Liebe auf den zweiten Kuss
die Retourkutsche dafür, dass ich dich keine neuen Visitenkarten bestellen lasse.«
»Nein«, widersprach Nell gereizt, weil er nicht zuhören wollte. »Es gibt keinen Grund, weswegen Fälle von sexueller Belästigung nicht wirklich ernst zu nehmen sind.«
»Ich habe dich nicht sexuell belästigt«, verteidigte sich Gabe. »Himmel noch mal...«
»Ich habe auch nicht behauptet, dass du das getan hast. Ich sage lediglich, dass Lynnie Recht hatte. Es ist keine gute Idee, wenn Chefs mit ihren Sekretärinnen schlafen. Ganz besonders du weißt das. Es ist deine Regel. Und deswegen...«
»Diese Regel habe ich nur zu gerne für dich gebrochen«, unterbrach sie Gabe. »Können wir diese Diskussion während des Abendessens fortführen? Ich habe noch Dinge zu erledigen.«
»Dann nichts wie los«, forderte ihn Nell wütend auf. »Und besorge dir dein eigenes Abendessen, während du unterwegs bist. Ich gehe nach Hause.«
»Ich komme später vorbei.« Gabe wandte sich zum Gehen.
»Nein, das wirst du nicht«, widersprach Nell. »Ich möchte in Ruhe nachdenken.«
Gabe schüttelte den Kopf. »Du brauchst den Gedanken gar nicht erst in den Kopf zu nehmen, diese Sache hier hinzuschmeißen.«
»Hör mir zu« , sagte sie. »Du sagst mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe.«
»Doch, das tue ich«, entgegnete er. »Ich bin der Chef.«
»Nein, das bist du nicht. Ich kündige.«
»Das tust du nicht.« Gabe knallte die Eingangstür zu und baute sich davor auf, während sie in ihren Mantel schlüpfte und nach ihrer Handtasche griff. »Verdammt, Nell, ich habe einen Termin. Ich habe keine Zeit...«
»Dann geh doch.« Nell trat um den Schreibtisch herum, um ihn anzusehen. »Ich halte dich nicht zurück. Ich habe hier alles so gut organisiert, dass jede x-beliebige Person das Büro übernehmen kann. Setz Lu hier hin. Heure Suze an. Mir ist es egal. Solange ich hier arbeite, werde ich immer versuchen, ein Partner zu sein, und du wirst mir immer wieder sagen, dass ich das nicht bin. Wir werden nicht aufhören, einander an die Gurgel zu gehen.«
»Also gut«, erwiderte Gabe erschöpft. »Nimm dir den Rest des Tages frei. Wir reden morgen darüber.«
Nell fühlte die Wut in sich aufsteigen und schlug ihn mit ihrer Handtasche auf ihren Arm. »Hör mir endlich mal zu. Ich kündige. Ich werde morgen nicht hier sein. Ich höre hier auf, ich haue ab. Ich kündige. « Sie war so wütend, dass sie zu stottern begann. »Ich möchte nicht mit dir zu Abend essen, ich möchte dich nicht sehen, ich möchte nicht mit dir reden, und ich möchte nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre, und ich möchte dich nicht !«
»Warum nur falle ich immer wieder auf vollkommen wahnsinnige Frauen herein?«, fragte Gabe in Richtung Zimmerdecke.
»Warum nur machst du alle Frauen immer wahnsinnig?« , fragte Nell zurück. »Ein kluger Mensch würde hier ein Muster erkennen.«
»Hey«, sagte Gabe. »Ich bin nicht derjenige mit emotionalen Problemen.«
»Wohl wahr«, bestätigte Nell. »Um emotionale Probleme zu haben, braucht man nämlich erst mal Emotionen. Und jetzt geh mir endlich aus dem Weg.«
»Bitte.« Gabe trat zur Seite und machte eine Handbewegung in Richtung Tür. »Wenn du diesen Tobsuchtsanfall überwunden hast, hast du immer noch einen Job. Und mich.«
»Ich hasse dich«, sagte Nell. »Fall von mir aus tot um.«
Sie zwängte sich an ihm vorbei und öffnete die Tür. Festen Schrittes entfernte sie sich. Sie war vollkommen berauscht davon, dass sie immerhin einen Mistkerl hatte stehen lassen, anstatt darauf zu warten, dass er sie vor die Tür setzte. Immerhin ein Fortschritt.
Jetzt musste sie nur noch einen Job finden.
18
Während Gabe im Mantel in der Tür stand, unaussprechliche Dinge dachte und die Zähne zusammenbiss, um Nell nicht hinterherzubrüllen, kam Riley herein.
»Ich bin gerade eben Nell begegnet«, meinte Riley, während er die Tür hinter sich schloss. »Sie sah fuchsteufelswild aus. Was ist denn passiert?«
»Sie hat aufgehört.«
»Mit dir zu schlafen oder für uns zu arbeiten?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Gabe. »Ist mir auch egal.«
»Du hast wirklich ein Händchen für Frauen, weißt du das? Was hast du getan?«
Gabe versuchte, seine Wut niederzuringen. »Ich habe ihr einfach nur die Wahrheit gesagt, nämlich dass sie in diesem Geschäft nicht Partner, sondern lediglich Sekretärin ist.«
»Und du glaubtest, das müsstest du ihr unbedingt mitteilen, weil...«
»Sie hat schon wieder die Visitenkarten
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