie und nimmer.«
Nell kratzte sich etwas Kekseis aus dem Karton und biss hinein, wobei etwas auf dem Löffel zurückblieb. Schokolade verschmierte ihre Unterlippe, und Suze beugte sich herüber und leckte die Schokolade ab. Als Suzes Zunge Nells berührte, schreckte Nell überrascht zurück.
»Nun komm schon.« Suze grinste sie schelmisch an, und Nell ließ es sich in einem Nebel aus Eierlikör und Rotwein durch den Kopf gehen. Dann lachte sie.
»Also gut. Marlene, mach die Augen zu.« Sie beugte sich vor und küsste Suze, ihre Lippen berührten weich die weichen Lippen von Suze, süß an süß. Es war anders, weich und kühl, wie Vanilleeiscreme.
Nach einer Minute zog sich Suze zurück. »Nun, wie gefällt es dir?«
»Gut.« Nell leckte den Rest Eiskrem vom Löffel. »Aber irgendwie nicht prickelnd. Ich glaube nicht, dass wir Marlene ein T-Shirt mit dem Aufdruck ›Meine beiden Mamas lieben mich‹ kaufen werden.«
»Wohl wahr.« Suze ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen. »Ich will eine Affäre.«
Nell hielt erschrocken inne. »Rileys Telefonnummer habe ich mit dabei.«
»Ich kann Jack nicht betrügen«, sagte Suze geknickt und nahm ihr Glas.
»Warum flirtest du dann mit mir?«
»Ich glaube nicht, dass du für ihn zählen würdest. Vermutlich würde es ihn sogar anmachen, wenn wir miteinander schliefen.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass er ganz gerne mitspielen würde«, meinte Nell und löffelte noch mehr Eiskrem. »Das ist dann der Punkt, an dem ich mich verabschiede.«
»Es ist nur...« Suze rutschte auf ihrem Stuhl umher. »Ich habe in den letzten vierzehn Jahren niemand anderen als Jack geküsst.«
Nell hatte den Mund voller Eiskrem, also hielt sie lediglich die Hand hoch.
»Und dich. Aber das war nicht wirklich ernst. Es ist ganz, wie du sagst, das Prickelnde fehlt. Ich möchte etwas Prickelndes.«
»Stimmt, das Prickeln ist eine feine Sache«, bestätigte Nell. »Hält jedoch nicht sonderlich lange vor.«
»Sollte es aber.« Suze verschränkte die Arme. »Ich erwarte nicht, dass es in alle Ewigkeiten wie ein Feuerwerk ist. Ich weiß, dass sich das irgendwann in Luft auflöst. Aber sollte ich nicht ein bisschen was von dem Prickeln spüren, wenn er mich küsst? Ein kleines Mann o Mann ?«
»Ich weiß nicht recht«, erwiderte Nell. »Bei Tim und mir ist das Prickeln wohl zusammen mit dem Feuerwerk verschwunden.«
»Du hattest doch Riley. Das war sicherlich prickelnd, nicht wahr?«
Nell überlegte. »Nicht wirklich. Er ist ein absolut ausgezeichneter Küsser und es war aufregend, weil alles so neu war. Aber prickelnd? Wohl kaum. Ich
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