Liebe auf den zweiten Kuss
. Sie schüttelte den Kopf, streichelte Marlenes seidigen Kopf und versuchte, weder an Lynnie noch an sonst irgendjemanden zu denken. So viel Leid überall , dachte sie, und als Marlene sich dichter an sie herankuschelte, fühlte sie sich etwas getröstet.
»War sie richtig gefroren ?«, wollte Suze am nächsten Morgen beim Brunch wissen.
»Ich bin so froh, dass ich meine Tiefkühltruhe nie benutze«, sagte Margie. »Stewart wollte eine haben, weil er gerne Steaks aß, aber ich halte frische Lebensmittel für viel wichtiger.«
Nell blickte sie verblüfft an und Suze nickte in Richtung Margies Orangensaftglas. »Mimosa« , sagte sie an Nell gewandt. »Sie hat bestellt, bevor du hierher gekommen bist. Es ist ihr drittes Glas.«
»Wenn sie Vegetarierin gewesen wäre«, fuhr Margie unbeirrt fort, »wäre sie nicht gestorben.«
»Es lag nicht an ihrer Tiefkühltruhe«, entgegnete Nell nicht im Geringsten amüsiert. »Es war die Tiefkühltruhe ihrer Vermieterin. Sie selbst besaß gar keine.«
»Dann hat jemand sie dort hineingelegt?«, fragte Suze.
»Zumindest hat mich Jack nur verlassen, eingefroren hat er mich nicht.«
»Gabe meinte, es hätte so ausgesehen, als ob sie einen blauen Fleck auf der Stirn gehabt hätte. Aber es war schwer zu erkennen. Sie war...« Nell schluckte bei der Vorstellung, wie Lynnie ausgesehen haben musste. Margie schob ihr ihr Glas Mimosa hin.
»Hier«, ermunterte sie sie. »Das hilft.«
Nell nahm den Cocktail und trank.
»Alles in Ordnung?«, fragte Suze. »Mir war gar nicht klar, dass du sie so gut gekannt hast.«
»Das habe ich auch nicht.« Nell schob Margie das Glas zurück. »Nur an dem einen Vormittag. Aber ich mochte sie. Sie war eine Kämpfernatur. Sie hat mit unfairen Mitteln gekämpft, aber ich glaube, sie hat sich gegen Männer zur Wehr gesetzt, die ebenfalls mit unfairen Mitteln kämpften.«
»Was für Männer?«, erkundigte sich Margie. »War sie verlobt?«
»Gabe glaubt, dass sie jemanden erpresst hat«, bemerkte Suze, und Nell trat sie gegen das Schienbein. Margie musste nicht unbedingt wissen, dass dieses »Jemand« sowohl ihren Vater als auch ihren Verlobten mit einschloss.
Margie blickte traurig auf den Boden ihres leeren Mimosaglases. »Mich hat auch mal jemand erpresst.«
»Wie bitte?«, fragte Nell.
Margie winkte der Kellnerin. »Noch einen Mimosa, bitte.«
»Nein, lieber einen schwarzen Kaffee«, wandte sich Suze an die Bedienung. Diese sah Margie an, und Margie nickte.
»Wer hat dich versucht zu erpressen?«, hakte Nell nach.
»Irgendeine Frau.« Margie seufzte, als die Bedienung ihr den Kaffee brachte. Nachdem sie gegangen war, fuhr sie fort: »Sie wollte zwanzigtausend Dollar, aber die hatte ich nicht. Budge meint, ich sollte Stewart endlich für tot erklären lassen, ehe es mit meinen Finanzen noch weiter bergab geht. Aber ich finde das nicht richtig. Ich meine, er ist vermisst, nicht tot. Glaube ich wenigstens.«
»Margie«, sagte Suze mit betont vernünftiger Stimme. »Warum wollte sie zwanzigtausend Dollar haben?«
»Sie sagte, ich hätte Stewart umgebracht.« Margie holte ihre Thermosflasche mit Sojamilch hervor und schenkte etwas davon in ihren Kaffee. »Sie sagte, wenn ich nicht zahlen würde, würde sie es allen erzählen.« Sie nippte an ihrem Kaffee und schenkte noch etwas Sojamilch nach. »Das war lächerlich. Ich meine, ganz offensichtlich kannten wir nicht dieselben Leute. Was sollte es mir ausmachen, wenn sie ihren Freunden so etwas erzählte?«
»Wie sehr hast du ihn denn geschlagen?«, erkundigte sich Suze.
»Wann?«, fragte Nell.
»Irgendwann«, sagte Margie und trank ihren Kaffee. »Ich würde ihre Freunde nie kennen lernen.«
Nell atmete tief durch. »Nein, wann hat sie angerufen?«
»Im letzten Jahr.« Margie stellte ihre Tasse ab und wandte sich wieder ihrem Gemüseomelette zu. »So etwas koche ich mir nie, weil die Sauce Hollandaise so viel Arbeit macht.«
»Wann im letzten Jahr?«, wollte Nell wissen.
»Hmhm? Oh, es war kurz bevor du deinen Job bekommen hast. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du nichts essen wolltest und suchte gerade nach einem Rezept für Käsecrêpes, als sie anrief. Ich erinnere mich, dass ich mir das dazugehörige Bild angeschaut habe, während sie mich nach dem Geld fragte. Magst du Crêpes?«
»Margie«, drängte Nell, »wann hat sie angerufen?«
Margie runzelte die Stirn und dachte nach. »Wann hast du denn mit deiner neuen Arbeit angefangen?«
»Im September.«
Margie zuckte mit den
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