Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
dann ginge es mir erheblich besser. So aber muss ich damit leben, wie mit einem lästigen Pickel.
Hin und wieder besucht mich Jacob und erzählt mir alles, was sich auf dem Hof so zuträgt. Von David erzählt er seltsamerweise nichts. Aber im Grunde ist es mir recht so, denn es würde mich nur immer wieder unnötig aufwühlen. Da George in meiner Nachbarschaft wohnt, sehe ich ihn ziemlich häufig. In der Regel treffen wir uns zum Kaffee in meiner oder in seiner Küche. Wir sind gute Freunde geworden und er bringt mich hin und wieder zum Lachen. David ist auch zwischen uns kein Thema, somit habe ich nicht die geringste Ahnung, wie es ihm seit jenem Abend ergangen ist.
Aber immerhin werde ich von George regelmäßig über Charlys Befinden aufgeklärt. Auch Dr. Wilson fährt gelegentlich vorbei und sieht sich sein Bein an. Es ist schon so gut wie verheilt. Und wenn ich Dr. Wilsons Urteil Glauben schenken kann, dann dauert es nicht mehr lange und er kann wieder geritten werden. Ich bin wirklich froh, dass ich damals so um Charlys Leben gekämpft habe. Der Erfolg gibt mir Recht. Clark scheint es auch gut zu gehen, jedenfalls nimmt George das an. Er kann allerdings nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob Clark die Spaziergänge mit mir fehlen. Denn sein trauriger Hundeblick ließe durchaus darauf schließen.
Veronica wurde nach meiner Aussage bei der Polizei aufgrund eines glücklichen Zufalls verhaftet. Ein neuer Geschädigter meldete sich bei der Polizei und konnte Veronica zweifelsfrei identifizieren, jedenfalls wurde es mir so erzählt. Wie es sich genau zugetragen hat, weiß ich nicht. Es gab neue Beweise und mehr interessiert mich eigentlich auch nicht. Veronicas Komplize war im Übrigen eine Frau. Für eine Frau hatte sie allerdings einen ziemlich kräftigen Schlag. Die Beule auf meinem Kopf nahm noch ungeahnte Ausmaße an und ließ mich am selben Abend vorsichtshalber die Klinik aufsuchen.
Zum Glück war mit meinem Kopf alles in Ordnung, nur mein Herz ist seitdem erkrankt. Der Einbruch in meine Wohnung und die Episode mit dem Geisterfahrer gingen auf das Konto dieser Komplizin und sollten mir, wie ich es bereits vermutete, einen Schrecken einjagen. Eine dämliche Aktion, die letztendlich dazu führte, dass ich erst recht keine Ruhe gab. Ich wäre vielleicht gar nicht mehr zur Polizei gegangen, um gegen Veronica auszusagen. Da ich nun aber selbst zum Opfer wurde, blieb mir praktisch gar nichts anderes übrig.
Meine Handfertigkeiten stelle ich zurzeit intensiv auf die Probe. Mit meinen Mitschülerinnen übe ich regelmäßig das Handauflegen und stelle immer wieder besorgt fest, dass fast alle etwas dabei fühlen, wenn ich sie länger berühre. Jedenfalls behaupten sie das. Kann das denn sein? Ich würde es ja gerne an mir selbst ausprobieren, doch da funktioniert es leider nicht. Noch suche ich hoffnungsvoll nach einer Methode, die mir einen endgültigen Beweis liefern kann, doch langsam wird mir klar, dass es wohl keine abschließende Erklärung in diesem Fall geben wird. Es gibt nun mal Dinge im Leben, die sich auch mit rationalem Verständnis nicht erklären lassen. Das sollte ich einfach akzeptieren.
Heute ist mal wieder ein grauenvoller Morgen. Vor gut vier Wochen ist das Wetter umgeschlagen und seitdem extrem unbeständig. Meistens regnet es und wenn es mal nicht regnet, dann ist es bedeckt und trüb. Das steigert meine Laune auch nicht gerade. Die letzte Woche war ich mit Dr. Wilson viel unterwegs, denn die meisten seiner Patienten hier auf dem Lande sind nun mal Rinder und Schweine. Auch bei ihnen wende ich das Handauflegen an und Dr. Wilson schwört darauf.
Seiner Ansicht nach ist der Fall klar: Seitdem ich ihm bei der Behandlung seiner Tiere assistiere, haben seine Heilerfolge zugenommen. Dass meine Hände hieran maßgeblichen Anteil haben, daran lässt er keinen Zweifel. Und das erzählt er natürlich ungeniert herum. Wahrscheinlich ist es bereits in der ganzen Gegend bekannt, denn immer wieder erhalte ich Anrufe von Menschen, die sich von meinen Händen Heilung versprechen. In einem kann ich mir jedenfalls sicher sein: Wenn ich meine Ausbildung zur Heilpraktikerin beendet habe, wird das Wartezimmer meiner zukünftigen Praxis aus allen Nähten platzen. Das sind doch ganz gute Zukunftsaussichten.
Heute werden Dr. Wilson und ich wohl den größten Teil des Tages in seiner Praxis verbringen. Es haben sich ein paar Kleintierbesitzer angemeldet. Ein Kaninchen, zwei Vögel und ein Hund stehen
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