Liebe auf den zweiten Kuss
Gesicht im Kissen und weinte, bis sie kaum noch Luft bekam.
Schließlich spürte sie etwas Kaltes in ihrem Nacken. Sie hob den Kopf vom Kissen und fand Marlene, die sie mit ihrer Nase anstupste. Vermutlich wollte sie ihr raten, den Kopf weiter vergraben zu halten. »Tut mir Leid, meine Süße«, sagte sie. Marlene leckte ihr die Tränen von den Wangen. Daraufhin brach Nell erneut zusammen und nahm den Hund in die Arme, während Marlene ihr unablässig das Gesicht ableckte. Als sie endlich zu weinen aufhörte, ließ sich Marlene erschöpft aufs Bett fallen, und Nell küsste ihren pelzigen kleinen Kopf und ging ins Badezimmer, um sich die Tränen und den Hundespeichel abzuwaschen.
Sie reinigte ihr Gesicht gründlich und betrachtete sich anschließend im Spiegel. Ihr Gesicht war voll, ihre Wangen vom Rubbeln des Handtuchs gerötet, ihre Augen müde, doch leuchtend. Sie hatte Scheidung und Depressionen, Brandstiftung und das Leben im Allgemeinen überlebt, nun würde sie auch noch den Verlust ihres Porzellans verwinden können.
Plötzlich fühlte sie sich so erschöpft, dass sie am liebsten an Ort und Stelle im Badezimmer eingeschlafen wäre. Sie stolperte zurück in Lus Schlafzimmer und warf einen Blick in Gabes Zimmer. Er hatte seine Tür offen gelassen, damit er hören konnte, wenn sie ihn rief. Im Mondlicht, das durch die Dachluke hereinschien, sah sie ihn schlafend im Bett, sein dunkles Haar hob sich deutlich von den weißen Kissen ab.
Sie trat ins Zimmer und kroch bei ihm unter die Bettdecke. Er wachte auf, machte ihr ein wenig Platz und nahm sie in seine Arme, als sie zu ihm ins Bett sank.
»Heute Nacht wäre ich fast gestorben«, sagte sie.
»Ich weiß.« Er presste sie fester an sich.
»Ich habe alles verloren.«
»Du hast immer noch mich.«
»Gott sei Dank.« Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.
»Ich finde, wir sollten heiraten«, sagte Gabe nach einer kurzen Pause, und sie zuckte zurück.
»Wie bitte?!«
»Nachdem ich dich abgesetzt hatte, habe ich darüber nachgedacht, was du mir gesagt hast. Dass ich mich nie ändern würde, dass ich dir einfach nur vorgaukeln würde, du wärst ein Partner, nur damit du zu mir zurückkehrst. Und damit hast du Recht. Genau das würde ich tun. Ich würde, verdammt noch mal, alles sagen, um dich wieder zurückzubekommen.«
»Ich weiß«, erwiderte sie. »Und ich würde fast alles glauben, nur um dich wieder zurückzuhaben.«
»Dann lass uns die Sache doch legal und bindend machen«, sagte er. »Lass uns aus dem Grund heiraten, weswegen die Ehe erfunden wurde, nämlich um deutlich zu machen, dass wir es wirklich ernst miteinander meinen und es auch in schlechten Zeiten miteinander aushalten und nicht einfach davonlaufen, weil das einfacher ist, als sich den Problemen zu stellen. Ich überschreibe dir die Hälfte meiner Agentur. Du steckst das Geld der Versicherungsagentur in unser Geschäft. Wir teilen die Verantwortlichkeiten zwischen Riley, dir und mir und treffen die wichtigen Entscheidungen gemeinsam. Keine halbherzigen Versprechungen, nur um einander zufrieden zu stellen. Wir legen es schriftlich fest und unterschreiben es.«
Nell wurde schwindlig. »Riley wird fünfzig Prozent besitzen. Damit hat er einen kontrollierten Anteil. Kannst du das ertragen?«
»Gegen dich und mich? Davon kann er nur träumen. Außerdem will er gar nicht das Sagen haben. Abgesehen davon, wird er in etwa zwei Jahren seine Hälfte ebenfalls halbieren.«
»Du würdest mir die Hälfte deines Anteils geben«, sagte Nell mit klopfendem Herzen. »Selbst wenn du nicht...«
»Wenn ich es nicht tue, nimmst du dir alles«, erwiderte Gabe. »Und dann werden wir beide unglücklich sein. Hör zu, ich kann hier keinen Offenbarungseid leisten. Du hast Recht, ich sehe immer noch nicht ein, weswegen du einen gleichberechtigten Stimmenanteil in der Agentur haben solltest, wo du erst seit sieben Monaten dort arbeitest und ich sie seit zwanzig Jahren leite. Aber zweifelsohne hast du eine gleichberechtigte Stimme in meinem Privatleben, also bin ich gewillt, den Rest auf Vertrauensbasis zu machen.«
Das ist es , dachte Nell. Wie auch immer sie sich entscheiden würde, er würde sie ernst nehmen. Wenn sie ihn heiratete, wäre sie sein Partner, andererseits würde sie ihm in alle Ewigkeit Rechenschaft ablegen müssen. Im Augenblick schwor er, dass das genau das sei, was er wirklich wollte, aber er war durcheinander und verzweifelt. Sie müsste ihm darin vertrauen, dass er, wenn das Feuer
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