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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Panzerspitzen des Feindes ernsthaft aufhalten zu können. Zumeist war das dumpfe Rollen der Shermans in unserem Rücken unsere ständige Begleitmusik. Und sie machte schnelle Beine.
    Im Val di Chiana warf sich Paul Borngräber neben mir unter einen Lorbeerbaum. Wir waren allesamt ausgepumpt und mit unseren Kräften fertig und leider auch am Rande des Humors. Angela war seit einer Stunde verschwunden.
    »Merda, Maresciallo Lorenzo!« knurrte Paul und zog die Schuhe aus, um seine Füße zu untersuchen. Die Socken hatten sich in die Haut gefressen, und er löste die klebenden Wollfetzen vorsichtig aus dem rohen Fleisch. — »Und dann ist da noch die Geschichte mit Angela... Sie ist jetzt im dritten Monat, verstehst du... Ich dachte ja, bei den Anstrengungen, die wir hinter uns haben, würde der kleine Paolo es vorziehen, sich zu empfehlen. Aber das scheint hier eine besonders zähe Rasse zu sein. Und nun mache ich mir Sorgen um das Mädel. Wie lange meinst du, Maresciallo, kann sie das noch weitermachen?«
    In dieser Hinsicht hatte ich weder persönliche noch theoretische Erfahrungen und meinte, er müsse sich einmal bei einem Stabsarzt danach erkundigen, der im Zivilleben Gynäkologe gewesen war; aber solche gab es wohl nicht allzu viele bei der Truppe, und außerdem wollte er das tunlichst vermeiden.
    »Aber ganz abgesehen von ihrem Zustand«, sagte er schließlich, »die Lage wird von Tag zu Tag brenzliger. Erwischt uns mal eine vorprellende Spitze, dann ist sowieso Feierabend.«
    »Hast du mit ihr darüber gesprochen, Paul? Hast du ihr das mal richtig klargemacht?«
    »Ach, Mensch, ich rede doch Tag und Nacht davon! Aber du kannst dir das Maul fusselig reden, sie hört einfach nicht zu. >Ich gehöre zu dir und ich bleibe bei dir<, das ist ihre ganze Antwort. Tu was dagegen! Und auf der anderen Seite...«, er seufzte schwer und rieb sich die Nase, »kann ich mir das Leben ohne Angela gar nicht mehr vorstellen. Und weshalb schließlich soll es nicht weiter gutgehen, wenn es so lange gut gegangen ist?«
    »Wahrhaftig, Paul«, sagte ich, »ich möchte wirklich wissen, ob es schon mal einen Landser gegeben hat, dem es wie dir gelang, seine Mamina monatelang mitzuschleppen. Du bist ein Sonderfall, und ich glaube wirklich, daß du beim lieben Gott einen ganz dicken Stein im Brett hast.«
    »Und vielleicht hört die verdammte Rennerei auch einmal auf...«
    »Weiß du, Paule, darauf würde ich an deiner Stelle nicht spekulieren. Ich habe das peinliche Gefühl, daß wir noch eine ganze Weile laufen werden.«
    »Sieh dir die Schweinerei an!« sagte er und hielt mir seine Füße vors Gesicht, »soll ich damit vielleicht noch bis zu den Alpen weitermachen?«
    »Man müßte gelernter Marschierer sein«, sagte ich weise, »wir sind aufs Halten getrimmt worden.«
    »Wenn man sich vielleicht seitwärts in die Büsche schlüge und sich von den Amis einfach überrollen ließe...«, fragte er tastend.
    Es war offenbar nur so eine Idee, die direkt aus den wunden Füßen ins Hirn aufstieg und dort Blasen machte. Mit einer Salbenauflage und mit dem frischen Verband, den ich ihm verpaßte, beruhigte er sich bald wieder. Und plötzlich stand Angela vor uns. Sie war mager geworden, die römische Nase beherrschte das Gesicht, und ihre schwarzen Augen blitzten noch größer und feuriger.
    »Eh, Maresciallo, eh. Paolo, eh, ihr Leute alle, steht mal auf und kommt mal mit mir! Diese dreckigen Saubauern aus diesem stinkigen Val di Chiana! Soll man es für möglich halten? Sie haben ihr Vieh und ihre Schweine und Hammel und Hühner einfach in die Wälder und auf die Berge getrieben und lassen uns verrecken!«
    Die Nachricht wirkte wie ein elektrischer Schlag. Die müden Männer kamen auf die Beine, und sogar Paolo vergaß, daß er sich vor einer Minute noch von den Amis überrollen lassen wollte.
    »Wo?« schrie alles im Chor, »wo, Angela?«
    Sie winkte nur mit dem Daumen und ging voran.
    »Aber du mußt ihnen die Pistole auf die Brust setzten, Maresciallo! Freiwillig rücken sie keinen Schwanz heraus.«
    »Soll ich mich wegen Plünderung vors Kriegsgericht stellen lassen, he?«
    »Unsinn! Du mit deinem blöden Kriegsgericht... Morgen sind wir über alle Berge. Aber laß mich nur machen. Sie werden schon weich werden, wenn sie euch hinter mir sehen.«
    Wir marschierten eine gute Viertelstunde hinter ihr her, überquerten einen kleinen Fluß, der in den Trasimenischen See lief und rückten schließlich eine bewaldete Höhe hinan. Und dort,

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