Liebe auf den zweiten Kuss
Monroe sein können, und ich wäre immer noch nicht glücklich gewesen.«
»Ach, komm schon«, sagte Nell, schuldbewusst, weil seine Antwort sie glücklich machte.
»Hör auf zu fantasieren. Alles hat sich zum Guten gewendet. Chloe war großartig, aber es war kein Märchen. Jetzt erzähl mir, was Margie gesagt hat.«
»Sie hat von Stewart gesprochen«, begann Nell. »Sie hat ihn gehasst.« Nell erzählte ihm alles im Detail und atmete den Hühnchenduft ein, während Gabe aß und zuhörte. Sie beendete ihre Geschichte mit: »Sie glaubt, dass er noch am Leben ist, dass er aber nicht zurückkommen wird, solange sie sich nicht die Lebensversicherung auszahlen lässt. Sie hat es zurzeit nicht leicht.«
»Und du?«
»Ich?« Nell lachte. »Ich hatte gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen den besten Sex meines Lebens.«
»Tatsächlich so gut?« Gabe beugte sich über sie, um den Essenskarton auf ihrem Nachtisch abzustellen. »Dabei fangen wir gerade erst an.« Er küsste sie. Sie zog ihn zu sich herunter, wollte seinen festen Körper spüren.
»Mir gefällt es, wie du dich wehrst«, murmelte sie an seinen Lippen.
»Das muss ich auch.« Seine Lippen wanderten zu ihrem Ohr.
»Wenn nicht, zerstörst du mich.«
»Ich meinte den Sex.« Sie rückte etwas von ihm ab, während er nach dem nächsten Karton griff.
»Ich auch.« Er lehnte sich zurück und öffnete den Karton.
»Du bist eine starke Frau.«
»Manchmal habe ich das nicht so empfunden«, sagte sie und dachte an all die Jahre, in denen sie für Tim die Passive gespielt hatte, um ihm damit das Gefühl zu geben, er habe das Ruder in der Hand. Sie dachte an all die Monate nach Tim, in denen sie nichts hatte essen können. Sie spähte in seinen Karton. Krabben Rangoon. Ausgezeichnet.
Gabe nahm eine Krabbe und reichte sie ihr. »Ja, aber wie fühlst du dich jetzt?«
»Voller Kraft.« Sie biss in den Teig und genoss die cremige Füllung. »Stark. Aufregend.«
»So fühlst du dich auch für mich an. Dann bist du also tatsächlich so. Es muss an dir liegen.«
»Oder an dir«, entgegnete sie. »Es ist ein ziemlich neues Gefühl.«
»Das fällt mir schwer zu glauben.« Er nahm sich ein Stück Teig und biss hinein. »Ich wette, dass du immer auch die warst, die dem anderen sagte, wo’s langgeht.«
Nell dachte an ihr altes Leben zurück. »Ich hatte niemals irgendjemanden, dem ich das hätte sagen müssen. Alles verlief nach meinen Wünschen.« Ihre Freunde hatte ihr gegenüber immer nachgegeben, die Agenturkunden waren jedem ihrer Vorschläge gefolgt, ihr Sohn hatte sich nicht mit ihr angelegt, und Tim hatte getan, was sie ihm aufgetragen...
Sie hielt inne, ein Krabbenstückchen auf halbem Weg zu ihrem Mund, als bei ihr der Groschen fiel.
»Du bist es«, sagte sie. »Du bist der erste Mensch, der mir jemals Widerstand geleistet hat.«
»Nur weil es sich so gut anfühlt. Was gibt es denn noch zu essen? Ich hätte schwören können, dass ich noch…« Sie nahm ihm den Karton aus der Hand und stellte ihn zurück auf den Nachtisch, dann schubste sie ihn auf den Rücken. »Diesmal möchte ich oben sein.«
»Schon möglich«, sagte er, ohne ihr Widerstand zu leisten.
»Aber später. Ich hatte einen langen Tag, ich hatte mit dir wilden Sex auf leeren Magen, und ich weiß, dass dort drüben noch etwas zu essen steht. Ich will jetzt essen.«
»Ich auch.« Sie fuhr mit der Zunge leckend seinen Bauch hinab.
»Du kannst oben sein«, sagte er, und dann sagte er nichts mehr.
»Und, wie geht es dir?«, fragte Nell Suze am Dienstag, als sie Margie dabei halfen, das Café zu schließen.
»Mir geht es gut.« Suze sah sie nicht an, während sie in die Kasse tippte.
»Ich meine dir und Jack.«
»Uns geht es gut.«
»Also gut.« Nell schaltete eine andere Gangart ein. »Wisst ihr, heute ist etwas wirklich Verrücktes passiert.«
»Raus damit«, ermunterte sie Suze, während sie mit dem Ausdrucken des Kassenbons beschäftigt war.
»Gabe und ich haben uns über den Teppich in seinem Büro gestritten. Er glaubt tatsächlich, nur weil sein Vater ihn ausgesucht hat, sei er heilig. Dabei bin ich mir noch nicht einmal sicher, dass er seinen Vater auch wirklich gemocht hat.«
»Ja und?« Suze runzelte über dem Kassenbons die Stirn.
»Also habe ich ihm gesagt, schau mal her, da ist ein Loch drin. Und er sagte, ›das sollte dir bekannt sein, schließlich hast du es auch hineingebohrt.‹ Der Mann hat Augen wie ein Adler. Und ich sagte, wenn der Teppich nicht so alt und
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