Liebe auf südlichen Straßen
zwischen den Steineichen und Kiefern, sahen wir Fleisch; Fleisch genug, um eine ganze Armee satt zu machen. Den Männern lief das Wasser im Mund zusammen. Ich hatte Mühe, sie zurückzuhalten daß sie sich die Koteletts nicht einfach aus den Schweinen herausschnitten.
»Wem gehört das Vieh?« fragte ich den ältesten Hirten.
»Dem ganzen Dorf, Signor maresciallo«, antwortete er und zog sich eine Laus aus dem verfilzten Haar und zerdrückte sie sorgfältig, »aber die Bauern haben uns verboten, auch nur ein Stück davon zu verkaufen.«
»Wer redet hier von verkaufen, du Trottel?« fuhr Angela den Mann an, »der maresciallo hat den Befehl, alles, was er findet, zu beschlagnahmen, hast du verstanden!«
In diesem Augenblick stürzten aus einem Gebüsch, in dem sie sich verborgen gehalten hatten, zwei Bauern mit dicken Silberketten auf den Westen heran und schrien um Erbarmen.
»Schau dir diese dreckigen fetten Kerle an, Maresciallo!« sagte Angela, »sie ersticken im Überfluß und wollen uns verhungern lassen! Du wolltest zwei Schweinchen und jetzt ein paar Hammel und ein paar lumpige Hühner kaufen... Jetzt keinen Soldo und kein Erbarmen! Pfeif auch noch die Leute herbei, die hinter uns kommen, und laß sie alles abtreiben, was hier an Vieh in den Wäldern steckt!« Sie blinzelte mir zu und spie vor den Bauern aus: »Und diesen vollgefressenen Lümmeln stellst du mit Unterschrift und Stempel ein Papierchen aus, daß sie sich ihr dreckiges Geld von der Militärverwaltung in Cortona oder Chiusi im nächsten Jahr abholen können.«
Ich zog meinen Meldeblock und meinen Bleistift heraus und schaute mich im Gelände um, als ob ich das Großvieh bereits zu zählen und aufs Gewicht abzuschätzen begänne. Den Bauern stand der Schweiß auf der Stirn.
»Sie wollten kaufen, Maresciallo?« stotterte der eine.
»Zwei kleine Schweine und ein paar Hammel?« fuhr der andere fort.
»Passato de finito, vorbei, vorbei!« sagte ich kühl und feuchtete den Bleistift mit der Zunge an.
»Wenn Ihnen außerdem mit einem Dutzend Hühnern und einem Korb voll Eier gedient wäre...« stammelte der erste.
»Außer den Schweinen und Hammeln natürlich!« ergänzte der andere und hob flehend die Hände.
»Wie steht’s mit Reis und Mehl?« fragte Angela, »und mit Öl?«
»Sie können bekommen, was Sie für Ihre Leute brauchen, maresciallo!« riefen beide, und der dickere überschlug unsere Zahl und fügte hinzu, »für Ihre zehn signori soldati...!«
»Gegen Bezahlung?« fragte ich.
»Ohne Bezahlung, selbstverständlich!«
»Gegen Barzahlung! Sonst wird nichts aus dem Geschäft!«
»Va bene!« sagte er, als würde er erpreßt. Mir war es wichtig, bar zu zahlen, denn wenn es dem Kerl hinterher einfiel, Lärm zu schlagen, hatte ich die Feldpolizei auf dem Hals.
»Lassen Sie einen fetten jungen Hammel sofort abstechen, und pro Mann ein Huhn schlachten und rupfen, dazu ein kleines Schwein. Drei Hammel nehmen wir lebend mit. Aber presto, presto!«
Eine halbe Stunde später zogen wir mit unserer Beute ab. Angela zerrte die drei Hammel, die sich ziemlich störrisch anstellten und ihre Artgenossen nicht verlassen wollten, an drei starken Stricken hinter sich her. Aus zwei Rucksäcken tropfte das kleine Schweinchen und aus einem andern der tote Hammel. Ein Mann trug einen Kanister Olivenöl, ein anderer einen Sack Mehl, ein dritter einen Korb voller Eier und jeder ein frisch gerupftes bleiches Huhn. Am Bach, der in den Lago Trasimeno lief, wuschen wir uns den Hals und die Füße, während Angela aus rasch gesammeltem Holz ein Feuer unterhielt und daran die Hühner briet. Sie staken auf unseren Seitengewehren wie die Steckerlfische auf dem Oktoberfest, und es fehlte nur die Petersilienfüllung und pro Mann ein Maß Paulaner- oder Löwenbräu, um den Genuß vollzumachen. Anderntags gab es Hammelragout mit Reis, und am nächsten kam das Schweinchen an die Reihe, und wir wurden wieder munter und hatten Lust am Kriege. Natürlich vermieden wir es peinlichst, mit unserer kleinen Hammelherde, die Angela munter vorantrieb, anderen Truppen zu begegnen, denn wir fürchteten ihre Begehrlichkeit. Was den Bauch betraf, so war in jenen Tagen sich jeder selbst der Nächste.
Es war nicht so, daß wir pausenlos gejagt wurden. Der Feind schonte zwar nicht sein Material, aber er schonte seine Leute. Pausenlos kreisten über uns nur die Aufklärer, und pausenlos hackten die Jabos auf uns nieder. Manchmal hielten die Nachhuten die zumeist englischen
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