Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
haben, wie ein schwarzes Loch entsteht, so weiß ich es jetzt.
„Es ist bemerkenswert auf welch untätige Weise du deiner Arbeit nachgehst. Oder weshalb stehst du hier rum?“ Veronica ist gerade aus dem Nichts erschienen und stört mich bei meinen Bohrungen. Ich antworte ihr nicht. Wie auch? Mein Mund spürt noch immer David Barclays Lippen und kann jetzt unmöglich zum Reden benutzt werden. Sie wirft ihr langes blondes Haar in den Nacken und geht wieder. Falls mir bis eben noch einiges unklar war, so ist mir jetzt schlagartig gar nichts mehr klar. Veronica ist es gelungen, Mr. Barclay zu einem Schenkungsvertrag zu überreden, der aber nur im Fall einer Heirat inkrafttritt. Und nun scheint Mr. Barclay von einer Verlobung mit ihr nichts mehr wissen zu wollen, obwohl seine Mutter mich bereits längst über diese Begebenheit aufgeklärt hat. Dann verlangt er auch noch von mir, dass ich alles vergesse, was ich über diese Schenkung weiß. Zu guter Letzt werde ich einfach so von ihm geküsst mit der Bemerkung, er würde jetzt endlich verstehen. Ich bin zutiefst verwirrt.
Die Mehrheit der Belegschaft hat bereits Feierabend gemacht. Ich sitze geistesabwesend auf einem Strohballen im Stall und streichle Clarks Kopf, den er schläfrig auf meinem Bein abgelegt hat. Eigentlich wartet zu Hause eine Menge Arbeit auf mich. Seit Tagen habe ich kein einziges Buch mehr in die Hand genommen und den Lernstoff der vergangenen Woche ziemlich vernachlässigt. Zu sehr haben mich die jüngsten Ereignisse hier auf dem Hof in Beschlag genommen. Mein schlechtes Gewissen nagt an mir. Aber nachdem, was sich heute Vormittag ereignet hat, wäre ich ohnehin unfähig, mir irgendetwas ins Gedächtnis einzuprägen. Die Bücher müssen also auf unbestimmte Zeit im Regal verstauben, bis ich das zermürbende Chaos, das mich umgibt, durchschaut habe.
Ich höre, wie sich Schritte von draußen nähern. Die Tür öffnet sich. Mein Herz beginnt zu rasen, als ich Mr. Barclay den Stall betreten sehe. Clark löst sich von meinem Bein und tapst erfreut zu seinem Herrchen. Mit einem kurzen Klopfen auf den Rücken begrüßt er seinen Hund. Trotzdem richtet er seine Aufmerksamkeit ganz und gar auf mich. Kein Wort fällt in diesem Augenblick. Aufgeregt erhebe ich mich von meiner Sitzgelegenheit und starre zu Mr. Barclay, der entschlossen auf mich zugeht. Schweigend greift er nach meiner Hand und führt mich zu einer ungestörten Stelle im Stallgebäude. Ich scheine willenlos zu sein, denn ich hindere ihn nicht daran, mich zu verschleppen. Bevor wir das andere Ende des Stalles erreicht haben, drückt er mich in eine leere Pferdebox und zieht die Tür hinter sich zu. Muss ich um mein Leben bangen? Gerade will ich etwas auf seine eigenmächtige Handlungsweise bemerken, als ich mich in seinen Armen wiederfinde.
„Jetzt würde ich gerne mit unserer Besprechung fortfahren“, flüstert er mir ins Ohr, und ich spüre mich zu Nutella schmelzen. Was auch immer jetzt geschieht, ich kann mich nicht wehren. Nutella hat schließlich keine Arme und Beine. Also genieße ich es einfach, als unsere Lippen sich zaghaft berühren. Für einen kurzen Moment schwebe ich davon. Berauscht lege ich meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss, der meine Knie zu Margarine werden lässt. Nach einer halben Endlosigkeit sehen wir uns eng umschlungen in die Augen.
„Es ist das erste Mal, dass du es geschafft hast, nichts zu sagen“, staunt er lächelnd. „Unter Umständen gelingt es dir, noch ein wenig länger zu schweigen und mir zuzuhören. Ich habe dir nämlich eine ganze Menge zu sagen.“
Es dürfte mir in meiner derzeitigen Lage gewiss nicht schwerfallen, ihn ungehindert reden zu lassen, da die neue Situation mir bereits eine Menge abverlangt. Zu sehr bin ich noch damit beschäftigt, meinen Knoten im Kopf zu entwirren. Das könnte gut und gerne noch eine Weile dauern. Bis dahin hat er sicher alles gesagt, was er mir sagen will. Wird auch langsam Zeit, dass sich alle Fragen klären. Fang doch gleich mal mit „Miss Stephiwonder“ an.
„Als Erstes möchte ich mich bei dir entschuldigen. Selbstverständlich kannst du Charly weiterhin betreuen. Ich bitte sogar darum. Nur du kannst ihn wieder heilen. Falls du mir jetzt eine Rüge erteilen möchtest, weil ich deine Unterhaltung mit Dr. Wilson so abrupt beendet habe, steht dir das natürlich frei. Aber ich bin mir sicher, dass ich dich vor seiner gewiss grauenhaften Kochkunst gerettet habe.“
Ich muss schmunzeln. Demnach
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