Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
in die Knie. Bevor ich′s mir versehe, streicht er mit meinen Fingern über Clarks Kopf hinweg. Ein zufriedenes Schnaufen ertönt und Clark legt sich genießend auf den Boden. Das fühlt sich weich an. Wenn ich Mr. Barclay jetzt erzähle, dass dies der erste Hund in meinem Leben ist, den ich streichle, dann fragt er mich wahrscheinlich, von welchem Planeten ich stamme. Ich kann’s ja selber kaum glauben. Hundefell unter meinen Fingern. Die Finger, die sich immer noch vollständig an meiner Hand befinden und nicht etwa in Clarks Fressnapf. Was für ein Erlebnis.
Mr. Barclay lächelt mich an und lässt meine Hand wieder frei. Ich wage es, auch ohne seinen Beistand, Clark über den Kopf zu streichen. Es funktioniert immer noch! Clark schließt seine Augen und legt seinen Kopf auf meinen Schuh. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal die Welt erkundet. Ist das aufregend!
„Offensichtlich haben Sie wieder einen neuen Freund gefunden, Miss Robertson. Bald folgen Ihnen sämtliche Tiere meines Hofes auf dem Fuß. Wie mir bekannt geworden ist, pflegen Sie zu Charly inzwischen auch eine intensive Beziehung.“
Weiß er von meinen Fütterungsaktionen? Ich werde George töten, wenn er mich verraten hat.
„Ich verspreche Ihnen, Mr. Barclay, dass ich Charly zukünftig nicht mehr ganz so viele Äpfel mitbringen werde, aber bitte verbieten Sie mir nicht, ihn zu besuchen. Er wird ganz bestimmt nicht zu dick. Ehrenwort!“
Erstaunt schaut er von Clark auf.
„Sie füttern Charly mit Äpfeln?“
Oh nein, was hab ich getan? Er wusste offenbar gar nichts davon. Was für eine unüberlegte Äußerung von mir. Aufgeregt versuche ich, ihm meine Handlung zu erklären.
„Nur hin und wieder mal einen. Also bestimmt nicht öfter als ein oder zwei Stück. Okay, manchmal auch eine Mohrrübe. Er frisst sie so gerne. Ich mach das nicht mehr, ganz bestimmt. Aber Sie können mir doch nicht deswegen verbieten, Charly zu besuchen. Sie haben ja keine Ahnung, wie wichtig mir das ist. Mein ganzes Leben, habe ich nicht einmal eine Beziehung zu einem Tier aufbauen können. Das Pony, auf dem ich als Kind reiten durfte, hat mich nach kurzer Zeit abgeworfen, meine Meerschweinchen wollten nichts mit mir zu tun haben und Hunde haben mich Zeit meines Lebens immer nur angebellt. Wissen Sie überhaupt, was es für ein Kind bedeutet, wenn es niemals Freundschaft mit einem Tier schließen kann? Wenn Ihnen meine Besuche bei Charly nicht passen, dann kann ich Ihnen Ihr Pferd auch gerne abkaufen, aber ich lass mir diese kleine Freude von Ihnen nicht untersagen!“
„Nun beruhigen Sie sich mal wieder, Miss Robertson. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich etwas dagegen hätte, wenn Sie Charly mit Äpfeln füttern.“
Nicht?
„Natürlich können Sie Charly so oft besuchen, wie Sie wollen. Solange Sie Ihre Pflichten hier auf dem Hof nicht vernachlässigen, ist es mir egal, was Sie in Ihrer Freizeit machen. Und wenn Sie Clark irgendwann mit Hundekuchen verpflegen wollen, dann haben Sie auch dafür meinen Segen.“
„Es stört Sie gar nicht?“, frage ich ihn erleichtert.
„Sie haben wirklich überhaupt keine Erfahrung mit Tieren, nicht wahr? Ich denke nicht, dass Sie es schaffen werden, ein Pferd mit ein paar Möhren zu überfüttern. So lange es regelmäßig bewegt wird, setzt diese kleine außerplanmäßige Mahlzeit schon nicht an. Und sollte das doch mal der Fall sein, dann werden Sie Charly eben ein wenig reiten, damit er sich die überflüssigen Pfunde wieder abläuft.“
„Oh nein, nein, danke für das großzügige Angebot, aber ich denke kaum, dass ich mich freiwillig noch einmal auf ein Pferd setze. Auch nicht, wenn es Charly heißt oder vielleicht Clark.“
Was für ein leichtfertiger Vorschlag von Mr. Barclay. Ich bin zwar kein Schuster, aber ich bleibe trotzdem lieber bei meinen Leisten. Ein Pferd füttern und streicheln ist eine Sache, aber reiten eine ganz andere. Es ist sicher ein netter Gedanke. Aber dabei sollte es auch bleiben.
„Na, darüber unterhalten wir uns dann ein andermal. Jetzt sollten Sie mal wieder Ihrer Arbeit nachgehen, Miss Robertson.“
Nein, nicht nötig, darüber noch mal zu reden. Es gibt Dinge, die man tun sollte und welche, die man besser bleiben lässt.
Der Unfall
Ich sitze am Ufer des Sees in der Sommersonne und streichle Clark über den Kopf. Es sind bereits weitere drei Monate vergangen und mein Leben hier in Irland hat sich inzwischen recht gut eingespielt. Dreimal in
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