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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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vergnügt. Jeder verstand genug Italienisch, um dem Dialog ohne Schwierigkeiten folgen zu können.
    »Hör zu, Angela, es ist mir verdammt ernst! Hier ist Kriegsgebiet! Das ist kein Aufenthalt für Frauen! Besonders nicht für Frauen, die ein Bambino erwarten!«
    »Was sagst du dazu, capo Lorenzo?« schrie sie und stieß mich mit der Faust vor die Brust, »was sagst du dazu, daß ich von Paolo ein Kind kriege?! Ist das nicht einfach fabelhaft? Nie hätte ich selber daran geglaubt, bis ich auf einmal vor einem Monat merke, daß da doch etwas mit mir nicht mehr stimmt. Ecco, denke ich...«
    Sie schien irrsinnig stolz zu sein.
    »Herrgott noch einmal!« unterbrach ich sie ziemlich ungeduldig, »eben deshalb mußt du nach Pastola zurück, solange die Wege an der Küste noch frei sind!«
    »Um mir von den rossi den Hals abschneiden zu lassen?« fragte sie entrüstet. »Aber ich will ja auch gar nicht bei eurem Haufen bleiben. Nur in der Nähe von Paolo, verstehst du, Capo Lorenzo! Nur in der Nähe...«
    »Du bist verrückt, Angela! Wenn du nicht freiwillig gehst, lasse ich dich von den Karabinieri zurücktransportieren!«
    »He!« rief sie und zog die pechschwarzen Brauen empor, »was bildest du dir eigentlich ein, Capo Lorenzo? Bist du vielleicht der König von Italien? Wem, zum Teufel, gehört dieses Land, dir oder mir? Wer hat hier zu bestimmen, du oder ich? Ich will es dir sagen, und merk es dir für alle Zukunft! Wenn hier jemand Rechte hat, dann bin ich es! Und nicht so ein kleiner, hergelaufener Dreckskerl wie du! Und was ich tue und wo ich bleibe, das bestimme ich und niemand sonst! Sind wir uns jetzt einig oder nicht?«
    Ich drehte mich um und ließ sie stehen.
    »Los, Paul, bring du das wahnsinnige Frauenzimmer zur Vernunft!« sagte ich. Aber er kratzte sich nur den Kopf und murmelte lahm, er werde sein möglichstes versuchen. Natürlich geschah nichts. Paul kam bei seiner Angela überhaupt nicht zu Wort.
    Zwei Mann ließ ich als Melder und Verbinder beim Kilometerstein achtzehn zurück. Wir anderen schlugen uns seitwärts in die Büsche und bezogen etwa tausend Schritt von der Straße entfernt bei dem Pächter eines römischen Aristokraten und Latifundienbesitzers Quartier. Und am Abend hockte Angela am Feuer und kochte für die ganze Mannschaft einen Risotto con verdura, und er schmeckte ausgezeichnet.
    »Ola! Capo Lorenzo«, sagte sie, als sie mir meinen Schlag in den Blechnapf schüttete, »jetzt frißt du mir aus der Hand! Und vor ein paar Stunden noch wolltest du mich heimschicken. Du hättest mich nicht so bös angeschrien, wenn ich nicht Paolos, sondern deine amore wäre.«
    Und girrend wie eine Taube rief sie: »He, Paolo, sono stanca — ich bin müde... komm, amore, gehn wir schlafen!« Und sie verschwand mit Herrn Obergefreiten Borngräber hinter der Scheune in der Dunkelheit, und meine Männer glotzten neidisch hinter den beiden drein und leckten mit langen Zungen ihre Schüsseln sauber.
    Es war ein kleiner Gutshof, auf dem wir Quartier bezogen hatten. Wir lagen in einer Scheune auf Maisstroh. Der Pächter bewohnte mit seiner Frau und einem Haufen Kinder ein kleines baufälliges und ziemlich schmutziges Haus. Er war ein dürrer kleiner Mann, quittengelb im Gesicht, und ebenso dürr und gelb war seine Frau, obwohl sie hochschwanger ging. Eins von den neun Kindern, das zweitjüngste, lag im Sterben und verlöschte in der Nacht wie ein Kerzenstümpfchen, während die andern im gleichen Raum schliefen. Alle hatten sie Malaria. Und ich teilte pro Mann vorsorglich zwei Atebrin aus und ließ die Tabletten unter meiner Aufsicht schlucken. Auch Angela bekam zwei ab. Manchem von uns wäre eine nette, kleine Malaria zu diesem Zeitpunkt vielleicht ebenso willkommen gewesen wie ein netter kleiner Heimatschuß. Der Gedanke an ein frischbezogenes Bett und appetitliche Schwestern in irgendeinem ruhigen Heimatlazarett war außerordentlich verlockend.
    »Nun, Paule?« fragte ich am nächsten Morgen, als Herr Borngräber sich zum Frühstück einstellte, »wie denkst du dir die Geschichte und wie soll das mit dir und deiner Mamina nun eigentlich weitergehen? Möchtest du mir das mal sagen?«
    »Halb so schlimm, Capo Lorenzo«, grinste er. »Angela ist ein Teufelsmädel, da kannst du sagen, was du willst. Es liegt nur an dir. Wenn du es halbwegs geschickt anfängst, dann bleibt unser kleiner Haufen immer hübsch abgesondert vom großen Verein, und wir haben eine prima Köchin. Denn das wirst du mir zugeben müssen, daß

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