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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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wollten, daß ihre Mädchen für sie nicht mehr zu sprechen waren und einen Besuch in Pastola gewagt hatten, fingen ihn auf und führten ihn zum Chef, der bei seinem Anblick nüchtern wurde, als hätte er nie in seinem Leben etwas anderes als Sodawasser getrunken. Der Mann hatte einen Schuß im rechten Unterarm und einen glatten Durchschuß durch die Wangen, der ihn drei Zähne gekostet hatte und böser aussah, als er in Wirklichkeit war. Unser Sani verband und verpflasterte ihn und flößte ihm ein Wasserglas voll Schnaps ein, das ihn ziemlich munter machte. Einen Kameraden von ihm hatten unbekannte Schützen aus einem Weidengebüsch heraus erschossen. Ihre Aufgabe war es gewesen, die Gegend nach Versprengten zu durchkämmen und sie nach einem Auffangplatz fünf Kilometer nördlich von Castel Gandolfo zu schicken. Er war so erstaunt, hier noch eine komplette Batterie mit allen Geschützen und sauber gestapelter Munition zu finden, daß er uns anstarrte, als seien wir vom Mond gefallen. Ob wir nicht wüßten, daß die deutschen Küstenstellungen von Nettuno bis Neapel einfach ausradiert und überrannt seien und daß englische Panzer in diesem Augenblick mit ihren Spitzen vielleicht schon Velletri und Aprilia, gewiß aber Cisterna erreicht hätten? Und daß wir, wenn wir uns nicht augenblicklich an der Küste entlang nach Norden durchschlügen, noch heute nacht oder spätestens morgen früh in einem Kessel säßen, aus dem es nur noch den Weg ins Gefangenenlager gäbe! Unsere Abteilung sei so gut wie aufgerieben worden, und Näheres würden wir in Castel Gandolfo erfahren, wo die zurückflutenden Truppen aufgefangen und zu neuen Stellungen verwiesen würden.
    Während die Geschütze unbrauchbar gemacht wurden und die Batterie sich in fieberhafter Eile zum Rückzug bereitmachte, bekam ich vom Chef den Befehl, mit zehn Mann die Flankensicherung des Haufens zu übernehmen und das Gelände neben der Straße nach Ardea nach Partisanen zu durchkämmen oder reguläre feindliche Annäherung unverzüglich an die Truppe weiterzumelden. Die Straße lief zumeist so nahe an der Küste entlang, daß man das Meer niemals aus den Augen verlor. Erreichten wir Ardea ohne Feindberührung, so war anzunehmen, daß wir die feindlichen Panzer überholt hatten und ihnen, falls sie nach Süden schwenken sollten, um den Sack zuzubinden, entgangen waren.
    Von den hundertzwanzig Mann der Batterie meldeten sich hundertzwanzig freiwillig für das Unternehmen. Ich griff mir die zehn besten Marschierer heraus, sorgte dafür, daß sich jeder Mann reichlich mit Verpflegung und Munition eindeckte und setzte mich vom Haufen ab. In dem Augenblick aber, in dem ich meinen Männern den Befehl gab, in lockerer Verbindung miteinander querfeldein abzumarschieren und als erster den Straßengraben übersprang, erreichte uns ein lauter Schrei, und auf der ‘Straße rannte uns von Pastola herkommend ein weibliches Wesen mit fliegendem Rock und fliegenden rabenschwarzen Haaren nach.
    »Ich will meine Stiefel fressen, wenn das nicht Angela ist!« sagte Paul Borngräber und grinste mich etwas verlegen an.
    Es war tatsächlich Angela. Es gab gar keinen Zweifel daran. Sie stürzte unbekümmert um unsere Anwesenheit auf ihren Paolo zu und hängte sich ihm wild schluchzend an den Hals.
    »Seht euch Angela an!« sagte einer von den Männern mit allerhand Hochachtung in der Stimme, »das nennt man Treue! Meine Dulcinea hat sich seit drei Tagen nicht mehr sehen lassen. Und dabei hatte ich ihr so viel zu sagen!«
    »Oh, Paolo!« schluchzte Angela, »komm wieder!«
    Er hatte den Arm um ihre Schultern geschlungen und preßte die Weinende an seine Brust. In dreißig Schritt Entfernung stand eine kleine Feldscheune mit einem grauen Schindeldach. Wenn die beiden Glück hatten, war sie nicht bis unter das Dach mit Stroh gefüllt. Ich gab Paul mit einer Daumenbewegung einen zarten Wink. »Eine Viertelstunde gebe ich Ihnen Zeit, sich von Ihrer Braut zu verabschieden, Obergefreiter Borngräber!« sagte ich streng dienstlich; »wir gehen derweil langsam voran, verstanden?«
    Er nahm mit Angela im Arm so etwas wie Haltung an, kniff ein Auge zu und brüllte: »Jawohl, Herr Unteroffizier!«
    »Dann also los, Leute!« sagte ich und kehrte den beiden, die in dem Schuppen verschwanden, den Rücken. Eine gute halbe Stunde später stieß Paul wieder zur Truppe.
    »Mensch, Kapo«, sagte er ein wenig atemlos, als er sich bei mir meldete, »das war vielleicht ein hartes Stück Arbeit, mich von

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