Liebe auf den zweiten Kuss
bin ich ein Nobelfriseur?«
»Das ist doch nicht...«
»Oder ein Zuhälter«, bemerkte er mit Blick auf die Karten. »Antworten? Das hängt doch wohl sehr stark von der Frage ab, oder nicht?«
»Sie wird sie entsorgen«, sagte Gabe, kehrte in sein Büro zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
»Nur weil es etwas Neues ist.« Nell sah ihm wütend hinterher.
»Daran alleine liegt es nicht«, widersprach Riley und ließ den Karton auf ihren Schreibtisch fallen. »Es ist auch, weil es ihm ein wenig unheimlich ist. Mach nicht solche Sachen, ohne sie vorher mit ihm abzusprechen. Du weißt doch, wie er ist.«
»Aber er irrt sich«, beharrte Nell. »Er ist so verdammt bestimmend. Die alten Karten...«
»… sind die Karten, die ihm gefallen«, beendete Riley den Satz für sie. »Du hörst nicht zu.«
»Sieht es in diesem Büro nicht viel besser aus, seit ich hier arbeite?« Nell beobachtete, wie Riley sich im Empfangsbereich umsah.
»Alles sehr glänzend.«
»Und das Badezimmer...«
»… ist ein Kunstwerk«, beendete er erneut für sie den Satz. »Nell, du begreifst es offenbar nicht. Das hier ist sein Geschäft. Und dies ist nicht die Art und Weise, wie er möchte, dass es hier aussieht.«
»Aber es ist doch auch dein Geschäft.«
»Und ich stimme ihm zu.« Riley schüttelte den Kopf. »Weißt du, das Problem ist nicht, dass er bestimmend ist. Es ist, dass ihr beide so bestimmend seid. Und einer von euch beiden muss nachgeben. Du, um genau zu sein.«
»Er ist im Unrecht«, beharrte Nell.
»Und damit kehre ich in mein Büro zurück«, sagte Riley. »Lass mich wissen, wenn sich die Wogen geglättet haben. Dann wende ich mich an denjenigen, der es überlebt hat.«
»Verdammt.« Nell nahm den Telefonhörer, um neue Karten zu bestellen. Sie war fest entschlossen, einen Ausweg zu finden. Also gut, er wollte etwas, was nicht allzu sehr von den alten Karten abwich. Das hieß aber noch lange nicht, dass er diese potthässlichen Visitenkarten behalten musste.
»Standardkarten in der Farbe Chamois«, wies sie den Drucker keine fünf Minuten später an. »Dunkelbrauner Schriftzug. Eine klassische altmodische Schrift. Sehr einfach. Bookman? Ja, gut. Detektei McKenna in zwölf Punkt...«
Na also , dachte sie, als sie wieder auflegte. Wer sagt denn, dass ich keine Kompromisse eingehen kann?
Sie ging zu Gabe hinein und sagte: »Ich habe die Karten neu bestellt.«
»Sind sie exakt genauso wie die alten?« Er klang bedrohlich.
»Nein. Ich habe einen Kompromiss gefunden. Ich dachte...«
»Nein. Du denkst nicht. Ich möchte nicht, dass du denkst und ich möchte nicht, dass du Kompromisse findest. Ich möchte, dass du zuhörst. Und ich will die alten Karten.«
»Du kannst doch nicht einfach immer nein sagen«, widersprach Nell. »Du musst mir doch auch einmal zuhören.«
»Ehrlich gesagt muss ich das nicht. Ich bin hier der Chef, und du bist die Sekretärin.«
»Rein formal betrachtet stimmt das. Aber...«
»Nein.« Gabe blickte ungeduldig und entnervt zu ihr auf.
»Nicht nur ›formal betrachtet‹. So und nicht anders ist es nun mal.«
Nell unterdrückte ihre Wut. »Du glaubst also, meine Meinung zählt nicht.«
»Sie zählt schon«, erwiderte Gabe. »Nur nicht sehr viel.«
»Trotz allem, was ich...«
»Nell, nur weil wir miteinander schlafen, macht das aus dir noch keinen Mitinhaber. Wie ich dir schon gesagt habe, das hier ist nicht Tim und die Versicherungsagentur.«
»Ich spreche aber gar nicht davon, dass wir miteinander schlafen«, schnappte Nell. »Ich rede davon, was ich während der letzten sieben Monate für dieses Büro getan habe.«
»Du bist ein Organisationsgenie«, sagte Gabe. »Und jetzt geh.«
»Einfach so«, sagte Nell.
»Einfach so. Ich muss nachdenken, und das kann ich nicht, wenn du mit mir streitest.« Er rieb sich die Stirn. »Können wir später darüber reden? Ich habe diese Auseinandersetzung satt.«
»Nein«, sagte Nell. »Wenn ich hier nur eine Schreibkraft bin, gibt es überhaupt keinen Grund, weswegen wir darüber reden sollten.«
»Was dachtest du denn, was du bist?«, erkundigte sich Gabe. »Wir haben dich angestellt und wir bezahlen dich. Seit wann in aller Welt hört sich das in deinen Ohren nach einer Partnerschaft an?«
Als ich mit dir angefangen habe zu schlafen , dachte Nell und ihr wurde klar, dass er Recht hatte. Sie war ganz und gar in ihr altes Leben zurückgeschlüpft, sie schlief mit dem Chef und führte ihm die Geschäfte.
Er beugte sich vor und fixierte
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