Liebe auf den zweiten Kuss
geändert.« Gabe spürte, wie bereits die Worte seinen Blutdruck in die Höhe schießen ließen. »Verdammt, sie hat nie Ruhe gegeben, ehe sie nicht endlich das bekommen hat, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Wenn ich kein Machtwort gesprochen hätte, hätte sie sogar das Fenster gestrichen.«
»Lass mich das noch einmal zusammenfassen«, sagte Riley. »Du würdest lieber auf das Beste verzichten, das diesem Geschäft seit meinem Einstieg wiederfahren ist, und außerdem das Beste, das dir seit Chloe wiederfahren ist, nur damit du das verdammte Fenster nicht streichen lassen musst?«
»Es geht ums Prinzip«, verteidigte sich Gabe.
»Das Prinzip kann dich nachts nicht wärmen«, erwiderte Riley. »Das Prinzip kümmert sich morgen auch nicht ums Telefon, aber ich bin mir ganz sicher, dass du selbst dafür bereits eine Lösung gefunden hast.«
»Morgen wird sie wieder zurück sein«, sagte Gabe. Er öffnete die Eingangstür und wollte gehen, ehe er sich in einen weiteren Streit verwickelte.
»Morgen wird sie nicht zurück sein. Sie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der noch sturer ist als du. Lass ihr etwas Zeit, um sich zu beruhigen und dann entschuldige dich.«
»Für was denn, bitte? Dafür, dass ich Recht hatte?«
»Was lässt dich eigentlich glauben, dass du Recht hattest?«, hakte Riley nach. »Das verdammte Fenster müsste gestrichen werden. Außerdem hat sie sich ebenso hart für diesen Laden eingesetzt wie du und ich, vielleicht sogar noch härter. Sie hat zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten gearbeitet und niemals die Überstunden berechnet oder dafür einen Freizeitausgleich verlangt, was jede normale Angestellte tun würde. Du verlangst von ihr, sich wie ein Partner einzubringen, aber du behandelst sie nicht so. Da wäre ich auch gegangen.«
»Tu dir keinen Zwang an«, erwiderte Gabe und knallte die Tür hinter sich zu. Die ganze gottverdammte Agentur stand ihm bis zum Hals.
»Riley behauptet, du hättest Gabe verlassen«, bemerkte Suze nach der Arbeit, als sie vor Nells Wohnungstür stand. »Bist du übergeschnappt?«
»Nein.« Nell trat einen Schritt zurück, um Suze hereinzulassen. »Er hätte mir niemals zugehört, solange ich dort geblieben und das Spiel nach seinen Regeln gespielt hätte. Jetzt werden wir sehen, wie er ohne mich klarkommt.«
»Na prima.« Suze ließ sich auf das Bettsofa fallen und bekam dafür einen ungnädigen Blick von Marlene. »Und wenn wir schon dabei sind, können wir auch noch sehen, wie du ohne ihn klarkommst.«
»Kein Problem«, erwiderte Nell. »Ich war schon öfters mal allein.«
»Ja, du warst allein ohne Tim«, konterte Suze. »Das war vergleichsweise ein Kinderspiel. Allein zu sein ohne Gabe wird die Hölle werden.«
»Er wird sich schon wieder beruhigen. Dann wird er mich bitten zurückzukommen. Er wird mich zurückhaben wollen.«
»Und wenn nicht?«
»Dann fange ich ein neues Leben an. Was hältst du davon, mit mir zusammen ein Geschäft zu eröffnen?«
»Was für ein Geschäft?« Suze runzelte die Stirn.
»Ich dachte, das solltest du dir ausdenken«, erwiderte Nell und setzte sich neben sie. »Du entscheidest dich, was du gerne tun möchtest, und ich kümmere mich um die geschäftliche Seite.«
Suze schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Nell, im Augenblick weiß ich nicht einmal, wer ich bin, ganz zu schweigen davon, was ich gerne tun möchte. Ich kann noch nicht einmal den Mann verlassen, von dem ich mich scheiden lasse. Er ruft immer wieder an, und ich bringe es nicht über mich, den Hörer aufzulegen. Ich weiß, dass du die Geschäftsführung von jedem x-beliebigen Geschäft übernehmen könntest, aber ich bin nicht die Lösung.« Sie nahm Nells Hand in die ihre. »Außerdem hieße das, dem eigentlichen Problem aus dem Weg zu gehen. Du liebst Gabe. Und du liebst die Agentur. Ich habe dich noch niemals so glücklich gesehen wie in den vergangenen Monaten. Von ihm fortzulaufen war keine kluge Entscheidung.«
Nell schluckte. »Ich dachte, du stehst auf meiner Seite.«
»Das tue ich«, sagte Suze. »Geh jetzt sofort zurück.«
»Wie bitte?« Wütend zog Nell ihre Hand zurück. »Ich werde mich nicht entschuldigen.«
»Ich habe auch nicht gesagt, dass du dich entschuldigen sollst. Geh zurück und verführe ihn auf seinem Schreibtisch. Er wird sofort vergessen, dass es überhaupt passiert ist.«
»Nein, das wird er nicht. Er wird es sich merken und wissen, dass ich nachgegeben habe. Falls ich irgendwann überhaupt
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