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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Ärger ihm bevorstand. Und es hatte ihm nichts ausgemacht. Heute Morgen machte es ihm immer noch nichts aus. Er trat zum nächsten Bild, dem Hochzeitsfoto seiner Eltern. Seine dunkelhaarige und lebhaft wirkende Mutter in einem eng taillierten Kostüm, die Knöpfe spannten ein wenig über ihrem Bauch, sein Vater in Nadelstreifen, dunkelhaarig und lebhaft, glücklicher, als Gabe ihn jemals gesehen hatte. Sie neigten sich einander zu, jedoch ohne sich zu berühren. Beide lächelten voller Lebensdrang in eine Zukunft, wissend, dass ein Baby unterwegs war, aber nicht wissend, dass zwanzig Jahre Streit und Türenknallen und lautstarke Abschiede vor ihnen lagen. Gabe sah seinen Vater an und dachte, er hätte es so und so getan. Er liebte sie so sehr.
    »Gabe«, sagte Riley.
    Und so wird es auch mit Nell sein, dachte er und betrachtete das Funkeln in den dunklen Augen seiner Mutter. Und ich werde es auch so oder so tun.
    »Gabe«, wiederholte Riley. »Komm mal her und sieh dir das an.«
    Gabe sah Riley vor dem Familienporträt stehen. »Was denn?«
    »Sieh dir Chloe an.«
    Gabe blinzelte das Foto an. »Was soll ich da sehen?«
    »Ihre Ohrringe.«
    Gabe sah hin. »Du machst Witze.«
    Chloe trug die runden Diamantohrringe.
    Gabe ging zur Tür. Fünf Minuten später standen sie in Chloes Schlafzimmer und hatten ihre Schmuckschatulle auf dem Frisiertisch ausgekippt. Sie starrten auf einen Haufen ägyptischer Henkelkreuze und goldener Sterne und emaillierter Monde. Und mitten in all den Ketten und Anhängern lagen zwei perfekte goldene Kreise von der Größe eines Zehncentstücks, die dicht mit Diamanten besetzt waren.
    »Sind sie das?«, fragte Riley.
    »Das sind Helenas.« Gabe zog sie aus dem anderen Schmuck heraus. »Und jetzt werde ich das neue Jahr mit Trevor beginnen.«
    »Du hast es bereits mit Nell begonnen«, korrigierte ihn Riley.
    »Wohl wahr«, erwiderte Gabe und fühlte sich etwas besser, obwohl er den Beweis für die Verstrickung seines Vaters vor Augen hatte. »Wohl wahr.«
     
    Nell wartete bis abends um neun, ehe sie Gabe anrief. Sie wusste, dass er und Riley den Tag mit Lu verbrachten, denn Jase hatte sich ihr gegenüber darüber beklagt, als er Nell angerufen und ihr ein frohes neues Jahr gewünscht hatte. Das Telefon klingelte sechs Mal. Als sie bereits auflegen wollte, meldete sich Gabe: »Hallo?«
    »Ich habe noch ein bisschen mehr über Stewart herausgefunden«, meldete sich Nell. »Nicht viel, aber etwas.«
    »Gut. Ich komme vorbei. Willst du lieber Chinesisch oder Pizza?«
    »Chinesisch.« Trotz Suzes und Margies Tragödien lächelte sie in den Hörer. Es war unloyal, aber auf der anderen Seite gab es nichts Besseres als einen Mann, der einen ernährte. Und möglicherweise später mit einem schlief.
    »Zieh dir dieses blaue Ding an«, sagte er und legte auf. Der ganz bestimmt später mit einem schlief. Allein die Vorstellung ließ ihren Atem schneller gehen. Alles an ihm beschleunigte ihren Atem, so auch die selbstverständliche Art, mit der er einfach annahm, dass sie wieder im Bett landen würden. Wäre er ungeschickt gewesen, hätte sie sich nicht gehen lassen können, und alles wäre in Peinlichkeit versunken. Nichts zwischen ihnen war jemals peinlich gewesen, vom ersten Tag an nicht, als sie seinen Schreibtisch angesehen und gewusst hatte, wie viel Arbeit er ihr bereiten würde.
    Wie naiv sie doch gewesen war.
    Sie rannte nach oben, um sich den blauen Seidenpyjama anzuziehen und das Bett zu machen. Sie scheuchte Marlene vom Bett und strich die Decke glatt. Marlene winselte, also warf sie die Chenilledecke auf den Boden. Marlene steckte ihre Nase hinein und schubste sie ein wenig herum, dann stellte sie sich auf die Decke und wackelte mit dem Hintern, drehte sich dann vier oder fünf Mal im Kreis und ließ sich schließlich mit einem gequälten Seufzen nieder.
    »Du hast ein schweres Leben«, sagte Nell und ging das Badezimmer aufräumen.
    Als eine Stunde später die Klingel ertönte, hielt sie den Atem an und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Leuchtendes Haar, funkelnde Augen, glühende Wangen und einen in Seide gehüllten Körper. »Himmel, bin ich heiß«, wandte sie sich an ihr Spiegelbild. Dann ging sie die Tür öffnen.

14
    Gabe kam herein, ließ das Essen auf dem Regal neben der Tür stehen, nahm Nell in die Arme und küsste sie, bis sie kaum noch Luft bekam.
    »Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie lange ich darauf gewartet habe, dir diesen Pyjama vom Leib zu reißen?« Er glitt

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