Liebe auf den zweiten Kuss
mit Riley vereinbart hatte.
Aber überall war es besser als hier.
Nachdem sie sechs Querstraßen weit gerannt war, hielt sie inne, um Luft zu schnappen und ihren Griff um Schnuckiputz ein wenig zu ändern. »Tut mir Leid.« Der Hund sah sie an, die Augen groß, weit aufgerissen, groß wie Golfbälle. Er zitterte so stark in ihren Armen, dass er sich allein durch sein Zittern fast befreit hätte. »Beruhige dich, es ist alles in Ordnung.« Nell beugte sich herunter und setzte den Hund auf den breiten, weißen Bürgersteig unter einer Laterne ab. Damit er nicht wegrennen konnte, hielt sie ihn mit einer Hand am Halsband fest. Aber Schnuckiputz lief nicht weg, sondern sank in sich zusammen, rollte sich auf den Rücken und ließ den Kopf über die Bordsteinkante fallen. Ein Bild des Jammers gab sie ein hohes Fiepen von sich, das sich anhörte, als ob man die Luft aus einem Luftballon entweichen ließ.
»Gütiger Himmel, lass das«, sagte Nell und versuchte, den Kopf des Hundes zu stützen. Sie würde doch hoffentlich nicht noch eine Mund-zu-Schnauze-Beatmung vornehmen müssen. Nell versuchte sich vorzustellen, wie sie Deborah Farnsworth erklären würde: »Die gute Nachricht ist die, dass ich Ihren Dackel habe. Die schlechte, dass er auf dem Bürgersteig an einem Herzanfall eingegangen ist.«
»Komm schon, Schnuckiputz.« Unsicher blickte sie über die Schulter. »Reiß dich zusammen. Steh deine Frau.«
Sie nahm den Hund hoch und wiegte ihn in ihren Armen, dann ging sie langsam auf die Durchfahrtsstraße zu. »Du wirst es gut haben. Du musstest nur von diesem schrecklichen Mann weg. Wir bringen dich zu deinem Frauchen zurück, das dich schrecklich vermisst.«
Schnuckiputz schien nicht sonderlich überzeugt, aber nachdem sich Nell wieder in Bewegung gesetzt hatte, ließ das Vibrieren der Hündin bis auf ein leichtes Zittern nach.
»Ich schwöre«, sagte Nell und steigerte ihr Tempo, »dass dich ein Leben voller Hamburger und ohne jedes Gebrüll erwartet.« Sie drückte den Dackel enger an sich. Diesmal seufzte er und legte seinen Kopf auf ihren Arm, dann hielt sie inne und sah ihm in die Augen. »Hallo«, sagte sie und Schnuckiputz starrte zurück. Mitleiderregend mit weit aufgerissenen feuchten Augen glich sie mit zitternden Wimpern im Licht der Straßenlaterne einer Südstaatenschönheit in den Armen eines Yankees. »Ich verspreche dir, alles wird gut.«
Ein Auto kam heran und bremste neben ihr ab. Entsetzt sprang Nell zurück, was Schnuckiputz erneut wie Espenlaub zittern ließ. Aber es war niemand anders als Riley. Sie kletterte neben Suze auf den Rücksitz. Ohne jeglichen Anflug von Begeisterung in der Stimme bemerkte Riley: »Gut, du hast den Hund«, und brachte sie rasch weg vom Tatort.
»Du warst prima«, wandte sie sich an Suze, nachdem sie den Hund auf dem Rücksitz abgesetzt hatte.
»Nein, das war sie nicht«, widersprach Riley, der sie im Rückspiegel beobachtete. »Sie hat sich mit dem Typen unterhalten. Wenn er den Diebstahl anzeigt, wird er sie beschreiben – vorausgesetzt, dass er ihr überhaupt ins Gesicht geblickt hat.«
Suze zupfte an ihrem T-Shirt, was allerdings nichts an dem tiefen Ausschnitt änderte.
»Vielleicht merkt er nicht, dass sie was damit zu tun hat«, meinte Margie. »Vielleicht wird er es niemals herausfinden.«
»Das wird er«, entgegnete Riley. »Und er wird sich an sie erinnern.«
»In dieser Stadt gibt es jede Menge Blondinen um die dreißig«, widersprach Suze.
»Aber nicht solche wie Sie«, entgegnete Riley. »Sie bleiben einem Mann im Gedächtnis haften.«
Schnuckiputz saß zwischen ihnen auf dem Rücksitz und zitterte wie eine indianische Rassel.
»Könntet ihr jetzt aufhören?«, fragte Nell. »Ihr jagt dem Hund Angst ein.«
»Das kann ich gut nachempfinden«, meinte Riley. »Du jagst mir auch Angst ein. Von jetzt an entführst du deine Hunde alleine.«
Als Nell am nächsten Morgen um halb zehn im Büro auftauchte, hatte sie sich eine Erklärung für ihre Verspätung zurechtgelegt, in der von Schnuckiputz und ihrem Transport zu Suzes Haus ebenso wenig die Rede war wie von ihren Erklärungen gegenüber einem wutentbrannten Jack. Gabe jedoch hatte das Büro bereits für seinen ersten Termin verlassen. Das sah ihm ähnlich. Sie hatte sich die Mühe gemacht, sich eine richtig gute Entschuldigung zurechtzulegen, und nun war er nicht da, um sie zu würdigen.
»Wie geht es dem Hund?«, erkundigte sich Riley, als er sich einen Kaffee holte. Nell erwiderte: »Sie
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