Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
erstens würde Jack so etwas Plumpes niemals tun (Wozu auch? Ein attraktiver Mann wie er könnte schließlich jede haben.), zweitens bin ich erwachsen genug, um zu wissen, welche Konsequenzen mein Handeln nach sich ziehen wird. Also wach endlich auf und geh, und zwar schnellstens!
Warum ich jetzt aber meine Augen schließe und immer noch hoffe, geküsst zu werden, ist mir nicht ganz klar. Auf einmal ist es passiert: Warme, weiche Lippen berühren meinen Mund und küssen mich so zart wie eine Feder im Wind. Mir gelingt es nicht, den Kuss zu erwidern, und ich versteife zu einem Stück Metall. Oh Gott, ich hab′s wirklich versuchen wollen, aber ich kann nicht. Meine Gedanken schweifen ständig ab und dieser Kuss hat mich geradewegs in die Realität zurückgeholt.
Jack unterbricht seine Bemühungen und sieht mich mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck an. Oh weh, jetzt habe ich ihn enttäuscht.
„Du bist wohl einfach noch nicht so weit“, stellt er nun richtig fest und gibt mich wieder frei. Er fährt sich durch die Haare und dreht sich von mir weg. Mist, jetzt hab ich′s geschafft: den zweiten Mann vergrault. Ich hab einen Verschleiß, das ist ja sträflich.
„Es tut mir wirklich leid“, sage ich und fühle mich wie eine gemangelte Tischdecke. Ich dampfe noch, bin aber verspannt, als hätte er Bügelsteife auf mich gesprüht.
„Bitte hör auf, dich ständig zu entschuldigen“, sagt er ziemlich gequält. „ Ich müsste mich entschuldigen.“
„Aber nicht doch, ich …“, sage ich und verstumme sogleich wieder, denn er hebt seine Hand und gibt mir somit ein Zeichen, nichts mehr zu sagen. Dabei hätte ich ihn jetzt gerne mit einem Redeschwall übergossen, denn so mogle ich mich immer wieder erfolgreich aus unangenehmen Situationen heraus. Mir war gar nicht bewusst, dass man mich am Reden bereits hindern kann, bevor ich richtig losgelegt habe.
„Es gibt etwas, was ich dir sagen muss“, beginnt Jack seinen Satz. Wenn jemand sein Plädoyer mit diesen Worten eröffnet, dann hat dies in der Regel zu bedeuten, dass es eine längere Ausführung wird. Daher setze ich mich wieder zurück auf meinen Stuhl am Tisch und schaue ihn abwartend an. Endlich gehen zu können, kann ich getrost vergessen. „Ich hätte es dir längst sagen müssen, mit dir darüber sprechen müssen, aber ich hab es einfach nicht fertiggebracht. Du warst gerade dabei, ihn zu vergessen, dich in der Praxis gut einzuarbeiten. Die Patienten vertrauen dir und du leistet sehr gute Arbeit. Ich wollte nur, dass du zur Ruhe kommst.“
„Wovon sprichst du eigentlich?“, frage ich Jack, denn noch scheint der Inhalt seiner Worte keinen Sinn für mich zu ergeben. Jack begibt sich zu dem Schrank, der so wuchtig ist, dass er das Esszimmer beinahe komplett ausfüllt, und zieht eine Schublade auf. Seine Hand greift beinahe widerwillig in die Lade hinein und zieht ein Stück Papier hervor.
„Dieses Schreiben habe ich bereits vor einigen Wochen empfangen. Ehrlich gesagt ist es kurze Zeit, nachdem du bei mir angefangen hattest, eingetroffen. Es ist von Mrs. Barclay.“
Meine Kehle schnürt sich gerade zu und das Atmen fällt mir schwer. Warum wühlt es mich so auf, wenn ich diesen Namen höre?
„Als du seinerzeit bei mir nach einer Anstellung gefragt hattest, war mir sofort klar, dass mit dir und David Barclay etwas schiefgelaufen war. Schließlich kann ich eins und eins zusammenzählen. Ich hatte dich aber nicht eingestellt, um dich sofort danach wieder an die Familie Barclay zu verlieren. Schließlich leistest du wertvolle Arbeit und bereicherst mein Team. Mrs. Barclay bat in diesem Schreiben darum, dass ich dich entlasse, damit du wieder deiner Arbeit auf dem Hof nachgehen könntest. Sie meinte, du würdest bei mir nicht glücklich werden und du hättest auf dem Hof noch etwas zu erledigen, denn es gäbe da noch etwas zu klären. In Klammern setzte sie das Wort ‚Liebestrank‘. Weißt du, was sie damit meint?“
Meine Wangen beginnen zu glühen. Was soll ich denn darauf jetzt sagen? Ich schüttle nur mit dem Kopf und schaue auf den Boden. Jack nimmt mein Kopfschütteln zur Kenntnis und fährt mit dem Zeigefinger über den Brief.
„Hier schreibt sie, dass ihr Sohn zwar gegen deine Wiedereinstellung sei, sie aber durchaus die Macht habe, sich über die Entscheidungen ihres Sohnes hinwegzusetzen. Er wisse ohnehin zurzeit nicht, was richtig oder falsch sei. Daher habe sie jetzt vorübergehend die Leitung des Betriebes übernommen. Solltest du
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