Liebe auf eigene Gefahr Roman
abzuwischen. »Hi, Jake. Raffinierter Schachzug, Mann! Du hast Weihnachten dominiert, deine Quoten waren besser als die des Weihnachtsmanns.«
»Danke, Alter«, grinst Jake und nippt an einer Glasflasche. »Kate, magst du flüssiges Kimchi?«
Ich winke gerade dankend ab, als Jocelyn zur Tür hereingeschlittert kommt, das Headset wie Schwanenfedern auf ihrem Kopf. »Das war Jann, der aus seinem Urlaub auf den Malediven angerufen hat. Der Rolling Stone will dich auf dem Titel …«
»Ausgezeichnet.«
»Mit Katie.«
»Kate«, ruft er ihr ins Gedächtnis.
»Annie Leibovitz wird die Aufnahmen machen – sie denkt an etwas Byzantinisches als Kommentar auf die zeitgenössische Ikonografie der amerikanischen Kultur, vielleicht putzen sie euch als Justinian und Theodora heraus.«
»Okay, hier muss ich einschreiten«, setze ich an, während Jake nach dem Gebäckteller greift. »Ich glaube nicht, dass es für mich, beruflich gesehen …«
»KEINE STÄRKE!«, ruft der Mann im Trainingsanzug.
Jake lässt den verdächtigen Krapfen fallen, während der Koch ihm eine aromatische Algen-Fisch-Kreation auf den Tisch stellt, neben den bunten Fächer des heutigen Pressespiegels.
Jake legt mir die Hand in den Nacken, bevor er sich auf seinen Platz schwingt.
»Darf ich mal?« Eine Frau stupst meinen Arm beiseite, um an die Washington Post zu kommen.
»Oh, Entschuldigung.« Ich ziehe den Kimono fester um mich. »Wie ich also bereits sagte …«
Aber bevor ich meine Bedenken zu Ende äußern kann, faltet Jake eine der Servietten auseinander und schnäuzt sich hinein. Ich sehe zu, wie er den Stoff wie ein Gesangbuch wieder aufklappt. »Joss?«
»Ja, Schätzchen?«
»Kannst du bitte Elizabeth anrufen? Sag ihr, dass da immer noch ein leichter grüner Schimmer ist – warte, ist das grün?« Zu meinem Entsetzen beugt sich Mr. Irokese über die ihm hingestreckte Serviette und nickt. »Und mein Schweiß hat in letzter Zeit diesen irgendwie blechernen Geruch.« Sie schreibt alles mit, was er sagt, tatsächlich hängt die ganze Küche an seinen Lippen. »Und sag ihr, dass ich nichts mehr von der Formel habe.«
»Ist Elizabeth deine Ärztin?«, frage ich und habe plötzlich Angst, dass er eine schreckliche, dahinraffende Krankheit hat, von der niemand wissen soll.
»Meine Kräuterexpertin. Sie ist unglaublich! Bei meiner ganzen Fliegerei muss ich auf mein Immunsystem achten. Sie ist zwar in L.A., aber du solltest unbedingt eine Telefonberatung bei ihr machen.«
»Okay!« Jocelyn lehnt sich an die Küchenzeile und verschränkt die Arme. »Nur zu deiner Information, da ich mal stark annehme, dass du deine Mailbox nicht abgehört hast, während du Blaue Lagune gespielt hast: MTV nimmt mich auseinander, weil das Duett mit Eden nicht geklappt hat, und droht damit, keinerlei Promotion für das Album zu machen. Deshalb habe ich ihnen gesagt, dass du um Mitternacht, wenn am Times Square die Kugel fällt, ›Katie‹ singst,
während das Original direkt neben dir sitzt – das können sie bis ins nächste Jahrtausend hinein in ihren ›Best-Of‹-Sendungen rauf und runterspielen. Fantastisch, oder?« Sie klatscht in die Hände.
»Glutenfreier Armer Ritter?«, fragt mich der Koch leise.
»Ich glaube«, drehe ich mich um, gleichermaßen überwältigt wie angewidert, »ich ziehe mich erst mal an.«
»Bleib noch fünf Minuten sitzen, ja?« Jocelyn drückt mir einen Bagel in die Hand. »Hier ist der heutige Tagesplan: Workout, Treffen mit den Japanern, die sich übrigens gestern Abend an deinem unterschriebenen Vertrag aufgegeilt haben. Dann Probe.«
Jake streckt den Daumen hoch, während er sein makrobiotisches Frühstück in sich hineinschaufelt.
»Großartig«, sage ich. »Dann gehe ich ins Metropolitan Museum.«
»Nein.« Jocelyn schließt ihr Buch und wendet mir ihre Aufmerksamkeit zu, während ich gegen den Reflex ankämpfe, mir wie Lynda Carter die Kimonoärmel vors Gesicht zu schlagen. »Bisher ist alles, was die amerikanische Öffentlichkeit von dir gesehen hat, ein postkoitaler Schock, nämlich ein Foto von dir, wie du mit einer Decke über dem Kopf von einem Baum kletterst, sowie ein wirklich abscheuliches Jahrbuchfoto …«
»Es war nicht postkoital. Es gab kein koital.« Ich lege den Bagel auf den Tisch. »Außerdem hatten damals alle Julia-Roberts-Augenbrauen.«
»So, so. Heute geben jedenfalls wir den Ton an und zeigen Amerika, wer Katie ist.«
»Kate«, korrigiert sie Jake noch einmal, das Gesicht hinter dem Spin Magazine
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