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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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sich nach etwas um, das sie ihm an den Kopf werfen konnte, etwas, das ihn aus seiner ruhigen, ach so erwachsenen Scheinheiligkeit herausreißen und in eine ganz andere Stimmung versetzen würde. Etwa in so etwas wie nackten Horror.
    »Nimm es nicht persönlich, aber mit dir hatte es überhaupt nichts zu tun«, fuhr Tim fort. Nell fielen die hinter ihm aufgebauten Eiszapfen ins Auge – vierzehn Trophäen für die erfolgreichste Agentur Ohios des jeweiligen Jahres – und plötzlich überkam sie eine gefährliche Ruhe.
    »Einverstanden, aber dann nimm dies hier bitte auch nicht persönlich, Süßer.« Als sie hinter ihn trat, rutschte er rasch vom Schreibtisch, um ihr aus dem Weg zu gehen. Sie nahm die erste der Kristallgebilde und schleuderte sie exakt gegen die Kante des Schreibtisches, an der er eben noch gelehnt hatte. Die Trophäe zersplitterte, sie explodierte geradezu beim Aufprall und hinterließ auf dem Mahagoni eine tiefe Einkerbung. Sie dachte Ja!, während Tim laut rief: »Nein!«
    »Mir ist erst in diesem Moment klar geworden, was für ein vollkommen wertloses menschliches Wesen du bist.« Nell griff nach einem weiteren Eiszapfen. »Ich habe anderthalb Jahre im Fegefeuer verbracht, nur weil du ein derart verlogener Feigling bist, dass du nicht noch einmal den Anstand besessen hast, mir die Wahrheit zu sagen.«
    »Nell.« Tim wich noch einen Schritt zurück, seine Stimme warnend. »Sei fair. Du hast doch Jase als Kind immer gesagt, dass Gefühle Gefühle sind und man sie nicht unterdrücken darf.«
    »Wohl wahr, und im Augenblick bin ich ein ganz klein wenig wütend.« Nell hob die Kristallfigur über ihren Kopf und zerschmetterte sie mit Schwung in tausend kantige Splitter, während Tim hinter ihren Rücken eilte, um so viele Eiszapfen wie nur irgend möglich einzusammeln.
    Peggy blickte durch den Türspalt und stammelte: »Was...«, während Nell einen weiteren Eiszapfen zur Hand nahm, den er übersehen hatte. Peggy erstarrte mit weit aufgerissenen Augen.
    Nell beachtete sie nicht und fixierte Tim. »Wenn ich allerdings ganz und gar meinen Gefühlen folgen würde, müsste ich dir einen dieser dämlichen Dinger in dein Rückgrat bohren.«
    Tim sprang zurück, als sie die dritte Kristallfigur zerschmetterte. Sie hatte sie mit einer solchen Wucht geschleudert, dass die Glassplitter durch das ganze Zimmer flogen.
    »O mein Gott«, murmelte Peggy, als Nell die nächste Figur in die Hand nahm.
    »Wirklich, das ist gefährlich.« Tim kam auf sie zu, den Arm voller Eiszapfen. »Beruhige dich doch...«
    »Dieser hier ist für Jase«, drohte ihm Nell mit einer vierten Kristallfigur. »Denn ich glaube, er kennt die Wahrheit. Was wiederum bedeutet, dass du meinen Sohn dazu gezwungen hast, mich anzulügen.« Diesmal schmiss sie die Statuette mit dem Schwung ihres ganzen Körpers zu Boden. Das Kristall zesplitterte mit einer solchen Kraft, dass eine der Scherben gegen das Fenster schlug und einen Sprung verursachte.
    »Nell!«, brüllte Tim. »Hör jetzt auf!«
    Was sie jetzt brauchte, war ein guter Rhythmus. Sie packte den fünften Eiszapfen und donnerte ihn wie den Tennisschläger bei einem verunglückten Schmetterball gegen den Boden. Der Tennisaufschlag gefiel ihr, die Wucht des Aufpralls wanderte ihre Arme hoch, ließ ihre Muskeln erzittern. Das war es, was sie brauchte, einen gleichmäßigen Rhythmus und eine ordentliche Performance.
    »Verdammt noch mal, ich habe deinetwegen gelogen!«, schrie Tim und versuchte sich eine weitere Statue zu schnappen, obwohl seine Arme bereits voll beladen waren.
    »Du hast gelogen« – sie griff sich die nächste Kristallstatuette, schwang sie und ließ sie auf den Schreibtisch niedersausen – »weil du ein betrügerischer« – ein Schwung, ein Knall – »feiger« – ein Schwung, ein Knall – »rückgratloser« – ein Schwung, ein Knall – »schleimiger« – ein Schwung, ein Knall – »Mistkerl bist, der nicht die Verantwortung dafür übernehmen möchte, seine Ehe ruiniert zu haben.« Sie hielt inne, um wieder zu Atem zu kommen und weil sich keine weiteren Eiszapfen auf dem Regal befanden; Tim hielt die letzten vier in seinen Armen. Sein Blick warnte sie, sich eine davon zu greifen.
    Nell senkte das Kinn auf die Brust. »Gib sie mir.«
    »Nein.« Tim richtete sich zu voller Länge auf. »Ganz gewiss nicht. Du solltest dich jetzt sehen, du siehst vollkommen verrückt aus.«
    »Gib sie mir«, drohte ihm Nell leise, »oder ich werde sie dir entreißen und dich damit

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