Liebe auf den zweiten Kuss
mich doch erkannt?«
»Nein«, erwiderte Nell verunsichert. »Aber gib mir den Hund und geh.« Sie nahm den Korb entgegen und beäugte den Hund. »Was hast du denn mit ihr angestellt?«
»Sie etwas gestutzt und ihr das Fell getönt«, meinte Suze. »Das Schneiden war kein allzu großer Erfolg, aber die Farbe sieht prima aus. Es ist dieses sanfte, auswaschbare Zeug, und da dachte ich mir, das kann ihr nicht schaden. Trotzdem habe ich sie danach zwei Mal mit Hundeshampoo gewaschen, nur um auch wirklich sicher zu gehen.«
Schnuckiputz blickte zu Nell auf, die Augen über der immer noch braunen Schnauze so mitleiderregend wie eh und je. »Ist schon gut«, beruhigte Nell die Hündin. »Ich habe kein Shampoo. Die Waschtage liegen hinter dir.« Sie stellte den Korb unter ihren Schreibtisch, wo man ihn von der Tür aus nicht sehen konnte. Sowie der Korb auf dem Boden stand, stand Schnuckiputz auf. Sie trug einen roten Pullover mit weißem Rollkragen, Ärmelbündchen und einem weißen Herz auf dem Rücken. »Ein niedlicher Pullover«, meinte Nell zögernd.
»Aus Cashmerewolle.« Suze äugte unter den Tisch nach dem Hund. »Kein bisschen kratzig.«
»Es ist September und nicht Januar«, wandte Nell ein.
»Ich musste ihr irgendetwas anziehen, um den missglückten Schnitt zu kaschieren«, entgegnete Suze. »Das war der leichteste Pullover, den ich auftreiben konnte. Im Auto habe ich noch mehr Sachen, damit du ihre Kleidung gelegentlich wechseln kannst.«
»Ihre Kleidung wechseln«, wiederholte Nell.
»Du solltest die Bomberjacke aus Leder sehen, die ich für sie gekauft habe«, meinte Suze. »Sie ist mit Fleece abgefüttert. Im Winter wird sie damit wie ein Macho aussehen.«
Nell blickte auf Schnuckiputz herab, die wie eine magersüchtig-unglückliche Cheerleaderin dreinsah. »Danke«, wandte sie sich an Suze. »Das war sehr nett von dir.«
Suze stellte den Karton mit den Gourmet-Hundekuchen auf den Schreibtisch und wandte sich Richtung Tür. »Sie liebt diese Küchlein. Sie ist ein so armseliges Würstchen, sie macht überhaupt keine Schwierigkeiten. Es ist nur, dass Jack...«
»Ich weiß, ich weiß.« Nell winkte sie zur Tür hinaus. »Find du lieber heraus, was er will. Wir bleiben hier.«
Nachdem Suze gegangen war, schob Nell Schnuckiputz’ Korb weiter unter ihren Tisch, damit sie beim Arbeiten den Hund mit den Zehen streicheln konnte. Nach einer Weile seufzte der Dackel hörbar auf und zitterte nicht länger, döste dann vor sich hin, und Nell führte sich viel besser.
Allmählich wandten sich die Dinge zum Guten.
Als Suze bei O & D ankam, wartete ein vor Wut bebender Jack bereits vor seinem Büro auf sie, einem Büro mit reichlich Marmor und teuren Holzverkleidungen. »Hallo, Elizabeth«, grüßte Suze und lächelte seine Assistentin an. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie Jack.
»Du bist spät dran«, unterbrach Jack Elizabeths Begrüßung, wofür sie ihn mit einem scharfen Blick bedachte. »Komm schon.«
»Ich habe den Hund zu Nell gebracht«, erklärte Suze, während er sie zum Lift drängte. »Du hast gesagt, er soll nicht alleine zu Hause bleiben, also habe ich ihr den Hund in die Detektei gebracht.«
»Ich möchte den Hund überhaupt nicht im Haus haben«, brummte Jack. »Es wäre nett, wenn du mich vorher fragen würdest, bevor deine verrückte Freundin ihn bei uns ablädt. Aber das ist dir offenbar gar nicht in den Sinn gekommen.«
»Nell ist nicht verrückt«, gab Suze scharf zurück.
»Und ob sie das ist«, beharrte Jack. »Du wirst kaum glauben, was sie abgezogen hat. Sie gehört nicht mehr zur Familie. Geh doch in Zukunft lieber mit Whitney einkaufen.«
»Sie gehört zu meiner Familie«, sagte Suze, doch er ignorierte sie, fuhr mit der Hand zwischen die sich schließenden Aufzugstüren und presste sie wieder auseinander.
Sie traten in den Lift, in dem bereits drei Männer standen, ihnen umgehend Platz machten und Suze anlächelten. »Hallo, Susie«, grüßte einer. Sie drehte sich um und sah in das runde, strahlende Gesicht von Budge. »Wie ich höre, gehen Margie, Nell und du heute Abend gemeinsam ins Kino«, bemerkte er, offensichtlich hocherfreut, sich mit der attraktiven Frau seines Vorgesetzten zu unterhalten. »Sieh zu, dass Nell sie nicht zu lange in Beschlag nimmt.«
»Werde ich«, erwiderte sie und dachte: Wenn du mich noch einmal Susie nennst, werde ich dafür sorgen, dass man dir kündigt.
Die Türen öffneten sich, und Jack nahm ihren Arm und zerrte sie zu seinem BMW. Bis
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