Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
sie den Risotto erstklassig hingekriegt hat. Oder nicht? Und ich hab’ meinen privaten Spaß am Krieg.«
    »Du hast vielleicht ‘ne Dienstauffassung! Daran ist schon Hannibal im Winterlager von Capua gescheitert...«
    »Wer?« fragte er erstaunt, »nie im Leben was davon gehört...«
    »Schon gut, Paule, und lassen wir es vorläufig, wie es ist. Leben und Zusehen, wie es weitergeht. Aber mach mir die Leute nicht futterneidisch! Wir sind nicht mehr in Pastola, wo jeder was zu knabbern hatte.«
    »Verlaß dich drauf, daß sie das Maul halten, wenn sie etwas Anständiges im Kochtopf riechen!« sagte er und half seiner Angela Gurken, Tomaten und Zwiebeln zu zerkleinern, die alle zusammen in den Kessel wanderten. Das war, mit Hammelfleisch geschmort, eine Spezialität, die in Pastola schätzengelernt hatte, wer ein bißchen Familienanschluß besaß.
    Am Nachmittag löste ich den Posten an der Straße für die nächsten zwölf Stunden ab. Die Engländer schienen südlich von Rom voll beschäftigt zu sein, denn in der ganzen Zeit ließ sich kein feindliches Flugzeug sehen. Manchmal zog im Westen ein großer Verband in großer Höhe den Alpen zu, aber seine Bomben galten wichtigeren Zielen. Hier hatte man das unangenehme Gefühl, sie wüßten genau, was los war, und ließen alles in den großen Sack hineinlaufen, um ihn im richtigen Zeitpunkt, dafür um so wirksamer, zu vernichten. Denn von Stunde zu Stunde sammelte sich hier zwischen Isola Farnese und Monterosi ein immer größer werdender Haufen von Truppen aller möglichen Waffengattungen an. Morgens um sechs, bei Anbruch der Dämmerung, als wir gerade unseren Tee tranken und dazu frische Maisfladen aßen, die uns Hein Puhvogel mit einem schönen Gruß von Angela gebracht hatte, näherte sich uns ein müder Verein. Voran marschierte mit dickem Spazierstock ein älterer Hauptmann mit einer reichlich verwahrlosten Uniform, dessen Gesicht mir irgendwie bekannt vorkam, nur hatte ich ihn dicker in Erinnerung. Die Wangen hingen als Säckchen herab, und der Leibriemen schlotterte um den Bauch. Nur die blaue Nase leuchtete wie eh und je. Ja, es war Hauptmann Södering, unser Chef. Und hinter ihm schoben zwei Mann ein Fahrzeug, wie ich es einmal besessen hatte, um mein Faltboot zu transportieren, kleine Räderchen mit einem winzigen Fahrgestell. Sie hatten es durch zwei deichselartige Hölzer verlängert, und auf den Verbindungsgurten lag unser Spieß und stöhnte, weil ihm ein Bombensplitter drei Finger von der linken Hand wegrasiert und ein anderer ihm ein Stück Sitzfleisch weggerissen hatte. Von den einhundertundzehn Mann, die Pastola verlassen hatten, fehlten siebenundzwanzig. Elf davon waren gefallen, darunter Unteroffizier Otto Freundlich.
    »Ah, Bonaventura«, sagte der Alte und stützte sich mit beiden Händen auf den derben Stock, »schon hier? Und sind das alle Leute, die Sie durchgebracht haben?«
    Ich machte meine Meldung und während ich ihm berichtete, warf er sich in den Straßengraben, und die Männer torkelten hinterdrein und legten sich der Reihe nach flach neben ihn.
    »Sorgen Sie für einen Sanka, damit Hauptfeldwebel Heiß endlich in ein Lazarett kommt. Eine Tetanusspritze hat ihm ein Arzt unterwegs verpaßt. Unsern Sani haben wir nämlich auch verloren.«
    »Etwas zu essen gefällig, Herr Hauptmann?«
    »Nee, jetzt nicht, bin zu müde.«
    »Trotzdem würde ich empfehlen, noch einen Kilometer weiterzugehen, wo meine Gruppe in einem Pachthof Quartier aufgeschlagen hat. Nicht gerade üppig, aber immerhin ein Strohlager unten und ein Dach über dem Kopf.«
    Er starrte mich aus dicken rotgeränderten Augenlidern düster an. »Wissen Sie, was Sie mich können, Bonaventura?« fragte er und rollte sich auf die Seite, als wolle er es mir bequemer machen, seinen Wunsch zu erfüllen.
    Ich zog es vor, kehrtzumachen.
    »Wecken Sie mich nach zwei Stunden!« rief er mir nach, »und sorgen Sie für den Spieß!«
    Ich schickte Hein Puhvogel auf Erkundigung aus. Als Transportfachmann mußte es ihm am ehesten gelingen, ein® Fahrgelegenheit aufzutreiben. Und wirklich kam er schon nach zwanzig Minuten, am Trittbrett eines Sanka hängend, angebraust und half, unsern Spieß zu verladen.
    »Ich habe mit dem Chef darüber gesprochen, Bonaventura«, sagte Joseph Heiß, als er mir die Hand zum Abschied drückte, »Sie sind jetzt der dienstälteste Unteroffizier in der Batterie und werden meine Geschäfte übernehmen, bis ich zurückkomme. In drei oder vier Monaten bin ich soweit,

Weitere Kostenlose Bücher