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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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ein wenig mindern, aber Wunder kann ich an dir jetzt auch nicht mehr vollbringen, Jennylein. Jedenfalls nicht in der kurzen Zeit. Hätte ich gewusst, dass du dich so hängenlässt, wäre ich vor vier Wochen überhaupt nicht abgefahren.“
    „Aber ich habe mich nicht hängenlassen …“
    „George, ich habe hier eine Liste mit Dingen, die ich dringend benötige“, sagt sie zu ihm und ignoriert meinen Protest. „Könntest du bitte so freundlich sein und sie mir auf schnellstem Wege besorgen?“
    Mit den Kartoffeln auf den Augen sehe ich leider nicht, welchen Gesichtsausdruck George jetzt gerade macht. Denn so wie ich meine Tante kenne, stehen auf diesem Zettel vollkommen hirnverbrannte Zutaten für irgendeine kranke Mixtur.
    „Haben Sie etwa wieder vor, einen Zaubertrank zu mischen?“, fragt George und scheint seine Frage vollkommen ernst zu meinen. Sein Tonfall klingt beinahe begeistert. Sofort nehme ich die Kartoffeln von den Augen, um zu überprüfen, ob Georges Gesichtsausdruck mit dem Klang seiner Stimme deckungsgleich ist. Ich kann nicht glauben, dass er euphorisch die Zutatenliste − für was auch immer − überfliegt.
    „Die bleiben drauf!“, schimpft meine Tante und legt mir die Kartoffelhälften wieder auf die Augen. Dann scheint sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf George zu verlagern und erklärt ihm, dass es sich diesmal allen Ernstes um die Zutaten für einen Anti-Aggressions-Trank handele. Schließlich habe der Liebestrank seine Wirkung nicht entfalten können, weil David Barclay besessen war von überschießenden negativen Gefühlen. Diese würden ihn emotional blockieren. Um eine nachträgliche Wirkung des Liebestrankes zu erreichen, müssten jene Blockaden mit dem Anti-Aggressions-Trank aufgelöst werden. Ich schieße wie eine Rakete in die Höhe, sodass die Kartoffelhälften durch den Raum sausen und gegen meinen Fernseher donnern, um dort einen schmierigen Film zu hinterlassen, kurz bevor sie auf dem Laminat aufplumpsen.
    „Neiiiiin!“, rufe ich verzweifelt. „George, gib mir sofort die Liste her. Ich werde sie verbrennen.“
    Doch George zieht den Zettel zu sich heran, als ich nach ihm greifen will, und faltet ihn zusammen.
    „Ich werde mich dann mal sofort auf den Weg machen“, sagt er nur und ignoriert, dass ich puterrot angelaufen bin und jeden Augenblick wie ein umfallender Spiegel zerspringe. Entschlossen geht er zur Tür und ich schaue ihm sprachlos nach. Für einen kurzen Moment keimt in mir die Hoffnung auf, er werde sich wieder umdrehen und mir sagen, dass er die Idee einfach grotesk finde und Roberta ganz sicher eine Schraube locker habe. Aber stattdessen öffnet er die Haustür und nickt meiner Tante von dort aus anerkennend zu.
    „Gut, dass Sie wieder hier sind, Mrs. Robertson.
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich auf meine Tante eingeredet habe, sofort wieder abzureisen. Aber sie nahm meine Beschwörungen nicht ernst und behauptete sogar, dass ich selbst gar nicht wisse, wie dringend ich ihre Hilfe brauche. Als wir das geklärt hatten und ich begriff, dass die Chance, sie wieder loszuwerden, auf die Größe eines Atoms geschrumpft war, ergab ich mich einfach meinem Schicksal.
    „Du wirst jetzt auf der Stelle zu den Barclays fahren und um deine Wiedereinstellung bitten“, befiehlt mir meine Tante. Ich nicke nur und erspare mir weitere Widerworte, da sie ohnehin nur an ihr abgeprallt wären. Mit dem einen Auge schiele ich bereits auf meine Bücher und nehme mir vor, meiner Tante das Gefühl zu geben, alles zu tun, was sie mir aufdiktiert. Stattdessen jedoch plane ich, zum See zu gehen und in der herrlichen Sonne, die seit einigen Tagen wieder mal zum Sonnenbaden einlädt, in meine Bücher zu schauen. Ich habe eine Menge Lernstoff nachzuholen.
     
    Zwei Stunden später sitze ich am Ufer des Sees und strecke mein Gesicht der Sonne entgegen. Dabei überlege ich, wo ich übergangsweise wohnen könnte, bis meine Tante sich entschließt, wieder abzureisen. Vollkommen unmöglich, die kommenden Tage mit ihr unter einem Dach zu leben. Ich brauche jetzt meine Ruhe zum Lernen und solange sie da ist, werde ich nicht eine Sekunde meinen Seelenfrieden finden. Vielleicht könnte ich George fragen, aber der hat sich ja quasi mit meiner Tante verbrüdert. Meine Konzentration lässt nach und ich gebe mich dem Wohlgefühl hin, das sich langsam in mir ausbreitet, denn die Wärme der Sonne auf meiner Haut lässt mich schläfrig werden. Ich lasse meinen Oberkörper ins Gras sinken und es dauert

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