Liebe auf den zweiten Kuss
konterte Gabe. »Es gibt natürlich immer noch die Möglichkeit, dass Jack Trevor manipuliert. Was wissen Sie, von dem Jack nicht möchte, dass Sie es mir erzählen?«
»Nichts. Sie wissen alles, was ich weiß. Ende nächster Woche bin ich mit dem Keller fertig. Soll ich mich dann um Ihr Auto kümmern?« Gabe blitzte sie an. »Lassen Sie die Finger von meinem Auto.« Nachdenklich hielt er inne. »Vielleicht ist es das. Vielleicht befürchten sie, dass Sie etwas finden könnten. Sie waren ja wirklich überall.«
»Nur zum Waschen.« Nell schob ihren Teller weg. »Ich würde nicht im Traum daran denken, ihn zu fahren.«
»Ich reinige das Auto. Außerdem ist dort nichts. Und ihn zu fahren können Sie sich ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen.«
»Ich sagte doch schon, ich würde nicht im Traum daran denken...«, begann Nell. Doch er war bereits aufgestanden, zum Gehen bereit, die Schlüssel mit dem Porscheabzeichen in der Hand.
»Mir fällt kein anderer Grund ein, weswegen man Sie abwerben könnte«, sagte Gabe. »Es muss irgendetwas mit diesem Erpressungsschlamassel zu tun haben.«
»Vielleicht braucht man dort eine tüchtige Büroleiterin.«
Nell schob vorsichtig ihren Stuhl zurück, um Marlene nicht zu treffen. »Sind denn die Fotos noch da?«
»Das werden Sie niemals erfahren«, erwiderte Gabe. »Die Möbel sehen übrigens sehr gut aus.«
»Was den Wagen betrifft, sind Sie wirklich sehr empfindlich.«
Sie hob Marlene auf den Arm und folgte ihm in die kalte Novembernacht.
Nell war enttäuscht darüber, dass Suze die Arbeit hingeschmissen hatte, doch es überraschte sie nicht. »Es ist ein Wunder, dass Jack sie so lange hat gewähren lassen«, wandte sie sich an Riley. »Immerhin bist du sie jetzt los. Ich weiß, dass du nicht gerne mit ihr gearbeitet hast.« Sie erwartete, dass er jetzt mit der Sache herausrücken würde, aber er sagte lediglich: »Sie war gar nicht übel.« Kurz darauf begann er ein Verhältnis mit einer Zahntechnikerin, die bei einer Laientheatergruppe mitspielte und es als Form von Performance betrachtete, den Lockvogel zu spielen. Suzes Name wurde nicht wieder erwähnt.
Suze ihrerseits kam mit der veränderten Situation weniger gut zurecht.
»Ich bin froh darüber, ehrlich«, hatte sie Nell versichert, doch als das Erntedankfest gekommen war, lächelte sie nicht mehr und reagierte auf alles ausgesprochen gereizt.
»Jack hat darauf bestanden, Tim und Whitney einzuladen«, hatte sie Nell eine Woche zuvor berichtet. »Und ich habe ihm gesagt, wenn du nicht kommst, komme ich auch nicht. Und dann meinte er, dass ich dich gar nicht bräuchte, weil er Margie und Budge und Margies Vater und dessen Frau und Olivia eingeladen hat. Fünf von der Sorte. Dazu kommt noch meine Mutter und seine Mutter.«
»Es macht mir nichts aus, zu Hause zu bleiben«, hatte Nell erwidert, die nicht noch mehr Streit zwischen Suze und Jack verursachen wollte. Wann immer sie sich begegneten, sah Jack sie grimmig und böse an, und sie hatte das satt.
»Nein, das kannst du nicht«, sagte Suze. »Jase und du sind die einzigen beiden Menschen, die ich sehen möchte. Du musst kommen.«
Also war Nell, beladen mit Kürbisaufläufen und begleitet von Marlene, frühzeitig erschienen und hatte die restlichen Vorbereitungen erledigt, während Suze Marlene in ein Truthahnkostüm gesteckt hatte, das sie irgendwo aufgetrieben hatte.
Nell hatte sich Whitney gegenüber freundlich verhalten, obwohl diese sie böse angefunkelt hatte, sie hatte Jase pflichtbewusst bedauert, weil er neben einer schlecht gelaunten Olivia sitzen musste, sie war mit Tims Mutter nachsichtig gewesen, als diese gegen Menschen gestichelt hatte, die selbstsüchtig nur an ihr eigenes Leben dachten und ihre Vergangenheit kaltherzig hinter sich ließen. Der Tiefpunkt des Tages war unmittelbar vor dem Essen erreicht, als Mutter Dysart die Gedecke gezählt und entsetzt ausgerufen hatte: »Es können unmöglich dreizehn am Tisch sitzen!« Dabei hatte sie Nell viel sagend angesehen. Und der beste Teil des Tages war unmittelbar darauf gefolgt, als nämlich Suze Mutter Dysart ebenso ostentativ angesehen und bemerkt hatte: »Soll ich dir ein Tablett richten?« Jase hatte die Situation gerettet, indem er sich mit Olivia in die Küche verzogen hatte – »Wir essen am Katzentisch, ganz wie in alten Zeiten« – doch Jack hatte der Vorfall wenig amüsiert, und Suze dafür bestraft, indem er sie ignoriert und stattdessen den gesamten Nachmittag lang mit Olivia
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