Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
sonst fällen sie das Todesurteil bereits jetzt über mich. Viel zu früh. Ich bin noch nicht bereit zu sterben.
Plötzlich kommt mir eine gute Idee.
„Also gut, ich werde gehen, aber nur, wenn du mir zuvor einen Gefallen tust, ohne Fragen zu stellen“, sage ich nun und reibe mir über meinen mutigen Vorstoß die Hände. Ich werde einfach offen heraus sagen, was ich von ihm möchte. Und er kann sich dazu seinen Teil denken. Da er Veronica ohnehin heiraten wird, ist doch jetzt sowieso alles egal. Ich muss nur noch meinen Kopf retten, um etwas anderes geht es hier nicht mehr.
„Und du versprichst mir, danach vernünftig zu sein?“, will er wissen.
Klar, war ich je etwas anderes?
„Ja.“
David nickt mit dem Kopf und signalisiert, dass er mir jeden Gefallen der Welt tun würde, nur um mich endlich von hier wegschaffen zu können.
„Ich möchte, dass du jetzt mit mir in den Saal gehst“, beginne ich mein Anliegen. „Dann werde ich dir ein Glas Rotwein übergeben und du musst nichts weiter tun, als daraus zu trinken. Meinst du, dass du dies für mich tun könntest?“, frage ich verunsichert. Ich kann mich auch irren, aber er sieht so aus, als würde er gleich zu lachen beginnen. Er drosselt seinen bevorstehenden Lachanfall zu einem amüsierten Lächeln.
„Möchtest du mich jetzt vergiften oder mit deiner schwarzen Magie verzaubern?“, fragt er spitzbübisch lächelnd.
Eher das Letztere. Jetzt sag einfach ja und frag nicht so blöd.
„Du hast mir versprochen, keine Fragen zu stellen.“
Er öffnet ohne ein weiteres Wort grinsend die Tür zum Saal und lässt mich zuerst eintreten. Ich gehe geradewegs zum Klavier und ergreife das Glas. David steht direkt hinter mir und nimmt es lächelnd entgegen. Die Musiker hören auf einmal auf zu spielen. Wissen die etwa auch schon Bescheid? So, jetzt fehlt nur noch ein Trommelwirbel. David hält das Glas in der Hand und schaut sich verwundert um. Ihm muss aufgefallen sein, dass alle Mitarbeiter, meine Tante, seine Mutter und nun auch noch die Band nervös zu ihm herüberschauen. Hoffentlich trinkt er schnell aus dem Glas, damit es endlich vorbei ist.
„Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, Jennifer, aber du wirst es mir später ganz sicher erklären“, sagt er fast drohend zu mir. Sein Lächeln ist verschwunden. Riecht er etwa Lunte? Schnell nicke ich mit dem Kopf, um ihn weiterhin gütlich zu stimmen. Später brauche ich dir nichts mehr zu erklären, weil dann sowieso alles gelaufen ist. Nun trink schon!
Er führt das Glas zum Mund und trinkt misstrauisch einen Schluck. Juhu, er hat es getan! Das reicht schon, mehr brauchst du nicht zu trinken. Ich bin gerettet! Die Musiker stimmen wieder ein Lied an und die Kollegen sind ganz außer sich vor Freude. Das wird David ganz sicher bemerkt haben, aber er sagt nichts und stellt das Glas wieder zurück auf das Klavier. Sofort nimmt er mich bei der Hand und zieht mich aus dem Saal. Auf dem Weg zum Ausgang halten uns plötzlich ein paar Gäste auf, die sich von David verabschieden wollen. Ich stehle mich heimlich in einem günstigen Augenblick davon, denn ich habe nicht die geringste Lust, mich von David heimfahren zu lassen. Auf Zehenspitzen schleiche ich den Flur entlang, als mir plötzlich Veronica den Weg versperrt.
„Du hättest nicht noch einmal wiederkommen sollen, du dummes Ding!“, sagt sie in einem überlegenen Ton zu mir. Ich bin weder dumm noch „Ding“, aber du bist gleich ohne Augen, weil ich sie dir nämlich auskratzen werde.
„Was ist, willst du mir etwa drohen?“, frage ich sie herausfordernd. Doch ich erhalte keine Antwort mehr, denn ein dumpfer Schlag auf meinen Hinterkopf sorgt dafür, dass ich in einen ungewollten Dornröschenschlaf falle.
Als ich wieder wach werde, habe ich einen ordentlichen Brummschädel und befinde mich in einem sehr elegant eingerichteten Kaminzimmer wieder. Meine Tante, Mrs. Barclay und David stehen neben meiner Liege und die halbe Belegschaft hat sich im Raum verteilt. Sie reden über mich und ich kann nur hoffen, dass sich niemand David gegenüber verplappert hat wegen dieser Liebestropfen. Ich sollte das Gespräch noch eine Weile verfolgen und meine Augen wieder schließen. Doch meine Tante lässt meine Täuschung auffliegen.
„Sie hat geblinzelt. Jennylein, endlich! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Wer hat dir das nur angetan?“
David beugt sich zu mir herab und sieht mich bekümmert an.
„Was ist denn passiert?“, fragt er mich. Als
Weitere Kostenlose Bücher