Liebe auf den zweiten Kuss
Glas Wein entgegen, das Nell ihr reichte. »Wie hält das Margie nur aus?«
»Wie hält Margie Budge aus?«, fragte Nell und erinnerte sich, wie Budge sie den ganzen Tag über in Beschlag genommen hatte und versuchte, sich nicht vorzustellen, wie er im Bett sein musste. Alleine der Gedanke daran ließ sich nur mit einem Drink ertragen.
»Er küsst den Boden, auf dem sie wandelt«, sagte Suze. »Vielen Frauen gefällt das.«
»So ähnlich wie Jack«, bemerkte Nell.
»Aber ernsthaft«, begann Suze, »hast du jemals darüber nachgedacht, lesbisch zu werden?«
»Wie bitte?«
»Du weißt schon, du und ich. Das ist doch viel einfacher als mit Männern.«
»Ach, verstehe. Nein.« Nell wickelte den Käse aus und schnitt sich ein Stück ab. »Ich bin eine große Anhängerin der Penetration. Zumindest war ich es. Es ist ja nun schon ein Weilchen her. Monate. Jahre.«
»Nicht ganz so lange«, widersprach Suze. »Oder hat dich Riley nicht penetriert?«
»Und ob er das hat«, bestätigte Nell. »Aber das war nur ein einziges Mal, und Riley zählt nicht. Er war ein Wegwerfliebhaber.«
Suze starrte schweigend in die Mikrowelle, während diese die Sekunden abspulte. Als es klingelte, holte sie die Lasagne heraus und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm sie zwei Gabeln aus der Schublade, reichte eine Nell und stellte den Teller Pasta zwischen sie.
Suze stach in ihre Hälfte der Lasagne. »Ein Wegwerfliebhaber?«
»Riley zufolge«, erläuterte Nell, den Mund voll mit Pasta und Käse, »durchleben Frauen nach einer Scheidung eine Phase mit Wegwerfliebhabern. Dann nämlich, wenn sie mit Männern schlafen, nur um sich zu beweisen, dass sie es noch können.«
»Nun, er kennt schließlich auch jede Menge geschiedener Frauen«, bemerkte Suze. »Wen hast du denn noch weggeworfen?«
»Nur Riley.« Nell schaufelte sich Lasagne auf ihre Gabel. »Die Pasta ist wirklich sehr gut.«
»Es sollten mehr sein als nur Riley«, bemerkte Suze ernst.
»Es gibt aber niemand anderen, der mich reizt«, entgegnete Nell. Und dann erschien Gabe vor ihrem inneren Auge, wie er im Türrahmen stand, groß und bedrohlich, sich mit ihr stritt, konterte, wenn sie ihn angriff, wie er den Streit ebenso genoss wie sie, und sie hielt mit der Gabel auf halbem Weg zu ihrem Mund inne.
»Gerade eben ist dir jemand eingefallen, nicht wahr?«
»Nein«, log Nell und aß die Lasagne.
»Lesbiertum. Interessiert dich das?«
»Möglicherweise.« Suze setzte sich und griff wieder nach der Gabel. »Ich habe es noch niemals ausprobiert. Ich habe sehr jung geheiratet, wie du weißt.«
»Ich weiß«, bestätigte Nell. »Ich war mit auf der Hochzeit. Als der Pfarrer sagte, ›Hat irgendjemand hier irgendwelche Einwände?‹, wollte ich aufstehen und sagen: ›Ist irgendjemandem hier aufgefallen, dass die Braut noch ein Kind ist?. Aber ich habe es nicht getan.« Sie beugte sich vor und legte ein Stück Brot für Marlene auf den Fußboden, die es anblickte, als hätte man ihr Brokkoli vorgesetzt.
»Falls du auf die Lasagne spekulierst«, wandte sie sich an den Hund, »die kannst du dir aus dem Kopf schlagen.«
Marlene schnappte sich das Brot.
»Danke, dass du mir die Hochzeit nicht verdorben hast«, sagte Suze.
»Schwamm drüber. Die Lasagne ist wirklich ausgezeichnet.«
»Sie ist mit Tofu gemacht.«
Nell kaute langsamer und blickte zweifelnd auf den Teller.
»Ich kann ihn aber nicht herausschmecken.«
»Dann tu einfach so, als ob er nicht da wäre, genauso wie du vorgibst, als gäbe es diesen Mann nicht.«
»Es gibt keinen Mann«, beharrte Nell. »Tofu, hast du gesagt?«
»Vergiss einfach, dass ich es erwähnt habe.« Suze füllte die Weingläser nach. »Hast du jemals eine Frau geküsst?«
»Nein.« Nell nahm sich von der Butter. »Und du?«
»Nein.« Suze legte ihre Gabel nieder. »Wir sollten es probieren.«
»Ich esse«, sagte Nell. »Vielleicht später, als Nachtisch.«
»Was gibt es Neues in deinem Job?«
»Nicht viel. Gabe hat mir erlaubt, die Möbel in seinem Büro reparieren zu lassen. Kannst du das glauben? Als Nächstes kaufe ich eine Couch und lasse dann das Fenster streichen. Und dann sind da noch die Visitenkarten.«
Suze lehnte sich zurück und musterte sie. »Gabe kommt mir immer so langweilig vor.«
»Gabe? Himmel, nein.« Nell gabelte sich noch mehr von der Lasagne auf. »Riley meint, dass ihm die jahrelangen Sorgen um die Firma zugesetzt haben, denn sein Vater hätte sie um ein Haar ruiniert. Aber ich glaube, dass er einfach nur sehr
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