Liebe auf den zweiten Kuss
bist du plötzlich so sauer?«
Wegen etwas anderem, das du mir gegeben hast, dachte Suze und lehnte sich in ihren Sitz zurück. Sie war nicht im Geringsten beruhigt.
Um eins knarrte die Eingangstür erneut. Nell blickte auf und erwartete Gabe. Es war Jase.
»Mittagessen«, verkündete er und grinste sie mit seinen dunklen, funkelnden Augen an. »Komm schon. Ich lade dich ein.«
»Ich zahle«, entgegnete Nell. »Aber ich kann trotzdem nicht weg. Ich musste heute Morgen schon einmal raus, und jetzt habe ich jede Menge zu tun.« Außerdem halte ich einen Hund unter diesem Schreibtisch versteckt.
»Auch gut«, erwiderte Jase. »Sag mir, was du willst, dann bringe ich es dir.«
»Ich habe keinen Hunger. Ich kann...«
Die Tür knarrte wieder, wurde dann aufgerissen und traf Jase in den Rücken.
»Hey«, sagte er, als Lu den Kopf hereinstreckte.
»Steh doch nicht direkt vor der Tür, Dummkopf.« Lu legte den Kopf zur Seite und musterte ihn eingehend, dann lächelte sie. »Hallo.«
»Hallo«, erwiderte Jase und wandte sich ihr zu. Himmel nein, dachte Nell.
»Er wollte gerade gehen«, erklärte Nell.
»Nein, das wollte ich nicht.« Jase öffnete die Tür weiter. »Komm herein. Erzähl uns, was du auf dem Herzen hast.«
»Mein Vater macht mich vollkommen verrückt«, erläuterte Lu.
»Und weshalb bist du hier?«
»Meine Mutter muss etwas essen.«
Lus Miene heiterte sich auf. »Du bist Nells Sohn?« Sie blickte zu Nell und nickte anerkennend. »Gute Arbeit.«
»Das ist die Tochter meines Chefs«, erklärte Nell an Jase gewandt und versuchte warnend zu klingen.
»Ich bin Lu.« Lu streckte die Hand aus.
»Ich bin Jase«, sagte Jase, nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Ich wollte meine Mutter zum Essen ausführen, aber leider kann sie nicht...«
Nell nahm ihre Handtasche. »Natürlich kann ich.«
»… ergo bin ich frei«, fuhr Jase fort. »Wie wäre es mit uns beiden? Ich schaff’ das Problem zwischen dir und deinem Vater aus der Welt.«
»Kannst du das etwa?« Lu grinste. »Bist du meinem Vater überhaupt schon begegnet?«
»Nein«, erwiderte Jase. »Aber ich kann einfach alles.« Er hielt die Tür noch ein Stück weiter auf. »Zum Beispiel für das Mittagessen zahlen.«
»Super.« Lu winkte Nell zum Abschied. »Wir bringen Ihnen auf dem Rückweg etwas mit. Sagen Sie meinem Paps nicht, dass ich hier war.«
»Geht in Ordnung«, versicherte Nell. Doch als die beiden schon halb aus der Tür waren, rief sie: »Jase!«
Jase steckte seinen Kopf wieder in den Türspalt. »Sie ist die Tochter meines Chefs«, zischte Nell. »Mach mir nichts Unerlaubtes.«
»Ist doch nur ein Mittagessen«, erwiderte Jase. »Unerlaubtem widme ich mich erst nach Einbruch der Dunkelheit.«
»Das ist nicht witzig«, grollte Nell, aber er war schon verschwunden.
Sie fragte sich, ob sie sich Sorgen machen müsse und entschied, dass sie auch so schon genügend Probleme hatte und wahrlich keine weiteren hinzufügen musste. Zurzeit schlug sie sich sogar recht wacker. Dieses Mal hatte sie wirklich etwas erreicht. Die mehr als fünftausend Dollar würde sie Gabe aushändigen und vielleicht würde er sie dann neue Visitenkarten bestellen und das Fenster neu streichen lassen. Vielleicht würde er sie jetzt, nachdem sie das Geld zurückgeholt hatte, sogar eine neue Couch kaufen lassen. Sie musste es nur irgendwie so drehen, dass er über ihren Ungehorsam nicht zu wütend wurde und zu der Überzeugung gelangte, dass er es ihr einfach schuldig war …
Die Tür flog auf, und als Nell aufsah, blickte sie in die vor Wut blitzenden Augen von Mr. Farnsworth. »Wo ist Ihr Chef?«, knurrte er.
Nell schluckte. »Er ist nicht da.« Gleichzeitig schrubbte sie Schnuckiputz unter dem Schreibtisch noch ein wenig kräftiger mit ihrem Fuß. Der Hund war hellwach und zitterte wie Espenlaub, ihr selbst ging es nicht anders. Mr. Farnsworth hatte diese Wirkung.
»Ich glaube Ihnen kein Wort.« Er ging an ihr vorbei und riss die Tür zu Gabes Büro auf.
Dem Himmel sei Dank, dass er nicht da ist, dachte Nell.
Danke, danke, lieber Gott.
»Wo ist er?«, fragte Farnsworth und steuerte auf ihren Schreibtisch zu.
»Er ist geschäftlich unterwegs«, bemühte sie sich, ihrer Stimme Autorität zu verleihen. »Da ich Ihnen nicht helfen kann...«
»Sie haben meinen Hund gestohlen«, sagte Farnsworth.
Nell sackte ein wenig auf ihrem Stuhl zusammen und trat Schnuckiputz mit dem Fuß. »Mitnichten habe ich das getan.«
»Nicht Sie persönlich«, erwiderte
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