Liebe auf den zweiten Kuss
Arbeit zu.
Auf der anderen Seite des Parks sah sich Suze mit ihren eigenen Problemen konfrontiert.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Jack. Sie sah von ihrem Buch auf, als er mit einer ihrer ›Running Ware‹-Tassen aus dem Wohnzimmer trat.
»Englisches Sammelporzellan«, erwiderte sie. »Ich sammle es.«
»Du hast diese Dinger hier zu unserem guten Porzellan gestellt.«
»Das gute Porzellan deiner Mutter.« Suze wandte sich wieder ihrem Buch zu.
»Ich halte es für keine gute Idee, dieses billige Zeug mit dazuzustellen«, beharrte Jack. Sie sah erneut auf, sah, wie er die Tasse umdrehte, um das Manufakturzeichen zu lesen, und sie ihm dabei entglitt. Auf dem Parkett zerbrach die Schale in zwei Teile, auch die Beine brachen ab.
»Jack!« Suze warf ihr Buch hin und fiel auf die Knie, um die Scherben aufzusammeln.
»Tut mir Leid«, sagte er, aber er klang ganz und gar nicht so, als täte es ihm Leid. »Es ist dieses billige Zeug...«
»Das ist eine ›Caribbean Running Ware‹-Tasse.« Suze versuchte, die Scherben wieder zusammenzufügen. »Die ist aus den Siebzigerjahren und kostet mindestens fünfundsiebzig Dollar.«
»Was, das Ding da?« Jack sah sie ungläubig an.
Suze beachtete ihn nicht weiter, sondern trug die Scherben durch das Wohnzimmer in die Küche und suchte dort nach Klebstoff.
Er folgte ihr. »Gehört das auch zu den Dingen, die Nell dir aufgeschwatzt hat? Du brauchst ihr Porzellan nicht, du hast das ›Spode‹-Porzellan der Dysarts.«
Suze legte die Scherben auf die Arbeitsplatte. Bei ihrem Anblick drehte sich fast ihr Magen um. Selbst wenn es ihr gelänge, sie zusammenzukleben, die Tasse würde doch für immer zerbrochen bleiben. Sie berührte die großen gelben Schuhe und bemerkte, dass an einem ein Stückchen Glasur abgesprungen war. »Verdammt.« Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, um nach dem Stückchen Glasur zu suchen. Wieder folgte ihr Jack. »Das kann doch nicht wahr sein, dass du mein Geld für diese dämlichen Tassen ausgibst.«
»Ich gebe mein Geld dafür aus.« Sie kniete sich wieder hin und suchte nach dem Splitter den Boden ab, beugte sich tief hinunter und legte den Kopf zur Seite, um zu sehen, ob das Porzellan irgendwo im Licht glitzerte.
»Du hast gar kein Geld«, widersprach Jack.
Sie erspähte ein Glitzern. »Doch, das habe ich. Ich arbeite.«
»Du tust was?«
Jetzt war es heraus. Sie benetzte ihre Fingerspitze und tupfte damit das abgeplatzte Stückchen Glasur auf. Dann stand sie auf. »Ich arbeite schon eine ganze Weile Teilzeit für die McKennas.«
»Du arbeitest?!« Bei Jack klang das, als würde sie ihn betrügen.
»Jawohl.« Suze kehrte in die Küche zurück. Sie legte den Porzellansplitter auf die Arbeitsplatte und schraubte die orangene Klebstoffflasche aus Plastik auf.
»Suze.« Jack folgte ihr. »Das kann doch nicht dein Ernst...«
»Ich arbeite als Lockvogel«, erläuterte Suze und überlegte, in welcher Reihenfolge sie die Teile am besten zusammenkleben sollte. Sie quetschte etwas Klebstoff auf die Resopalplatte und tunkte die weiße Seite des Splitters hinein. »Leute beauftragen die McKennas herauszufinden, ob ihre Partner sie betrügen. Ich bin diejenige, die den Männern die Gelegenheit zum Betrug bietet.«
»Du machst was?«
Sie drückte den Splitter vorsichtig wieder gegen den gelben Schuh und rutschte ihn mit dem Fingernagel in die richtige Position. Vielleicht sollte sie den Schuh und die Tasse separat bearbeiten und die Schuhe erst später an der Tasse befestigen, nachdem die ersten Klebestellen getrocknet waren. »Suze«, sagte Jack. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie seine aufkeimende Wut. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht möchte, dass du Nell so häufig siehst. Und jetzt arbeitest du mit ihr zusammen? Und gabelst Männer in Bars auf?«
»Es passiert doch nichts, Jack, ich rede nur.« Sie wandte sich wieder der Arbeitsplatte zu, nahm die zwei Tassenhälften und tunkte die Ränder in den weißen Klebstoff. »Riley ist die ganze Zeit mit dabei, und er würde mich umbringen, wenn ich zu weit ginge.«
»Riley McKenna?«
»Das ist auch genau der Grund...«, fügte sie hinzu und ignorierte seinen Aufschrei, während sie die zwei Tassenhälften aneinander presste, »… weswegen ich es tue. Nell hat die Sache einmal verpatzt, also wollen sie sie nicht mehr einsetzen...«
»Nun, und du wirst es auch nicht mehr tun«, schnappte Jack. »Verdammt, Suze, hast du den Verstand verloren? Du bist doch nicht...«
»Doch, das bin
Weitere Kostenlose Bücher