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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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falls kein Dreck in die Wunde geraten ist. Und passen Sie auf den Alten gut auf. Bonaventura! Er hat keinen Dunst von den Geschäften!«
    »Ich auch nicht, Herr Hauptfeldwebel!«
    »Sie werden es schaffen, Bonaventura!« sagte er, und sein eingefallenes Gesicht war scharf wie die Totenmaske vom Alten Fritz, »und der Chef wird dafür sorgen, daß Sie zum Feldwebel befördert werden, verstanden? Ist alles schon besprochen.«
    Ich grüßte, als sie die Tür hinter ihm zuschlugen und mit ihm nach Norden davonbrausten. Da lag nun mein Häuptling im Straßengraben, und mit einem kleinen Respektabstand lagen neben ihm wie Bücklinge an der Räucherschnur die zweiundvierzig Männerchen, die er mitgebracht hatte. Mochten sie schlafen, wenn uns nur die Flieger in Ruhe ließen! Vorsorglich schickte ich Hein Puhvogel ins Quartier, um Paul und Angela von der Ankunft des Chefs zu unterrichten, und gab meiner Gruppe den Auftrag, die Gegend nach Eßbarem abzukämmen, denn ich hatte festgestellt, daß die Leute zum Teil nicht nur die Waffen verloren oder weggeworfen hatten, sondern auch keine Konserve mehr mitführten.
    Ich hatte nicht mit Angelas Weiberschlauheit gerechnet. Pünktlich zum Wecken, also nach zwei Stunden, erschien sie mit Paul Borngräber, und an einer Tragstange schleppten die beiden einen mächtigen Kessel voll Reispilaw heran, der so gut roch, daß die Leute nach der kurzen Ruhepause ganz von selbst munter wurden. Entweder war der Chef noch zu benommen, oder er merkte es nicht, daß es Angela aus Pastola war, die gleiche Angela, der er selber einmal nachgestellt hatte, als sie noch nicht mit Paul ging. Aber Angela war auf Soldaten und nicht auf Offiziere abgestimmt, und deshalb war er mit seinen Bemühungen nicht zu Stuhl gekommen. Er fischte das Hammelfleisch aus dem Kessel, benagte hungrig die Knochen, ließ sich, nachdem alles satt war, noch einen Schlag verpassen und fragte schließlich, wer den Götterfraß gekocht hätte.
    Angela stach mit der Spitze des Mittelfingers auf ihre stattliche Brust: »Ich, Signor capitano!«
    »Eccellente!« sagte er und schnitzte an einem Zahnstocher. »Unser Koch ist verwundet — und überhaupt war er kein Koch, sondern ein Metzgerbursch und kochte unter der gesengten Sau — wie wär’s, Signorina, wenn Sie das Geschäft besorgen würden, solange wir hier sind?«
    Angela warf mir einen Blick des Triumphes zu.
    »Pronto, Signor capitano, volontieri... falls keiner von den anderen Herren etwas dagegen hat.«
    »Dem trete ich ins Kreuz!« sagte der Chef schlicht und hatte sich inzwischen so weit erholt, daß er Angela wohlgefällig in Augenschein nahm. »He, Mädchen!« sagte er plötzlich und kniff ein Auge zu, als dämmere ihm etwas, »habe ich dich nicht schon in Pastola gesehen?«
    »Pastola?« fragte Angela mit dem dümmsten Gesicht von der Welt, »wo soll das liegen, Signor capitano?«
    »Schon gut, va bene«, winkte er ab und faßte mich mit zwei Fingern am Ausschnitt der Feldbluse: »Der Spieß abtransportiert?«
    »Jawohl, Herr Hauptmann!«
    »Schön, Bonaventura«, sagte er, »dann übernehmen Sie also ab sofort seine Geschäfte, bis der Haufen wieder komplett ist. Vorläufig ist nicht viel zu tun. Ziehen Sie hier einen Posten auf, der die Abteilung erwartet. Wir werden uns weiter ins Hinterland verdrücken, denn die Straße stinkt mir zu sehr nach Eisen.«
    Ich trieb die Leute hoch, ließ zwei von meinen ausgeruhten Männern als Wache zurück und zog mit Hauptmann Södering und dem Rest der Batterie in Richtung auf unsern Pachthof ab. Angela marschierte neben mir an der Spitze des müden Zuges.
    »Nun, Capo Lorenzo?« grinste sie, »was sagst du jetzt?«
    »Ich rede mit dir kein Wort mehr, du freches Biest!« knurrte ich sie an. »Aber wenn es deinetwegen den geringsten Stunk in der Batterie geben sollte, dann fliegst du in hohem Bogen, verstanden?!«
    »Capito!« sagte sie und legte die linke Hand stramm an eine nicht vorhandene Hosennaht und die rechte an eine ebensowenig vorhandene Schirmmütze.
    Der Schuppen, in dem wir zu acht einigermaßen bequem Platz gehabt hatten, war für fünfzig Mann natürlich viel zu klein. Deshalb errichteten wir neben dem Schuppen, der künftig als Quartier für den Chef und als Schreibstube dienen sollte, mehrere Schilfhütten, die mit Maisstroh ausgepolstert wurden und je acht Mann Unterkunft boten.
    Wohin sich Paul Borngräber jede Nacht mit seiner Angela verkroch, war mir nicht bekannt und machte mir auch weiter keine Sorgen.

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