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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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besonderen Nase für das Richtige im richtigen Augenblick, die mir noch abging.
    Ich begab mich unter einer Zeltplane in Deckung, um beim Schein der Taschenlampe die Karte zu studieren. Vor Pomezia zweigte eine Straße links ab. Es kam nur darauf an, in der Dunkelheit vier Kilometer vor dem Ort die richtige Straße zu verfehlen und nach links abzuschwenken. Wir mußten dann irgendwo im Süden von Rom zwischen den alten Festungen landen und schafften das wahrscheinlich ohne Verluste.
    Einige von den Leuten klagten schon jetzt über Fußbeschwerden, aber ich jagte sie unerbittlich und ohne Pause weiter durch die Nacht, und die Furcht, als Nachzügler von den Partisanen abgeknallt zu werden, tat ihr übriges, um sie eiligst voranzutreiben. Als der Morgen graute, hatten wir Pomezia weit hinter uns gelassen und befanden uns in einer hügeligen Landschaft ganz in der Nähe von Castel Porziano. In der Luftlinie lag Rom in einer Entfernung von etwa dreißig Kilometern vor uns. Wir befanden uns zwischen den Bergen und der Küste in einem weitausgedehnten Sumpf- und Buschland, der Macchia, einem idealen Jagdgebiet für die feinen Leute aus Rom, aber auch einem idealen Hinterhalt für die weniger feinen Leute, die uns nachstellten. Wir brachen eine der zahlreichen privaten Jagdhütten auf, kochten ab, verpflasterten die wundgelaufenen Füße und beeilten uns, aus dieser gefährlichen Gegend herauszukommen und das freie Hügelland zu gewinnen. Unser Ziel war Rom. Aber als wir uns der Via Ostiensi näherten, der breiten Autobahn, die quer durch die Campagna zum Lido di Roma läuft, stießen wir auf deutsche Riegelstellungen, die eine Umgehung Roms durch die Alliierten verhindern sollten, und wurden von einem Feldpolizisten aufgegriffen, der uns barsch erklärte, daß wir in Rom nichts zu suchen hätten. Unser Regiment sammle sich auf der Via Cassia nördlich von Rom am Kilometerstein achtzehn. Zum mindesten aber erfuhren wir dort, wo wir unser Regiment finden würden.
    Viele Wege führen nach Rom, aber keiner führte daran vorbei. - Mit dem Marschbefehl in der Tasche, den ich mir für alle Fälle schriftlich geben ließ, denn die Feldpolizei konnte höllisch unangenehm werden, machten wir uns querfeldein zu dem neuen Ziel auf den Weg. Wir konnten uns Zeit lassen, denn es war nicht anzunehmen, daß die Batterie vor uns eintreffen würde. Da Hauptmann Södering den Weg über Castel Gandolfo genommen hatte, steckte er mitten im Schlamassel drin und mußte Rom ebenfalls nördlich oder südlich umgehen. Partisanen gab es hier, hinter dem deutschen Riegel, noch nicht. Die Bauern verkauften uns gern, was wir brauchten, und wir schmorten uns drei Tage lang durch die Landschaft. Und schließlich landeten wir auf der alten Via Cassia, die von Rom nach Norden durch das Etruskerland läuft.
    Von unserm Verein war, wie vorausgesehen, weit und breit kein Mensch zu sehen. Dafür aber saß mit weißem Kopftuch, schwarzem Rock und grün eingefaßtem Barraspullover über der imposanten Brust und mit einem Bündel auf dem Rücken ein weibliches Wesen neben dem Kilometerstein 18 im Straßengraben und winkte uns schon von weitem lebhaft zu. Paul Borngräber bekam tellergroße Augen und machte ein Gesicht, als ob er an Halluzinationen litte.
    Ja, es war Angela! Sie hatte uns glatt überrundet. Ein Feldpolizist, dem beim Anblick dieser üppigen Formen das Herz hinter dem Blechschild warm geworden war, hatte Angela nicht nur gesagt, wo sie unser Regiment finden würde, sondern er hatte sie auf seinem Motorrad sogar ein Stück mitgenommen und hinter Rom abgesetzt. Ich gab dem Obergefreiten Paul Borngräber den dienstlichen Befehl, die Gruppe zu übernehmen und trat Angela mit bösem Gesicht und bösen Gedanken selber entgegen.
    »Was hast du denn hier zu suchen, du verdammtes Frauenzimmer?«
    »Ecco, Capo Lorenzo«, sagte sie heiter, »was fragst du so dumm? Wen werde ich schon suchen? Paolo natürlich!«
    »Schluß mit dem Blödsinn!« schrie ich zornig, »du packst sofort dein Bündel und machst, daß du dahin kommst, wo du hergekommen bist, verstanden! Wir können Weiber bei der Truppe nicht gebrauchen!«
    »Wer sagt dir, Capo Lorenzo, daß ich bei deiner komischen Flak eintreten will? Das könnte euch so passen, ihr Schweinekerle, wie?«
    Sie bohrte sich den Zeigefinger in die Backe, was in Italien bekanntlich ein Zeichen dafür ist, daß man ein Gericht besonders lecker und appetitlich findet. Die Männer standen zehn Schritt hinter mir und grinsten

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