Liebe auf den zweiten Kuss
ist bei Suze.«
Dann wählte sie die Nummer von Schnuckiputz’ Besitzerin, um ihr die gute Nachricht zu übermitteln.
»Ich kann den Hund nicht zu mir nehmen«, beteuerte Deborah Farnsworth, nachdem Nell die Lage erklärt hatte. »Ich finde es wirklich wunderbar, dass Sie sie geholt haben, aber ich kann sie nicht nehmen. Hier würde er als Erstes nachsehen.«
»Aber sie ist doch Ihr Hund«, empörte sich Nell, die einen Knoten kalter Panik in ihrem Magen verspürte. »Mögen Sie denn...«
»Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich mag sie nicht sonderlich«, erwiderte Deborah. »Sie war ein wirklich liederlicher Welpe, doch als sie größer wurde, wurde sie schwierig. Und ganz ehrlich, ich bin kein Hundefan. Mein Mann war derjenige, der sie unbedingt wollte.«
Nell biss die Zähne zusammen. »Aber warum...«
»Weil er sie angebrüllt hat«, verteidigte sich Deborah heftig. »Außerdem wollte ich nicht, dass der Mistkerl sie behält. Was schulde ich Ihnen?«
»Nichts«, erwiderte Nell kapitulierend.
Sie legte auf und dachte, ich habe für nichts und wieder nichts einen Dackel gestohlen. Die nächste große Geste, die einfach verpuffte. Und jetzt hatte sie noch dazu einen Hund am Hals. Sie versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Schnuckiputz nun wenigstens nicht mehr misshandelt wurde. Vorausgesetzt, was immer Suze gerade mit ihr anstellte, galt nicht als Misshandlung. Aber es blieb dabei: Sie hatte einen Hund am Hals. Vielleicht konnte sie ihn weggeben. An jemanden in einem anderen Bundesstaat. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und versuchte, nicht an Schnuckiputz zu denken. Zwei Stunden später klingelte das Telefon. Es war die Reinigungsfirma, die den Termin für kommenden Mittwoch bestätigte, da sie mittlerweile die ausstehenden Zahlungen für die letzten zwei Monate erhalten hatten.
»Danke«, sagte Nell und entschuldigte sich erneut. »Ein Fehler in der Buchhaltung.«
Sie legte auf und dachte, Lynnie . Lynnie und Deborah und Farnsworth, der Hundetreter, und Tim... Die Welt war voller egoistischer Menschen, die logen und betrogen und die Welt auf den Kopf stellten und die es anderen überließen, die Scherben wegzuräumen. All ihre Versuche, die Dinge wieder richtig zu stellen, hatten ihr nichts eingebracht außer einem vagen Schuldgefühl nach ihrer Zerstörungsorgie, einem leichten Glühen nach Sex ohne Verpflichtungen und eine traumatisierte Dackelhündin, die sie gar nicht haben wollte.
Wenn sie sich jetzt Lynnie vornahm, würde sie immerhin das Geld zurückbekommen. Damit hätte sie etwas ganz Konkretes in der Hand, das sie vorzeigen konnte; was sie Gabe vorzeigen konnte. Sie würde ehrlich wieder einmal etwas Nützliches tun, etwas Professionelles, etwas, das mit dem erfolgreichen Management eines Geschäfts zu tun hatte.
Sie dachte kurz nach, schaltete den Anrufbeantworter ein und verließ das Büro, um ihrer Vorgängerin einen Besuch abzustatten.
6
Als Gabe ins Büro zurückkehrte, war Nell wieder nicht da. Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, was sie wohl jetzt gerade anstellte, um sein Leben weiter zu komplizieren, dann ging er in sein Büro und ließ die Tür geöffnet, um sie nicht zu verpassen.
Nell kam nicht, stattdessen erschien die Polizei. Mit einem Ächzen ging die Tür auf, und als Gabe hinausging, um nachzusehen, erblickte er einen Mann und eine Frau in Dienstuniform. Er kannte die beiden nicht. Die verdammte Vermieterin musste sie wohl verständigt haben, und er dachte sich jetzt besser schnell eine gute Ausrede aus, weswegen er einer ehemaligen Angestellten hinterherspionierte.
»Wir suchen Eleanor Dysart«, sagte die Frau lächelnd, während ihr Partner hinter ihr lümmelte.
»Sie ist im Augenblick nicht da«, erwiderte Gabe gut gelaunt.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Wir würden uns gerne mit ihr unterhalten«, erwiderte die Frau nicht minder gut gelaunt. »Wissen Sie, wann sie wieder zurück ist?«
»Ich weiß noch nicht einmal, wo sie steckt. Was hat sie denn angestellt?«
»Das ist...«
»Sie sind Gabe McKenna«, unterbrach der Mann.
»Ja«, bestätigte Gabe.
»Sie hat das Büro ihres Ex-Mannes verwüstet«, erläuterte der Mann. »Seine neue Frau hat Anzeige erstattet.«
Himmel noch mal , dachte Gabe. Ich habe eine Irre eingestellt.
»Langsam, Harry«, rief ihn die Frau zurück, schien jedoch nicht allzu verärgert. Sie arbeiteten bereits länger zusammen, registrierte Gabe. Er fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, mit jemandem
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