Liebe auf den zweiten Kuss
»Heute Abend möchte Gina, dass wir Harold beobachten. Damit hebe ich das ›Hot Dinner‹ aus der Taufe.«
»Gina glaubt, dass Harold sie betrügt?«, wollte Nell wissen.
»Meiner Ansicht nach schuldet er ihr das«, erwiderte Riley.
»Aber ich glaube nicht, dass sie meine Ansicht teilt.«
»Stimmt«, meinte Nell. »Bei Ehebruch sind die Leute immer schrecklich empfindlich.«
Am folgenden Montag tippte Nell den Bericht über das heiße Abendessen – Harold betrog ganz eindeutig -, als Suze zur Tür hereinkam. »Hallo«, grüßte Nell. »Du bist ein wenig früh, wenn du zum Mittagessen gehen möchtest.«
»Kein Mittagessen«, erwiderte Suze, und Nell blickte erschrocken auf.
»Was ist los?«
»Ich habe einen Auftrag an die McKennas zu vergeben«, erwiderte sie. »Familientradition.«
»O nein.«
»O doch, ich glaube schon.« Suze machte eine Kopfbewegung in Richtung Gabes Büro. »Könnte er es machen? Dem anderen kann ich, glaube ich, nicht ins Gesicht…« Riley öffnete seine Tür und stand im Türrahmen. »Dachte ich mir’s doch, dass ich deine Stimme gehört habe.«
Nell blickte von ihm zu Suze. »Suze ist nur kurz vorbeigeschneit.«
Suze atmete tief durch. »Ich brauche einen Detektiv.«
»In Ordnung«, erwiderte Riley. »Bleibt heute Abend zu Hause, bis ich dich anrufe.«
Suze nickte und öffnete ihr Geldbörse. »Was braucht ihr an Vorschuss...«
»Dieser Fall geht aufs Haus. Sei nur zu Hause.« Riley verschwand wieder in seinem Zimmer und schloss die Tür. Suze wandte sich Nell zu und schluckte.
»Er hat mich noch nicht einmal gefragt, was ich von ihm will.«
»Das ist mir auch aufgefallen. Kommst du klar?«
»Nein«, erwiderte Suze und ließ sich mit tränenüberströmtem Gesicht auf die Couch sinken.
»Gestern Abend hatten wir einen riesigen Streit, weil ich mit im Café aushelfe. Ich habe mich geweigert, die Arbeit aufzugeben, also ist er einfach gegangen. Und dann ist er die ganze Nacht nicht wieder zurückgekommen.«
»Warte mal.« Nell rannte in Gabes Büro, um seine Flasche Glenlivet zu holen. »Hier«, wandte sie sich an Suze und schenkte etwas Whiskey in eine Susie-Cooper-Tasse. »Trink.« Suze kippte den Whiskey, dann atmete sie tief durch.
»Langsam, langsam«, mahnte sie Nell. »Gabe trinkt nur richtig gutes Zeug.«
»Ich habe wirklich geglaubt, ich sei anders. Nicht wie Abby oder wie Vicky.«
»Du bist anders.« Nell klopfte ihr auf die Schulter und verfluchte Jack. »Vielleicht betrügt er dich nicht. Das weißt du noch nicht.«
»Ich weiß es«, beharrte Suze. »Ich möchte nur ganz sicher sein.«
Nachdem Suze gegangen war, klopfte Nell an Rileys Tür und trat ein. »Was in aller Welt geht hier vor?«
»Jack Dysart betrügt seine Frau, dritter Teil«, erwiderte Riley. »Serien haben es irgendwie in sich.«
»Komm mir jetzt nicht mit der komischen Tour.« Nell beugte sich über seinen Schreibtisch. »Wie lange wusstest du es schon?«
»Ein paar Monate.«
»Und Gabe?«
»Ein paar Monate.«
»Und ihr habt mir nichts davon gesagt.«
»Sind wir blöd?«
»Ja«, erwiderte Nell. »Mehr als blöd. Warum in aller Welt...«
»Weil du Suze davon erzählt hättest. Erinnerst du dich an die erste Regel?«
»Lass mich mit diesem Pennälerzeug in Ruhe«, schnappte Nell. » Das ist meine beste Freundin. «
»Genau das ist der Grund, weswegen wir es dir nicht gesagt haben.« Riley saß vollkommen ruhig und ungerührt hinter seinem Schreibtisch. »Außerdem hättest du nichts für sie tun können.«
»Ich hätte sie einweihen...«
»Sie wusste es ohnehin schon«, entgegnete Riley. »Sie wollte es nur nicht wissen. Du wusstest doch auch vor jenem Weihnachten, dass dein Mann mit einer anderen schläft.«
»Das wusste ich nicht!«
»Du wusstest es die ganze Zeit, in der du den anderen gegenüber versichert hast, dass er dich nicht betrügt. Du hast es nur nicht wissen wollen.«
Riley seufzte. »Es ist eine Möglichkeit, um mit diesen Dingen fertig zu werden. Ich kann Fotografien von einem der Ehepartner vorlegen, wie er oder sie betrügt, doch wenn der Kunde es nicht glauben möchte, wird er es nicht tun. Oder sie. Diese Art der Verdrängung kommt auf beiden Seiten vor.« Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. »Aber wenn sie uns engagieren, sind sie normalerweise bereit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Das ist auch der Grund, weswegen Suze bisher noch nicht hier war. Heute Abend werde ich ihr die Wahrheit zeigen. Auf Rechnung des Hauses.« Er legte ihr die
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