Liebe auf eigene Gefahr Roman
richte mich auf und entwinde mich seinem Griff. Auf einem der Teakholzregale steht eine Reihe DVDs. »Lass uns eine davon anschauen«, schlage ich vor und ziehe die erste heraus, eine Sammlerausgabe all seiner Musikvideos.
»Um Gottes willen, bloß nicht«, lacht er. »Um zu sehen, wie schrecklich meine Frisur war? Und diese Mitte-der-Neunziger-Outfits? In einem Video trage ich Lederhosen. Lederhose! Kommt nicht in Frage.«
»Komm schon!«, flehe ich. »Das wird lustig.« In meiner ganzen halb nackten Pracht schmiege ich mich an ihn. »Ich bin diesem Zeug jahrelang sorgfältig aus dem Weg gegangen. Du könntest mich in dein Oeuvre einführen.«
»Ich werd dir zeigen, was ich in dich einführen werde!« Mit diesem Satz hebt er mich hoch und setzt mich auf den Schreibtisch. Ich kreische auf, als er über mich gleitet und mich über das schwarz glänzende Holz schiebt, während weitere Jake-Devotionalien auf den Boden fallen. Als er in mich eindringt, stütze ich die Füße an den Bogenrand des Tischs und stemme mich ihm entgegen. Plötzlich hält er inne und mustert mein Gesicht. »Aber nicht, weil du es nicht mochtest, oder?«
»Was?«, frage ich atemlos.
»Du bist all meinen Sachen nicht aus dem Weg gegangen, weil du sie nicht gut fandest, oder?« Auf seinem Gesicht zeichnet sich plötzlich die Verletzung ab, mit der ich eigentlich schon am Weihnachtsabend gerechnet hatte.
Ich erhebe mich auf die Ellenbogen, er ist immer noch in mir drin. »Jake, nein, ich liebe deine Musik!«
»Das brauchst du nicht zu sagen«, wehrt er bissig ab, so als hätte ich höflich gelogen. »Sie ist vielleicht nicht dein Geschmack. Neil Strauss hat gesagt, mein letztes Album sei reduktiv und atonal gewesen.«
»Wer hat das gesagt?«, frage ich, weit entfernt von jedem Orgasmus.
»Die Times .«
»Oh.« Ich ziehe scharf die Luft ein und versuche, ihm zu folgen. »Aber es war doch ein Riesenhit. Wen interessiert da, was er gesagt hat?«
Aus irgendeinem Grund hat er immer noch eine Erektion. »Es geht hier nicht um Neil Strauss«, sagt er höhnisch. »Es geht um dich und darum, ob du magst, was ich mache.«
»O Gott.« Mühsam verbanne ich den Frust aus meiner Stimme. »Ich liebe deine Musik! Was soll ich denn noch sagen? Dass ich sie jeden Tag höre? Nein, tue ich nicht. Du bist abgehauen.«
Plötzlich entspannt sich seine Haltung. Seine Hüften nehmen ihre Bewegungen wieder auf. »Aber jetzt bin ich hier.«
Blinzelnd werde ich wach und will meinen nackten Körper gerade wieder an Jake kuscheln, als mir auffällt, dass sich im dunklen Zimmer etwas bewegt, etwas, das mich aufgeweckt hat. »Jake?« Plötzlich ein lauter Knall. Ich springe auf, die Decke fest an die Brust gepresst. Aber der Mann im Overall, der an der Wand gegenüber den Damien Hirst abhängt, nimmt keine Notiz von mir.
» Was zum Teufel?! « Jake springt aus dem Bett. » Joss! «
Ihre Silhouette zeichnet sich in der Tür ab, durch die die Sonne vom Gang hereinströmt. Als sie mit großen Schritten ins Zimmer kommt und meine Augen sich ans Dämmerlicht gewöhnen, stelle ich fest, dass diese Person Joss zwar bis auf
die klirrenden Chanel-Armreifen gleicht, aber keineswegs Joss ist. Mit sich blähender transparenter Bluse blickt die Frau über ihre eigene ledergebundene Mappe hinweg auf den nackten Jake hinunter. »Na, da scheint Eden ja nicht viel zu verpassen.«
Unbeeindruckt pflanzt Jake seine muskulösen Beine vor ihr auf. »Was wollen Sie hier?«
Wie ein aufgescheuchtes Huhn kommt Jocelyn durch die Tür, sie wirkt gehetzt. »Gwen, was soll die verdammte Eile?« Mit großen Schritten nähert sie sich ihrer Doppelgängerin. »Ist bei Eden der Antiquitätennotstand ausgebrochen? Kommt sie nicht mal eine Woche ohne ihren Chippendale-Nippes aus?«
»Sie lässt ihre unschätzbare Sammlung doch nicht in den Händen dieses Hinterwäldlers und seiner Shoppingmall-Schlampe.« Gwen wirft mir einen Blick zu, und ich halte die Kaschmirdecke mit den Ellenbogen am nackten Körper fest. »Wo hat er dich denn ausgegraben?«
» Alle raus hier! «, brüllt Jocelyn, ihr angespannter Körper erreicht eine gewaltige Lautstärke. » Sofort! « Sie bringt Gwen und ihre orange gekleideten Spießgesellen zur Tür und wirft einen vernichtenden Blick zurück auf Jakes nackten Körper. »Wenn ich anrufe, gehst du verdammt noch mal dran! Zieh dir eine Hose an, heute ist kein Konzerttag!«
Angemessen kleinlaut dreinblickend schlüpft Jake in seine Jeans und greift nach einem
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