Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
unser gesamtes Vermögen zu überschreiben? Es war also bloß alles Theater?“
„Aber sicher doch“, antwortet Mr. Jones abgespannt und tupft sich mit einem Taschentuch ein paar Schweißperlen von der Stirn. „Der Schenkungsvertrag war nur ein Lockmittel, um Mrs. Stephens bei der Stange zu halten, nachdem sie beinahe das Handtuch geworfen hätte, als Miss Robertson plötzlich auf der Bildfläche erschien. Danach schien alles aus dem Ruder zu laufen.“
So, nun bin ich auch noch an allem schuld. Ich habe zwar einen ansatzweise zertrümmerten Schädel, aber das sieht ja hier auf einmal keiner mehr.
„Wenn Sie mich gleich gefragt hätten, Mr. Jones, und David nicht einen Maulkorb aufgezwungen hätten, dann wären Sie mit Ihren Ermittlungen ganz sicher schon ein großes Stück weiter“, bemerke ich erbost. „Ich kenne Veronica nämlich von früher und ihren fragwürdigen Lebenswandel auch.“
Alle starren mich an, als hätte ich gerade den großen Preis bei einem Derby-Rennen gewonnen.
„Aber warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt, Miss Robertson?“, wirft Mr. Jones nun vorwurfsvoll ein und wischt sich erneut den Schweiß aus dem Gesicht.
„Woher hätte ich wissen sollen, dass Ihre Ermittlungen sich um Veronica drehen? Kann ich etwa hellsehen?“, verteidige ich mich.
„Das ist ja wirklich unerhört!“, geht meine Tante nun dazwischen. „Mein lieber Mr. Jones, Ihre kleinen geheimen Aktivitäten hinter dem Rücken aller haben zu großen Verwirrungen geführt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir Mr. Barclay neben dem Liebestrank noch die Zaubersalbe verabreicht hätten. Möglicherweise hätte das böse Folgen gehabt.“
Ich rutsche auf meiner Liege wieder zurück und ziehe die Decke über mein Gesicht. Als ich sie wieder herunterlasse, bemerke ich, dass David und Mr. Jones fragend zu mir sehen. Davids verwirrter Gesichtsausdruck sagt mir, dass er zwar noch nicht ganz begreift, aber des Rätsels Lösung ganz dicht auf der Spur ist. Sobald er verstanden haben wird, was meiner Tante gerade ganz unschuldig herausgerutscht ist, wird er mit mir nie wieder was zu tun haben wollen. Ich würde mir auch nicht mehr über den Weg laufen wollen. Ich bin ja gemeingefährlich! Verbrennt mich auf dem Scheiterhaufen, das ist meine gerechte Strafe!
„Dann sollten Sie, sobald es Ihnen wieder besser geht, zu mir aufs Revier kommen“, sagt Mr. Jones zu mir, als habe er die Worte meiner Tante nicht vernommen. „Wir brauchen dringend Ihre Aussage, vielleicht stoßen wir so auf etwas, was uns weiterhilft. Sie erhalten weiterhin Personenschutz, Miss Robertson, und bitte laufen Sie nicht wieder vor unseren Kollegen davon.“
Ich nicke mit dem Kopf, denn ich habe meine Sprache noch nicht wiedergefunden. Dass meine Tante mich hier gerade bis auf die Knochen blamiert hat, muss ich erst mal verdauen.
Mr. Jones verabschiedet sich und geht. Ich sehe ihm nach und wünschte, er würde noch bleiben, denn jetzt möchte ich alles, nur nicht mit David allein sein. Aber zum Glück sind ja noch Mrs. Barclay und meine Tante im Raum.
„Sage mal, Roberta, das mit der Zaubersalbe musst du mir jetzt aber mal genauer erklären. Ich bin zu neugierig auf alle Rezepturen“, tuschelt Mrs. Barclay meiner Tante laut genug zu. Sie reden sich beim Vornamen an!
„Aber sicher doch, meine Liebe, gern.“
Meine Tante hakt sich bei Mrs. Barclay unter und sie verlassen, versunken in ein Gespräch, den Raum. Langsam entfernen sich ihre Stimmen und ich würde sie ziemlich gern begleiten. Auch David hat ihnen nachgesehen und schaut nun mit einem fragwürdigen Blick zu mir. Er lehnt an einem Sideboard, das an der Wand steht, und fährt sich erschöpft mit der Hand durchs Gesicht.
„Es ist nicht so, wie du denkst“, beginne ich zu sprechen. „Ich meine, es ist schon so, aber irgendwie doch nicht. Also eigentlich ist alles ganz anders. Meine Tante ist an allem schuld. Ich hab mit dieser ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. Plötzlich tauchte sie hier auf und alle tanzten auf einmal nach ihrer Pfeife. Ich weiß nicht, wie ihr das immer wieder gelingt, aber sie manipuliert alle Menschen und es fällt ihnen nicht mal auf. Dann kam sie auf diese verrückte Idee. Also, du weißt schon …“
David löst sich auf einmal vom Sideboard und schüttelt mit dem Kopf. Das führt dazu, dass ich den Faden verliere und nicht mehr weiß, was ich gerade noch sagen wollte. Daher verstumme ich und überlege einen Augenblick, was seine Geste zu
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