Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
ich, seitdem ich auf Rosefield arbeite, ein größeres Verlangen nach trockenem Wetter. Die Tatsache, die meiste Zeit des Arbeitstages im Freien zu verbringen, führt unweigerlich dazu, dass man nach Sonne schmachtet.
Inzwischen fühle ich mich mit diesem Hof und seinen Menschen sehr verbunden. Es tut mir gut, dass ich Edinburgh verlassen habe, um hier ein neues Leben zu beginnen. Die meisten meiner Kollegen akzeptieren mich, wie ich bin, und selbst mit George vertrage ich mich sehr gut.
Jede Woche treffe ich mich mit einigen Mitschülern. Wir haben einen kleinen Lernkreis gebildet. Auf diese Art fällt es auch mir wesentlich leichter, den umfangreichen Stoff zu lernen. Einige meiner Mitschüler sind sogar ähnlich kurios wie meine Tante. Daher kann ich mir für den Fall, sie würden meiner Tante versehentlich begegnen, absolut sicher sein, dass sie nicht die Flucht ergreifen.
Clark schreckt plötzlich hoch. Sein überraschender Positionswechsel von meinem Schoß in die aufrechte Haltung sorgt dafür, dass mein Buch im hohen Bogen in den See fällt.
„Clark! Kannst du mich nicht mal vorwarnen. Sieh doch, was du gemacht hast!“
Doch Clark nimmt meine Äußerungen gar nicht wahr. Immerzu sieht er über das Feld hinweg in die Richtung des Waldes. Nun beginnt er zu winseln und tippelt nervös hin und her. Was hat das zu bedeuten? Ich stehe auf und fische mein Buch aus dem Wasser. Na prima, die Seiten sind verklebt und es wird eine Weile dauern, bis ich sie wieder getrocknet habe. Ich bücke mich nach meiner Jacke, als Clark plötzlich lautstark zu bellen beginnt und dies direkt in meinen Gehörgang, denn mein Kopf ist gerade auf gleicher Höhe zu seinem. Nun beginne ich, mir Sorgen zu machen. Auch mir ist bekannt, dass Hunde ein wesentlich besseres Gehör haben als wir Menschen und wenn Clark durch das, was er da hört, nervös wird, dann muss es sehr wichtig sein. Kaum habe ich mich aufgerichtet, läuft Clark auch schon drauflos.
„Halt! Nicht so schnell!“, rufe ich und eile ihm hinterher.
Menschenskinder! Dieses Tempo halte ich niemals durch. Wenn wir den Wald erreicht haben, benötige ich ein Sauerstoffgerät. Ich bemühe mich, Clark nicht aus den Augen zu verlieren, und renne ihm, so schnell ich kann, hinterher. Plötzlich höre ich das laute Wiehern eines Pferdes. Es klingt fast wie ein Schreien. Entsetzlich! Langsam beginne ich mich vor dem zu fürchten, was ich gleich vorfinden werde. Clark läuft, wie von der Tarantel gestochen, ohne sich auch nur noch einmal nach mir umzudrehen. Er hat mich ganz vergessen. Alles, was für ihn noch zählt, ist, den Ort des Geschehens zu erreichen. Das Pferdegeschrei wird lauter und meine Angst immer größer. Ich habe so etwas noch nie gehört. Das Tier muss schreckliche Schmerzen haben. Was ist da nur passiert? Ich renne immer schneller, obwohl meine schlechte Fitness mich längst zu einer Pause zwingt. Von Weitem erkenne ich eine kleine Lichtung, auf die Clark direkt zuläuft. Dort muss es sein. Gleich bin ich da.
Dann erkenne ich ein Pferd, das gestürzt sein muss und einen Reiter, der direkt neben ihm auf dem Boden liegt. Mein Gott, es ist Charly! Und Mr. Barclay liegt bewegungslos neben ihm am Boden! Voller Furcht und Bestürzung laufe ich zu ihnen. Clark tänzelt aufgeregt um David Barclay herum. Als ich mich nähere, erkenne ich die missliche Lage, in der Mr. Barclay sich befindet.
Charly liegt direkt auf seinem Bein. Endlich habe ich mein Ziel erreicht. Sofort richte ich meine Aufmerksamkeit auf Mr. Barclay und überprüfe, ob er bei Bewusstsein ist. Seine Augen sind geschlossen. Ich fühle seinen Puls und bin erleichtert. Er lebt. Plötzlich schlägt er die Augen auf und versucht, mir etwas zu sagen, doch sein Flüstern ist nicht zu verstehen.
„Mr. Barclay, seien Sie unbesorgt. Ich werde Hilfe holen. Alles wird gut. Aber jetzt versuche ich, erst einmal Ihr Bein zu befreien.“
Mr. Barclay schüttelt mit dem Kopf und macht eine abwehrende Geste, als wolle er mir sagen, ich solle auf keinen Fall versuchen, Charly zu berühren. Aber genau das will ich mir in diesem Augenblick von niemandem sagen lassen. Ich weiß plötzlich genau, was ich zu tun habe. Als hätte ich diese Notlage schon etliche Male erlebt. Ohne auf Mr. Barclays Ermahnungen zu achten, gehe ich um das liegende Pferd herum und beuge mich über Charly. Offensichtlich ist er aus irgendeinem Grund so unglücklich gestolpert, dass er sich ein Bein gebrochen hat. Zum Glück ist es kein offener
Weitere Kostenlose Bücher