Liebe auf eigene Gefahr Roman
haben, nämlich ›Jake kommt nicht!‹ Denn irgendwas müssen wir ihnen ja erzählen, wenn wir mit dem Geld, das für ihre Ausbildung gedacht war, immer noch diese Hochzeit abbezahlen, denn die verdammten Tantiemen tun das ganz sicher nicht!« Sie legt sich die Hände an die Schläfen und kneift die Augen zusammen.
»Laura«, murmele ich.
»Was muss noch alles passieren, Katie?«
»Ich bin nicht stolz darauf«, sage ich und werde ganz klein.
»Aber du würdest dich ihm immer noch hingeben, wenn du könntest. Wenn er heute Nacht auftauchen würde. Mit oder auch ohne die Verträge und die Schecks. Du hättest ihm heute Abend alles verziehen, um wieder in seiner Nähe zu sein. Und du auch.« Sie schüttelt ihren dünnen Arm gegen Sam, der aufsteht, während die Schamesröte langsam aus seinem Gesicht weicht. »Das hier war mein Tag. Nur ein einziger Tag. Und das ist alles, was du mir nach all den Jahren zu sagen hast? Meine beste Freundin, die selbst nie nach Hause kommt – er kommt nicht? Ihr brecht mir das Herz. Ihr alle beide.« Ich mache einen Schritt auf sie zu, als sie anfängt, in ihr Kleid zusammenzusinken, aber Sam drängt sich an mir vorbei, schließt sie in die Arme und führt sie gegen ihren Protest sanft ins Haus.
DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
24. Dezember 2005
Um die lärmenden Papparazzi zu umgehen, die die Tore des Sharpe-Anwesens verbarrikadieren, biegt der Mietwagen – »Ein Dodge Daytona! Ich weiß! Ich komme mir vor wie Andy Griffith in Matlock !«, brüllt Jocelyn auf dem Vordersitz in ihr Handy – schon einen Kilometer vorher ab und schlängelt sich an Scheunenskeletten aus einem anderen Zeitalter vorbei, die auf schneebedeckten Feldern verrotten. Mein Koffer liegt offen neben mir auf dem Rücksitz, und ich mache den Reißverschluss meiner Kaschmirkapuzenjacke über dem BH zu und ziehe meine Haarbürste hervor, während ich versuche, Lunge, Herz und Gedanken zu bremsen, die Schimpftirade vom Vordersitz zu ignorieren – »Vermont! scheiß Vermont!« – und die letzten paar Minuten darauf zu verwenden, mir zu überlegen, ob das hier nicht ein Riesenfehler ist. Entschlossen werfe ich Moms Nachthemd aus dem offenen Fenster und drücke den Knopf, um die Scheibe wieder hochzufahren, bevor ich adrett den Saum meiner Jeans über die Stiefel mit den kurzen Pfennigabsätzen herunterschlage.
Dann kommt das Auto auf dem Feldweg zum Stehen.
» Hier? «, fragt Jocelyn den Fahrer. Er reicht ihr ein weiteres Blatt liniertes Papier, auf das Jake seine Anweisungen gekritzelt hat, und steigt aus, um mir die Tür zu öffnen.
»Oh, vielen Dank«, sage ich zu ihm und bin nun tatsächlich gezwungen, das beheizte Fahrzeug zu verlassen. Das weiche Leder meiner Schuhe versinkt sofort im tiefen Schnee. »Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?«
»He! Hier oben!«, ruft Jakes Stimme, und ich drehe mich um die eigene Achse und blinzle zu der Stelle hoch, wo er mit baumelnden Beinen am Rand eines morsch werdenden Baumhauses sitzt und eine Zigarette raucht. Hier, mitten auf dem Feld, mitten im Winter. Er winkt. »Guten Morgen!«
Der Motor des Dodge heult plötzlich auf, und seine Hinterreifen wirbeln Pulverschnee auf, als er davonfährt und uns in der von Vogelgezwitscher erfüllten Stille allein lässt. Die Augen gegen die strahlende Sonne abgeschirmt, schaue ich zu seinen Stiefeln hoch, die wie die Füße von Kermit dem Frosch herumbaumeln. »Wer hat dich denn da hochgejagt?«
»Die Aussicht ist unglaublich!«, ruft er von oben. »Versprochen!«
»Okay …« Ich stapfe durch den Pulverschnee und fange an, die groben Holzplanken zu erklimmen, die an die Rinde genagelt sind. Seine Hand streckt sich mir entgegen, um mich sicher auf die Plattform zu ziehen.
»Hast du deinen Mantel verloren?«, fragt er und zieht seine Jacke aus.
Ich schlüpfe hinein und spüre die Wärme seines Körpers. »Hatte im allgemeinen Aufbruch keine Zeit, ihn zu holen.« Ich schwinge herum und lasse die Beine neben ihm von der Plattform hängen. Die Aussicht ist wirklich herrlich, das Astwerk hebt sich wie ein schwarzes Gitter vor dem elfenbeinfarbenen Hintergrund ab, und in der Ferne thront das Sharpe-Haus auf seiner Kuchenplatte.
»Zigarette?«
»Seit dem College nicht mehr. Ich hätte gedacht, du mit deiner Stimme …«
Er blickt auf seinen Zigarettenstummel hinunter. »Die Plattenindustrie hält die ganze Tabakindustrie am Leben. Im Backstagebereich der Grammy-Verleihung hält jeder einen
Honey-Bear-Cocktail in der einen
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