Liebe auf den zweiten Kuss
abzustellen.
»Sie schien mir nicht der Typ Frau zu sein, die ausgiebig Mittagspause macht«, bemerkte Gabe.
»Sie scheint nicht der Typ Frau zu sein, die überhaupt zu Mittag isst«, gab Chloe leicht gereizt zurück und wischte sich eine verschwitzte Locke aus dem Auge. »Aber so etwas fällt dir natürlich nicht auf.«
»Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?«, fragte Gabe. Chloe schüttelte den Kopf und winkte ihn beiseite, doch er blieb stehen. »Chloe, kannst du dich noch gut an meinen Vater erinnern?«
Sie hielt inne, ihre Gereiztheit war augenblicklich verflogen. »Patrick? Aber sicher. Er war sehr nett zu mir. Und er war ganz verrückt nach Lu, erinnerst du dich? Ich fand es sehr schade, dass er so kurz nach ihrer Geburt gestorben ist. Er hat sie so sehr geliebt.«
»Ja.« Gabe versuchte, die Erinnerung daran beiseite zu schieben. »Glaubst du, er war nicht immer ganz korrekt?«
Chloe legte den Spachtel ab. »Du meinst, war er ein Gauner?«
Sie zögerte, und Gabe dachte: Verdammt. Er hatte gehofft, sie würde empört abwehren: »Nein, überhaupt nicht, bist du verrückt?«
»Mehr als du«, sagte sie schließlich.
»Ich?« Gabe blickte sie verblüfft an. »Hältst du mich denn für nicht ganz koscher?«
»Ich glaube, dass du tust, was nötig ist, wenn es denn nötig ist. Ich glaube nicht, dass du jemals etwas besonders Zwielichtiges hast tun müssen, aber ich würde es dir zutrauen. Ich glaube, du könntest fast alles tun, vorausgesetzt, du hast gute Gründe dafür.«
»Himmel auch«, sagte Gabe.
»Dein Vater war genauso«, fuhr Chloe fort. »Nur, dass er meiner Meinung nach dem Geld mehr abgewinnen konnte als du. Ich glaube auch, dass er an Frauen stärker interessiert war als du.«
»Langsam, langsam.« Gabe klang beleidigt.
»Nun, du bist mir treu gewesen, dabei hattest du noch nicht einmal sonderlich viel Interesse an mir«, fuhr Chloe fort. »Dein Vater hätte mich bereits während der Hochzeitsreise betrogen.«
»Wir waren nie auf Hochzeitsreise«, korrigierte sie Gabe. »Himmel, diese Unterhaltung ist wirklich erbaulich. Dann bin ich also ein potenzieller Gauner und habe einen unterentwickelten Geschlechtstrieb?«
»Das mit dem Geschlechtstrieb habe ich so nicht gesagt«, widersprach Chloe. »Was ich sagen wollte, war, dass Sex für dich keine ausreichende Motivation darstellt. Worum geht es denn?«
Gabe überkam erneut eine düstere Stimmung. »Ich glaube, mein Vater hat möglicherweise etwas wirklich Schlimmes getan. Etwas, von dem ich nichts erfahren sollte.«
»Donnerwetter.« Chloe lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. »Er hat dir doch immer alles anvertraut. Dann muss es wirklich ziemlich schlimm sein.«
»Es hat irgendetwas mit dem Wagen zu tun.«
»Ach ja?« Chloe legte den Kopf zur Seite. »Vielleicht etwas mit deiner Mutter?«
»Meiner Mutter?« Gabe runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht...«
»Du hast immer gesagt, dass sie ihn des Wagens wegen verlassen hat«, erinnerte ihn Chloe. »Ich habe sie nie kennen gelernt, aber ich kenne dich. Und deine moralischen Grundsätze, die stammen nicht von deinem Vater. Vielleicht hat er wirklich etwas sehr Schlimmes getan, und sie hat ihn deswegen und nicht wegen des Wagens verlassen.«
»Sie hat ihn verlassen, weil er sie wirklich mies behandelt hat«, sagte Gabe.
»Sie hat ihn sehr oft verlassen, weil er sie mies behandelt hat«, gab Chloe zu bedenken. »Doch nach der Sache mit dem Wagen, da ist sie nicht wieder zurückgekommen.«
»Vielleicht hatte sie ganz einfach nur die Nase voll«, beharrte Gabe. »Er hat sie ständig betrogen und angebrüllt.«
»Er hätte gar nicht erst heiraten sollen.« Chloe nahm ihren Spachtel wieder zur Hand. »Nach allem, was er mir erzählt hat, hat sie sich jedes Mal an ihm gerächt, und das hat die ganze Sache nur noch verschlimmert. Verheiratet zu sein kann so schrecklich sein.«
»Danke«, murmelte Gabe. Chloe begann, die Kekse vom Backblech abzuheben. Gabe atmete den Mandelduft ein und dachte: Dieser Duft wird mich immer an sie erinnern .
»Es ist ein wirklich riskantes Spiel«, meinte Chloe, als er sich einen Keks nahm. »Zumindest für die Frauen. Männer können immer wieder von vorne anfangen. Für einen Mann ist es wichtig, dass er Geld hat. Für eine Frau dagegen ist Jugend und Schönheit wichtig. Männer können immer mehr Geld machen, aber Frauen können niemals ihre Jugend zurückholen, wenn sie verflossen ist. Das ist auch der Grund, weswegen sie bei der Scheidung
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