Liebe auf den zweiten Kuss
weiterer Grund, weswegen wir nicht zusammen sind.«
Der Stuhl neben ihr wurde zurückgezogen und Suze hörte Nell fragen: »Warum schaut ihr euch so giftig an?« Nell setzte sich. Sie wirkte müde, aber entspannt, der Streit mit Gabe war wohl beigelegt.
»Schäbige Gesellschaft«, meinte Suze und rutschte mit den Füßen ein wenig zur Seite, damit Marlene sich unter den Tisch legen konnte.
»Herzlichen Dank.« Gabe setzte sich neben Riley.
»Und, wie war dein Tag?«, fragte Suze fröhlich und hörte dann nicht zu, sondern beobachtete lieber, wie Riley mit Nell scherzte und gleichzeitig zur Brünetten Augenkontakt aufnahm. Ganz offensichtlich machte ihm nichts aus, dass sie von nun an nicht mehr für sie arbeiten würde. Er behandelte sie wie Luft.
Als Riley und Nell für neue Drinks an die Bar gingen, fragte Gabe: »Und was gibt es Neues bei Ihnen?«
»Ich muss den Jobals Lockvogel aufgeben«, erwiderte sie. »Es tut mir Leid. Sehr Leid sogar.«
»Das geht uns genauso«, bestätigte er. »Es war schön, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
»Danke.« Sie wandte den Blick ab, damit er nicht sehen konnte, wie sehr ihr die Sache zu Herzen ging. Nell und Riley standen lachend an der Bar. »Sie sieht wunderbar aus, nicht wahr?«, wandte sich Suze wieder an Gabe. »So fröhlich und glücklich.«
Gabe nickte und sah ebenfalls zu Nell hinüber. »›The shape a bright container can contain‹.«
Suze blickte ihn überrascht an. Nie und nimmer hätte sie von Gabe McKenna erwartet, dass er Gedichte rezitieren würde. »Roethke?«
Gabe wirkte verblüfft. »Ja. Er war der Lieblingsdichter meines Vaters. Besonders dieses eine Gedicht liebte er meiner Mutter vorzutragen.« Er sah Suze fragend an. »Wie kommt es, dass Sie Roethke kennen?«
»Englische Literatur, Einführungskurs«, erklärte Suze. »Lyrik.« Zu Hause musste sie unbedingt ihre alte Anthologie heraussuchen und nachsehen, ob das Gedicht tatsächlich so erotisch war, wie sie es in Erinnerung hatte. Und selbst wenn nicht, sie war sich sicher, dass es ein wunderbares Liebesgedicht war. Vielleicht war Nell doch nicht allein. Es wäre einfach zu schrecklich, wenn Nell ganz allein wäre.
Zwei Stunden später, nachdem Suze und Riley beide gegangen waren, aß Nell den letzten Rest ihres Auflaufs und versuchte zu begreifen, was die vielen Untertöne an diesem Abend zu bedeuten hatten. Gabe ihr gegenüber trank sein Bier und schien leicht verärgert zu sein, weil Trevor am Abend angerufen und ihr erneut einen Job angeboten hatte.
»Ich verstehe nicht ganz, weswegen der Abend so verkrampft verlaufen ist«, sagte sie. »Riley war verstörter über Suzes Kündigung, als er sich anmerken lassen wollte. Was war denn nur los?«
»Die Sache hat eine Vorgeschichte«, erläuterte Gabe. »Sagen Sie, als Trevor anrief, hat er da gesagt, dass Jack ihm geraten hat, Ihnen den Job anzubieten?«
»Nein. Und es gibt keine Vorgeschichte. Suze hat Riley zum ersten Mal in jener Nacht gesehen, als wir Marlene gestohlen haben. Ihre Beziehung besteht lediglich aus vierzehn Lockvogeljobs.«
»Stimmt«, bestätigte Gabe. »Ich frage, weil es Trevor nicht ähnlich sieht, selbst zu handeln. Jack schon, aber Trevor niemals. Trevor wartet immer ab.«
»Er hat nichts davon gesagt.« Nell beugte sich über ihren leeren Teller und sah ihm in die Augen. »Sie haben erwähnt, dass Sie im Zuge seiner Scheidungen die Beweise für Jacks Untreue geliefert haben. Soll das heißen, dass Sie Suze unter die Lupe genommen haben?«
»Sind Sie sich sicher, dass Sie mir alles erzählt haben, was Sie über Margie wissen?«
»Vicky hat Sie damit beauftragt, alles über Suze und Jack herauszufinden«, sagte Nell. »Mein Gott, das war also die Gelegenheit, bei der Riley Suze gesehen hat?«
Gabe nickte und kapitulierte, ganz wie sie es erwartet hatte.
»Durch ein Fenster des Hotels, in dem sie für Jack einen Striptease hingelegt hat, verkleidet als Cheerleaderin. Mit achtzehn Jahren. Hat bei Riley einen dauerhaften Schaden hinterlassen.« Einen Augenblick lang blickte er gedankenverloren ins Leere.
Nell kniff die Augen zusammen. »Und woher wissen Sie das?«
»Es gibt Bilder«, erwiderte Gabe, der zur Erde zurückgekehrt schien. »Die Sache muss heiß sein, sonst würde Trevor nicht so scharf darauf sein, Sie abzuwerben.«
»Es gibt Bilder?«
»Gab«, korrigierte sich Gabe hastig. »Es gab Fotografien.«
»Sie weichen mir aus.« Nell rückte dichter an ihn heran.
»Als ob das möglich wäre«,
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