Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
aus der Hocke. Ein paar Mal klopft er Charly gegen den Hals und dreht sich zu mir herum.
„Sie machen mich wirklich neugierig, Miss Robertson. Was kann ich tun, damit Sie es mir verraten? Vielleicht würde Sie ein gutes Essen umstimmen. Ich koche ziemlich gut.“
Meine Kehle ist auf einmal so trocken wie die Sahara. Ich finde diesen Gedanken, mit Mr. Wilson zu speisen, nicht unbedingt unangenehm, aber er kommt ein wenig überraschend. Es spricht allerdings überhaupt nichts gegen einen netten Abend mit einem Mann, der kochen kann.
Leider erhalte ich keine Gelegenheit mehr, Dr. Wilsons Einladung anzunehmen. David Barclay steht überraschend vor Charlys Box und beendet jäh unser Gespräch.
„Miss Robertson“, geht er nun dazwischen, „ich glaube, es wartet noch einiges an Arbeit auf Sie. Dr. Wilson kann seine Untersuchung auch ohne Sie fortführen.“
Mit mürrischer Miene bekräftigt er seine Aufforderung und macht mir so unmissverständlich deutlich, dass Widerspruch in diesem Augenblick aussichtslos ist. Also begebe ich mich wortlos nach draußen und überlege, weshalb Mr. Barclay mir mit einem Mal die Verantwortung für Charlys Bein entzieht.
Mr. Wilson verlässt irgendwann den Hof, ohne dass wir uns noch einmal begegnen. Ich hätte gern mit ihm diese „Koch-Angelegenheit“ weiter erörtert. Doch David Barclays Gegenwart scheint seine Bemühungen um mich vorerst gebremst zu haben.
Als ich Mr. Barclay missgestimmt über den Hof gehen sehe, hefte ich mich kampfeslustig an seine Fersen.
„Können Sie mir mal erklären, weshalb Sie mir plötzlich die Verantwortung für Charly absprechen?!“, rufe ich ihm zu, während ich versuche, seinem schnellen Schritt zu folgen.
Überrascht bleibt er stehen und dreht sich zu mir herum.
„Und können Sie mir mal erklären, was Ihr Geplänkel mit Dr. Wilson sollte!?“
„Ich glaube nicht, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, mit Dr. Wilson ein Gespräch geführt zu haben.“
„Und ich glaube nicht, dass ich meine Entscheidungen erklären muss. Charly fällt ab jetzt nicht mehr in Ihren Zuständigkeitsbereich.“
Grimmig dreht er sich wieder um und geht weiter.
Wieso ist er nur so störrisch? Weil Mr. Wilson mir den Hof gemacht hat? Das kann ihm doch schnuppe sein. Er hat ja eine Verlobte, der er Haus und Hof auf dem silbernen Tablett servieren will.
Trotzig laufe ich Mr. Barclay weiter hinterher.
„Sie haben überhaupt keinen Grund, so ungehalten zu sein“, rufe ich ihm zu und passe mich seinem schnellen Schritt emsig an. „Falls Sie eifersüchtig sein sollten, dann möchte ich Sie an Ihre Verlobung mit Mrs. Stephens erinnern“, knüpfe ich mit spitzem Tonfall an meinen letzten Satz an.
Fast habe ich ihn eingeholt, als er plötzlich stehen bleibt und sich mir zuwendet. Mir bleibt keine Zeit, mein schnelles Tempo zu drosseln, daher stoße ich prompt mit ihm zusammen. Schnell erholt sich David Barclay von dieser Überraschung und wickelt seine Arme um mich herum. Im Handumdrehen hat er mich fest im Griff.
„Wie kommen Sie überhaupt darauf, ich sei mit ihr verlobt?“, fragt er stutzig. „Das habe ich mich bereits bei unserem letzten Gespräch gefragt.“
„Na, das liegt doch auf der Hand. Nun tun Sie doch nicht so unwissend. Der Schenkungsvertrag, der inkrafttritt bei einer Hochzeit, ist ja wohl aussagekräftig genug. Außerdem hat Ihre Mutter Mrs. Stephens bereits zu Ihrer Verlobten erklärt, als Sie noch im Krankenhaus lagen. Mehr muss ich wohl nicht dazu sagen.“
„Ich verstehe“, bemerkt er nur und sieht mich schmunzelnd an.
Ach ja? Wie schön für ihn. Ich verstehe nämlich herzlich wenig. Vielleicht könnte er mich ein wenig an seinem Wissen teilhaben lassen. Zum Beispiel hätte ich gern gewusst, warum er so tut, als wüsste er nicht, dass er verlobt ist. Und wieso umarmt er mich so fest und schnürt mir dabei die Luft ab?
Auf einmal spüre ich seine Lippen auf meinen. Fassungslos drücke ich ihn mit aller Kraft von mir und sehe ihn verstört an. Immer noch lächelt er mich unergründlich an, und ich bringe kein Wort heraus.
„Vielleicht machen wir später an dieser Stelle weiter“, sagt er ungehemmt und gibt mich wieder frei. Mit seinem Zeigefinger streicht er mir über die Wange und geht einfach weiter. Verwundert bleibe ich zurück. Ein paar Minuten stehe ich konsterniert da und sehe unentwegt zu der Stelle, wo David Barclay bis eben noch stand. Mein starrer Blick durchbohrt den Boden. Sollte ich bis eben noch nicht gewusst
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