Liebe auf den zweiten Kuss
ängstlich, einen neuen Anfang zu wagen.
Es ist an der Zeit , dachte sie, stand auf und glättete ihren Rock. Dann trat sie an Rileys Tür, die leicht offen stand, klopfte, trat ein und setzte sich ihm gegenüber.
»Im Allgemeinen ist es üblich, dass man abwartet, bis man hereingebeten wird, statt hereinzuplatzen«, bemerkte Riley. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, einen zusammengeklammerten Bericht in der Hand, bei dem er nur bis zur dritten Seite gekommen zu sein schien. »Schien«, dachte Suze, war vermutlich genau die richtige Bezeichnung. Nie und nimmer hätte er sich irgendetwas im Vorzimmer entgehen lassen. Der Mann hatte Ohren wie ein Luchs.
»Vielleicht ist es tatsächlich üblich zu warten«, sagte Suze. »Allerdings nicht hier.«
»Hast du dir das irgendwo abgeguckt?« Riley warf die Unterlagen auf seinen Schreibtisch.
Suze atmete tief durch, riss ihre Augen auf und lächelte ihn an.
»Riley, ich...«
Er richtete sich auf und zeigte mit dem Finger auf sie.
»Mach das nicht.«
»Was denn?«, fragte sie verwirrt.
»Diesen hilflosen Opferblick. Ich bin nicht Jack. Sag mir einfach nur, was du möchtest, dann können wir darüber reden.«
»Also gut. Ich möchte hier arbeiten.«
Riley musterte sie eingehend. »Das tust du doch.«
»Nein«, entgegnete Suze. »Ich vertrete Nell, und ich kann es kaum abwarten, bis sie wieder zurück ist. Dieser Bürokram langweilt mich zu Tode. Aber was du machst, gefällt mir. Ich recherchiere gern und spreche gern mit Menschen und versuche, Dingen auf den Grund zu gehen. Und ihr habt jede Menge Arbeit hier, zu viel sogar, also müsst ihr bereits Leute abweisen. Ihr könntet mich in diese Arbeit einweisen, ich würde mich gut schlagen. Wenn Nell wieder zurück ist, möchte ich hier als Detektivin arbeiten.«
Riley lehnte sich wieder zurück und schwieg, also wartete sie ab. Früher hatte sie ihn für etwas begriffsstutzig gehalten, heute nicht mehr. Inzwischen hatte sie viel Respekt vor Rileys Schlussfolgerungen, für die meisten jedenfalls.
»Also gut.« Er richtete sich wieder auf, nahm den Bericht, den er eben noch in der Hand gehalten hatte, und reichte ihn ihr. »Versuche dich an dieser Sache.«
Suze nahm den Bericht und las die Überschrift: »Die Fahnderin. Das ist doch Becca Johnson, nicht wahr? Sie war gestern hier.«
»Wie sieht sie aus?«, fragte Riley. »Gib mir eine Beschreibung. Möglichst detailliert.«
Suze rief sich Becca ins Gedächtnis. »Sie ist ungefähr ein Meter dreiundsechzig groß, wiegt einhundertdreißig Pfund, Anfang dreißig, Afroamerikanerin, braune Augen, braunes Haar, hübsch, nervös, trug eine braune Wildlederjacke und einen braunen Rollkragenpulli aus Baumwolle aus dem Bloomingdale’s Katalog vom letzten Jahr – vielleicht sogar aus dem Jahr davor, da es einer ihrer Dauerbrenner ist – Levis Jeans, braune Aigner-Treter. Die Ohrringe waren einfache Kreolen, allerdings aus massivem Gold. Ich würde sagen, sie verfügt über ein gehobenes Einkommen und weiß es gut zu nutzen. Sie trug eine antike Kette, deshalb würde ich sagen, dass sie sentimental und romantisch veranlagt ist und aus einem religiösen Elternhaus stammt, obwohl sie vielleicht selbst keine Religion mehr aktiv praktiziert. Sie ist nicht dumm, doch die Neigung zur Romantik macht sie verletzlich. Sie hat direkt vor dem Fenster geparkt und fuhr einen gut erhaltenen Saturn, also ist sie pragmatisch. Vom Rückspiegel innen hing das Parkabzeichen der Ohio State Universität an.« Sie hielt inne. »Die A-Klasse kostet fast vierhundert Dollar, das Parken muss ihr also wirklich am Herzen liegen.«
»Noch irgendetwas?«, erkundigte sich Riley ein wenig verdutzt.
»Ja«, erwiderte Suze. »Sie trug eine Handtasche von Coach .«
»Und das bedeutet was?«
»Qualität«, erwiderte Suze. »Becca und ich würden uns gut verstehen. Warum siehst du mich so an?«
»Die Sache mit Bloomingdale’s«, erwiderte Riley. »Du weißt also, aus welchem Jahr ihre Jacke stammt?«
»Das schon, aber ich könnte dir nicht sagen, aus welchem Jahr der Saturn stammt.« Suze gestikulierte mit dem Bericht. »Also, den lese ich jetzt und dann?«
»Gestern ist sie vorbeigekommen, weil sie endlich ihren Freund zur Rede gestellt und er ihr gesagt hat, sein Name sei Egon Kennedy, er stamme aus Massachusetts und sei ein entfernter Cousin der Kennedys. Sie hat es ihm geglaubt. Wir sind skeptisch. Also überprüfen wir die Sache, obwohl sie gerade eben vorbeigekommen ist, um Gabe zu sagen,
Weitere Kostenlose Bücher